DER ERSTE WELTSTAR UNTER DEN DIRIGENTEN


Vor 150 Jahren wurde Arturo Toscanini geboren. Gefeiert wird in Italien und auch in den USA. Das Scala-Museum widmet ihm eine kleine Ausstellung

Arturo Toscanini (1867-1957) am Flügel in seiner Wohnung in New York

Arturo Toscanini (1867-1957) am Flügel in seiner Wohnung in New York

Mailand – Am 25. März 1867 wurde Arturo Toscanini im norditalienischen Parma als Sohn eines Schneiders geboren. Früh entdeckte man sein musikalischen Talent. Italien feierte nun seinen 150. Geburtstag. Mittelpunkt war Mailand, wo an der Scala Riccardo Chailly ein Konzert zu seinen Ehren unter anderem mit der 7. Symphonie von Beethoven dirigierte. Dem umjubelten Abend wohnte neben dem Kulturminister auch der italienischen Staatspräsident bei. Veranstaltungen gab es auch in Parma, Bologna und New York. Derweil ist noch im Museum des Teatro alla Scala eine Ausstellung über das Leben und den Mythos von Arturo Toscanini zu sehen. 

Bereits als Neunjähriger bekam der junge Toscanini ein Stipendium für ein Cello-Studium und eine Ausbildung in Komposition. Als Neunzehnjähriger ersetzte er während einer Brasilien-Tournee des königlichen Orchesters von Parma den Kapellmeister, der sich im Streit mit den Musikern zurückgezogen hatte, und dirigierte frei aus dem Gedächtnis eine Aufführung der Aida. Damit begann eine Dirigenten-Karriere ohne gleichen, die ihn an die wichtigsten Bühnen Europas und Amerikas führte.

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Toscanini bei einer Palästinareise 1938 am Toten Meer

Arturo Toscanini war der erste Weltstar unter den Dirigenten. Keiner vor ihm hatte so hohe Anforderungen an Musiker und Sänger gestellt. Unter ihm liefen Orchester jeweils zur Höchstform auf. Er war berüchtigt wegen seiner Strenge und seiner Werktreue. In der kleinen Ausstellung im Mailänder Scala-Museum kann man unter anderem an digitalen Installationen mit Originalpartituren aus dem Ricordi-Archiv verschiedene Interpretationen von Opern- und Symphonieaufführungen vergleichen. Die Ausstellung spürt mit Videos, Fotos und vielen Dokumenten dem Leben, der Karriere und dem Mythos von Arturo Toscanini nach.

Ein Symbol, an dem sich alle messen

Scala-Intendant Alexander Pereira sagt im Gespräch, Toscanini habe einen neuen Qualitätsstandard gesetzt, hinter dem man nicht mehr zurück gehen könne. Außerdem habe er in der Zeit, in der er gewissermaßen Generalmusikdirektor der Scala war, praktisch jedes Jahr eine neue Oper heraus gebracht. „Das heißt, der ganze Verismo ist ohne Toscanini fast undenkbar.“ Zudem habe er Wagner in Italien durchgesetzt. Und schließlich sei er zu einem Symbol geworden, an dem sich heute alle messen. „Wir machen gerade einen großen Puccini-Zyklus mit unseren Chefdirigenten Riccardo Chailly. Und der schaut natürlich auch genau hin, was ist die Tradition, die sich seit Toscanini entwickelt hat.“

Politische Zeichen

Toscanini hatte nicht nur musikalische Maßstäbe vorgegeben, sondern auch politisch Zeichen gesetzt. Er widersetzte sich brüsk etwa Hitlers Werben, der ihn nach Bayreuth holen wollte. Ebenso weigerte er sich im Italien Mussolinis, bei Opern und Konzerten die faschistische Parteihymne zu spielen – in Bologna wurde er deshalb von erbosten Parteianhängern geohrfeigt. 1939 emigrierte er schließlich in die Vereinigten Staaten von Amerika. Nach dem Krieg kehrte gelegentlich nach Italien zurück und dirigierte u.a. in Mailand das Eröffnungskonzert nach dem Wiederaufbau der Scala 1946. Eine Ernennung zum Senator auf Lebenszeit lehnte er ab. Arturo Toscanini starb 1957 in New York.

Arturo Toscanini. La vita e il mito di un maestro immortale. Museo Teatrale alla Scala bis 4.6. Zur Ausstellung ist auch ein Katalogbuch bei Rizzoli erschienen, das Harvey Sachs und Franco Pulcini herausgegeben haben.