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Giunti Editore übernimmt den Bompiani Verlag. Damit ist die Neuordnung des italienischen Verlagswesens zu einem vorläufigen Abschluss gekommen.

 

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Neuer Herr im Mailänder Haus: Giunti CEO Martino Montanarini aus Florenz

Mailand – Der traditionsreiche Buchverlag Bompiani, der zuletzt zur Mondadori Gruppe gehört hatte, wird zum Preis von 16,5 Millionen Euro von Giunti Editore (Florenz) übernommen. Darauf einigten sich die Verhandlungspartner jetzt in Mailand. Im Oktober vergangenen Jahres hatte die Übernahme der Gruppe des RCS-Buchverlages durch Mondadori eine kräftige Umverteilung der Eigentumsverhältnisse in der Verlagslandschaft ausgelöst. Dabei hatten die Marken Rizzoli, Bompiani, Fabbri, Sonzogno und Marsilio für 127,5 Millionen Euro ihren Besitzer gewechselt und so Mondadoris führende Stellung im italienischen Buchhandel mit nun 35 Prozent Marktanteil kräftig ausgebaut. Der Verkauf wurde von der Aufsichtsbehörde zur Marktkonzentration schließlich nur unter bestimmten Auflagen genehmig. Zu denen gehörte, dass Mondadori zwei Marken aus RCS-Libri wieder abstoßen musste. Die Familie De Michelis, Gründer des venezianischen Marsilio Verlages, konnte daraufhin im Juli von Mondadori die Mehrheit der Verlagsanteile zurückkaufen. Mit der Übernahme von Bompiani durch Giunti ist die Neuordnung des italienischen Verlagswesens vorläufig zu einem Abschluss gekommen.

An Bompiani waren allerdings auch andere interessiert: Feltrinelli oder Il Saggiatore zu Beispiel, aber vor allem die Mailänder Verlagsgruppe GeMS (Mauri Spagnol), die nach dem Rizzoli-Deal mit rund neun Prozent Marktanteilen den zweiten Platz hinter dem Verlagsriesen Mondadori belegt hatte. Aber offensichtlich wollte man bei Mondadori – die Gruppe gehört zum Firmenimperium von Silvio Berlusconi – die Konkurrenz klein halten. Giunti erreicht jetzt zusammen mit Bompiani ebenfalls neun Prozent Marktanteil. Zur Stärke des Florentiner Verlages gehört zudem eine Kette von 190 kleinen Buchhandlungen und Verkaufsstellen („Giunti al punto“).

Erleichterung in Mailand

Das Haus aus Florenz hatte in den vergangenen Jahre durch Übernahme einiger mittelständischen Verlage seine Stellung vor allem im Sach- und Schulbuchbereich ausgebaut. Mit Bompiani, das nach ersten Erklärungen aus Florenz als Marke weiterhin mit Mailand als Standort erhalten bleiben soll, möchte man nun auch die Belletristik stärken. Wobei die von Mondadori eingesetzte Bompiani-Cheflektorin Beatrice Masini unter den neuen Herren vorerst an ihrem Platz bleiben wird. Was in Mailand mit einer gewissen Erleichterung aufgenommen worden ist.

Die Übernahme von RCS-Libri durch Mondadori hatte auch viele Autoren verstört. Umberto Eco, Sandro Veronesi und andere gründeten daraufhin zusammen mit der ehemaligen Cheflektorin von Bompiani Elisabetta Sgarbi den neuen Verlag La Nave di Teseo. Eco brachte dabei kurz vor seinem Tod, ein Teil seiner Titel – die, deren alleinige Rechte er hatte – in den neuen Verlag ein. Elisabetta Sgarbi hatte nun ihrerseits versucht, Bompiani von Mondadori zu übernehmen, auch um den Katalog der Bücher von Eco wieder zusammen zu führen. Vergeblich. Ein früherer Bompiani Autor wie Andrea De Carlo war nach dem Mondadori-Coup ebenfalls geflüchtet – zu Giunti nach Florenz, wo gerade in diesen Tagen sein neuester Roman „L’imperfetta meraviglia“ erscheint. Nun trifft er die alten Kollegen wieder.

Siehe auch auf Cluverius: Mondadori schluckt die Buchabteilung der RCS-Mediengruppe