EINE BIENNALE DER ENTDECKUNGEN


Bei einer Ausstellung in Rom wurde der 7. VAF-Kunstpreis vergeben

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Doppelvideo „Niendorf (The Damaged Piano)“ von Valerio Rocco Orlando – ausgezeichnet mit dem VAF-Kunstpreis 2016

Rom (Macro Testaccio bis 29.5.) – Die deutsche Stiftung VAF (Volker und Aurora Feierabend), die eine bedeutende Sammlung italienischer Kunst der Moderne und der Gegenwart besitzt, hat in diesem Jahr zum siebten Mal einen Förderpreis für junge Künstlerinnen und Künstler aus Italien vergeben. Die Endauswahl von 15 Arbeiten ist jetzt in dem suggestiven Ambiente des Testaccio-Kulturzentrums im ehemaligen Schlachthof von Rom zu sehen. Ausgestellt werden Gemälde, Zeichnungen, Collagen, Installationen sowie Video- und Fotoarbeiten. Sie belegen nicht nur die formelle Vielfalt einer in den vergangenen Jahren gleichsam wiedererwachten italienischen Szene, sondern auch ihre hohe Qualität. Den diesjährigen Preis – 15000 Euro sowie Ankauf des Werkes durch die VAF-Sammlung – erhielt der in Berlin lebende Dramaturg und Künstler Valerio Rocco Orlando aus Mailand mit einer Videoarbeit, in der sich die Geschichte eines alten Klaviers mit einer musikalischen Recherche des Komponisten Michael Nyman verbindet.

Klanginstallation zum Verlust der Wälder

Eine „Biennale der Entdeckungen“ nennt Klaus Wolbert die seit 2003 alle zwei Jahre durchgeführte Veranstaltung. Der Präsident der VAF-Stiftung hat die Ausstellung in Rom kuratiert. Ziel der Stiftung (Sitz in Frankfurt) ist die Förderung italienischer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Zu den Entdeckungen gehören in diesem Jahr sicher auch der Neapolitaner Roberto Pugliese mit einer Klanginstallation etwa zum weltweiten Verlust von Wäldern, Andrea Mastrovito aus Bergamo, der Zeichencollagen voller historisch-literarischer Anspielungen schuf, oder die Performancekünstlerin Mona Lisa Tina aus Bologna, die das Thema Umgang mit Tieren in einer auf den Ausstellungsort zugeschnittenen Aktion beeindruckend umsetzte.

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Eine Maskenarbeit des Südtiroler Michael Fliri

Die junge italienische Kunst internationalisiert sich zunehmend und überwindet frühere provinzielle Tendenzen. Die Künstlerinnen und Künstler der Preisausstellung leben und arbeiten teilweise in New York wie in Berlin, oder sie haben im Ausland (England, Niederlande, Österreich) studiert. Sie widmen sich oft weltweiten Fragestellungen und nehmen entsprechend formelle Herausforderungen an. Diesen Trend, der gerade auf Messen und Ausstellungen deutlich wird, hatte der VAF-Kunstpreis bereits in den vergangenen Ausgaben aufgespürt. Möglich wurde und wird dies auch durch die strenge Methode der Auswahl. Aus einem Kreis von rund 100 Bewerbungen von Künstlerinnen und Künstler unter 40 Jahren werden rund 40 Anwärter gefiltert, die dann die Mitglieder des sechsköpfigen Preiskomitees – Fachleute aus Deutschland wie aus dem Ausland – in ihren Ateliers besuchen. Danach wird die Endauswahl von 15 Kandidaten getroffen, die man zur Preisausstellung einlädt. Dem VAF-Kunstpreis, mit dem sich der inzwischen 82jährige Stifter, der in Mailand lebende Textilunternehmer Volker W. Feierabend ein kleines Denkmal gesetzt hat, geht es dabei nicht nur um das einzelne Werk, sondern ebenso um die Beziehung der Künstler zu ihrer Arbeit.

VII Edizione Premio Fondazione VAF. Macro Testaccio, Rom. Bis 29. Mai. Katalog (zweisprachig deutsch/italienisch) 34 Euro. Info: www.museomacro.org bzw. VAF-Kunstpreis

Die Ausstellung wird unter dem Titel „Aktuellen Positionen italienischer Kunst“ anschließend in der Stadtgalerie Kiel (10.6. bis 28.8.) und in den Kunstsammlungen Chemnitz (10.11. bis 12.2.2017) gezeigt.

Siehe dazu auch im Archiv von Cluverius ein Porträt von Volker W. Feierabend