Umberto Eco gegen Twitter


Mailand. An Ehrungen fehlt es einem Umberto Eco sicher nicht. Dennoch hat er mit sichtbarem Vergnügen die Verleihung des Titels eines Ehrendoktors der Universität Turin angenommen. Von der Universität, an der er 1954 mit einer Dissertation über Thomas von Aquin seine wissenschaftliche Laufbahn begonnen hatte. Es ist wohl insgesamt der 40. (oder bereits schon der 41.?) Ehrendoktor für den 83jährigen Wissenschaftler und Literaten. Der erste wurde ihm 1985 von der Katholischen Universität Löwen (Belgien) verliehen. In Turin bekam er den „h.c.“ jetzt für seine Verdienste um die „Kommunikation und Medienkultur der Universität“.

In seiner „lectio magistralis“ las er den sozialen Netzwerken die Leviten. Sie würden „einer Horde von Hornochsen“ Rederecht zugestehen, die früher nur in den Kneipen nach einem Glas Wein ihre Stimme erhoben hätten. Das Internet habe den „Dorftrottel zum Verteidiger der Wahrheit“ gekürt. Dass er keinen Twitter-Account habe – auch wenn es Reihenweise Fakes mit seinem Namen gäbe – sage bereits deutlich, was er von diesem „Dienst“ halte. „Wie kann ich sicher sein, ein follower von Rita Hayworth zu sein, und nicht von einem Carabinieri-Feldwebel, der so tut, als sei er Rita Hayworth?“ Eco forderte gerade die Zeitungen auf, sich kritisch mit den Internetdiensten zu beschäftigen, statt sich von ihnen „kannibalisieren“ zu lassen. (1. Juli 2015)