Auf dem Lago Maggiore


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Die Isola Bella vom Boot aus auf dem Weg von Arona nach Locarno

Arona, Mitte August – Es ist Feiertag, vor der Kasse der Schifffahrtsgesellschaft stehen Touristen Schlange. Die meisten wollen nur ein Ticket zur Isola Bella. Das Boot für eine Seetour nach Locarno dagegen legt pünktlich um 10 Uhr 15 ab. Wer rechtzeitig gekommen ist, hat noch Platz auf dem offenen Oberdeck gefunden. Wer in Stresa zusteigt, muss sich arrangieren. Früh schützt sich vor brennender Sonne, der sich jetzt eincremt. Am westlichen, piemontesischen Ufer, an dem das Boot bis auf zwei Abstecher gegenüber (Angera, Luino) entlang fährt, zeugen gründerzeitliche Villen ebenso wie grandiose aber auch etwas in die Jahre gekommene Hotelbauten vom Luxustourismus aus der Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Als hier der europäische Geldadel und auch so manche gekrönte Häupter zur Sommerfrische anreisten.

Jetzt locken Musikfestivals (Stresa, Verbania) Urlauber an. Ebenso laden Parkanlagen in diese von einem milden Klima so gesegneten Gartenlandschaft. 66 Kilometer lang zieht sich der See von der Lombardei bis zum Tessin hin. Auf Deutsch heißt er deshalb Langensee, die Römer nannten ihn Verbanus. Majestätisch leuchten am Horizont die Alpen. Vom Boot aus sind am Ufer zunehmend Spuren der Zersiedlung durch Wochenendhäuser und Feriensiedlungen zu sehen. Sie nehmen nach der Grenze zur Schweiz sprunghaft zu. Bausünden gibt es überall, doch gerade im Tessin spricht man dem Beton anscheinend ästhetische Qualitäten zu, als wäre es Marmor.

Nur kurz war der Halt in Luino

Am frühen Nachmittag erreicht das Boot mit etwas Verspätung Ascona unter dem Monte Verità und dann Locarno. Auf der vereinsamten Piazza Grande stehen noch Stühle gestapelt, gerade erst ist das Filmfestival zu Ende gegangen. In der am Nachmittag wie ausgestorbenen Altstadt suchen nur verstreut Touristen nach einem schattigen Platz in einer Bar. Im neuerlichen Gedrängel versucht man wenig später am Bahnhof im Panoramaexpress einen Fensterplatz zu ergattern. Durch die beeindruckende Gebirgslandschaft der Centovalli geht es über hohe Brücken auf schmalen Schienen nach Domodossola, wo Partisanen Im September/Oktober 1944 die antifaschistische „Repubblica dell’Ossola“ gegründet hatten. Heute können Touristen hier in die schmuddeligen Züge der italienischen Nordbahn FN (oder in die etwas komfortablen Freccia Bianca der FS) umsteigen.

Nachtrag. Kurz war der Halt in Luino. Nur wenige Reisende wollten aus- oder zusteigen. Wer wusste schon an Bord, dass hier im Krankenhaus ein Kollege, Günther Depas, lange Zeit Wirtschaftskorrespondent der Tageszeitung „Die Welt“ in Italien um sein Leben rang. In der Nacht zum 23. August ist er im Alter von 85 Jahren gestorben. Ciao Günther.