EIN BUNTES BILD VON ITALIEN


Lebensqualität (1): Mailand an erster Stelle im Ranking der Zeitung il sole 24 ore

© Cluverius

Blauer Himmel über Mailand, die Stadt mit der höchsten Lebensqualität in Italien – Garibaldi-Denkmal auf der Piazza Cairoli, im Hintergrund das Castello Sforzesco

Mailand – Im Index, mit dem das Wirtschaftsblatt il Sole 24 ore jedes Jahr die Lebensqualität in den gegenwärtig 107 Stadtkreisen (Provinzen) Italiens misst, lagen bislang immer kleinere oder mittlere Städte wie zuletzt Belluno oder früher Ravenna ganz vorne. Jetzt ist es zum ersten Mal einer Großstadt gelungen, an die erste Stelle zu rücken: Mailand. Es folgen Bozen, Aosta, Belluno und Trento. Rom liegt auf dem 21. Platz vor Florenz (22.). Venedig findet man an Stelle 34, Turin an 38, Neapel an 94. Am Ende stehen Taranto und Foggia (beide Apulien) und schließlich Vibo Valentia (Kalabrien).

Die Kriterien für das Ranking werden in sechs Hauptbereichen gewonnen: Reichtum und Konsum, Wirtschaft und Arbeit, Umwelt und Dienstleistungen, Demographie und Gesellschaft, Justiz und Sicherheit, Kultur und Freizeit. Die jeweils sind wiederum in sieben Untergruppen gegliedert. Die statistischen Daten werden im Pro-Kopf-Verhältnis zur Einwohnerzahl gemessen.

In Rom streitet man gerne vor Gericht

Eine differenzierte Betrachtung der Ergebnisse der Untersuchung zur Lebensqualität in Italien zeigt ein durchaus vielschichtiges und buntscheckiges Bild des Landes, wenn man etwa die Untergruppen betrachtet. Cagliari, Landeshauptstadt der armen Region Sardinien, liegt auf dem 6. Platz im Bereich Kultur und Freizeit und ist Dritter, was die Zahl der Buchhandlungen angeht. Macerata (Marken) ist Vierter bei der Anzahl von Wirtschaftsunternehmen, hier führt Grosseto (Toskana). Rom ist Erster beim Verkauf von Wohnungen aber letzter bei juristischen Streitigkeiten – das heißt, nirgendwo werden so viele Zivilprozesse angezettelt wie in der Hauptstadt. Die Prozessdauer ist in Ferrara (Emilia Romagna) am kürzesten.

Keine Stadt ist demographisch jünger als Neapel, zugleich weist sie die geringste Lebenserwartung bei Geburt aus – die höchste haben die Kinder in Florenz. Die Bürger von Verona geben am meisten Geld für Kulturveranstaltungen aus. In Ascoli Piceno (Marken) gibt es die meisten Kinoplätze – immer pro Kopf der Einwohner gerechnet. Es überrascht dagegen weniger, dass die Jugendarbeitslosigkeit im norditalienischen Bozen (6 Prozent) am geringsten ist und im süditalienischen Reggio-Calabria (57,5 Prozent) am höchsten.

Mailands Stärken und Schwächen

Gesamtsieger Mailand liegt in den Hauptbereichen vorne bei Reichtum und Konsum, ist Zweiter bei Umwelt und Dienstleistungen (hinter Triest), nur Sechster bei Wirtschaft und Arbeit – was zeigt, dass sich die Stadt heute nicht mehr allein durch Ökonomie und Finanzwelt definiert. Es ist Zehnter bei Kultur und Freizeit, belegt bei Demographie und Gesellschaft den 21. Platz und bei Justiz und Sicherheit gar nur Position 91. Vielleicht weil hier mehr Verbrechen etwa der Kleinkriminalität angezeigt werden als anderswo?

Zum Dossier von il sole 24 ore

Siehe auch auf Cluverius Lebensqualität (2): „Quicklebendig und international“