FLÜGEL, DIE NICHT TRAGEN


Die Gedichte von Antonia Pozzi endlich auch auf Deutsch

Es war für die Antonia Pozzi, die 1912 in Mailand auf die Welt kam, ein Leben „unter herbstlichen Farben“ und in schwierigen Zeiten. Vor dem Hintergrund des Faschismus und belastet mit einer Liebe, die zu schwer war für sie. 1938, als auch Italien Rassengesetze erließ, hat sie ihr Leben, obgleich Nichtjüdin, nicht mehr tragen können und wählte mit 26 Jahren den Tod. Die aus einer wohlhabenden Familie stammende Literatin (und Fotografin) Antonia Pozzi, die über Flaubert promovierte und Rilke im Original las, hinterließ mehre Hundert Gedichte. Ihr Vater gab nach ihrem Tod nur einen kleinen und von ihm stark bearbeiten Teil zum Druck frei. Viel später, in den 1980er-Jahren, wurde dann Antonia Pozzis gesamtes lyrisches Werk mit seinem Montale verwandten existenzialistischen Grundton sichtbar. Und erst jetzt kann man es durch die von Gabriella Rovagnati einfühlsam übersetzt und herausgegebene Auswahl auch im deutschen Sprachraum kennen lernen. Es war ein Schreiben gegen das Aufgeben, ein Dichten gegen den Todesdrang. Und dann, wie „Vögel,/ die ihre Flügel nicht mehr tragen“, blieb die Kraft des Schreibens aus.

Antonia Pozzi, Parole/Worte. Gedichte. Italienisch/Deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Gabriella Rovagnati. Wallstein Verlag Göttingen 2008. 336 Seiten, 24 Euro