im Theater: Uomini e no


Die neue Bühnenfassung von Vittorinis Roman über den Mailänder Widerstand in der Regie von Carmelo Rifici im Piccolo Teatro

copyright Piccolo Teatro/Masiar Pasquali

Mit der Tram durch den Mailänder Widerstand – Bühnenbild für „Uomini e no“

Mailand (Piccolo Teatro) – Elio Vittorini schrieb in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs einen Roman über den Widerstand in Mailand, der kurz nach der Befreiung unter dem Titel „Uomini e no“ (Dennoch Menschen) erschien. Der Roman erregte inhaltlich (wegen seiner Nähe zum Geschehen im Winter 1944) und formal (eine stark dialogisierte Erzählweise, typenhafte Schilderung der Personen) Aufsehen und wurde zum Symbol für eine neue, engagierte Literatur. Heute ist er fast vergessen. Das Piccolo Teatro bringt ihn jetzt mit einer neuen Bühnenfassung von Michele Santeramo – eine erste gab es bereits in den 1960er Jahren – wieder in Erinnerung. Regie führt Carmelo Rifici, ein Ronconi Schüler, der auch die Schauspielschule des Piccolo leitet. Als Darsteller setzt er eine Gruppe junger, gerade an seiner Schule diplomierter Schauspieler ein.

Im Teatro Melato, der Studiobühne des Piccolo, sitzt das Publikum in Hufeisenform um das Geschehen. Das spielt sich größtenteils in einer typischen alten Tram ab. Genauer gesagt einer zweigeteilten Tram, die so auch die Zerrissenheit der Gesellschaft symbolisiert. Auf der einen Seite N2, der Anführer einer Widerstandsgruppe, die mit ihren Anschlägen auf der anderen Seite blutige Reaktionen und Greueltaten von italienischen Faschisten („Cane Nero“) und den Nazi-Besatzern („Hauptmann Clemm“) provoziert. Zwischen den beiden Teilen der Tram fährt eine Lore, die mal Waffen, mal deutsche Soldaten oder faschistische Schläger transportiert. Und zwischen den Schienen öffnet sich ein Eingang in die Dunkelheit des Untergrundes.

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Die Nazis und die „schönsten Beine von Mailand“

Auf dem gelungenen Bühnenbild von Paolo Di Benedetto, das stark an die Ästhetik eines Ronconi anknüpft, inszeniert Rifici die Geschichten um N2, seine zerrissene Liebe zu Berta und sein Tod durch Cane Nero. Die Theaterfassung wirkt einerseits distanziert, gleichsam als Zitat der Literatur, und vermeidet jeden Naturalismus. Anderseits erfindet sie Szenen dazu, die nicht immer überzeugen – wie das Ende, wenn sich N2 und Berta im Jenseits wiederfinden. Einige der jungen Darsteller zeigen sich in ihrer Doppelrolle, in der Vergangenheit zu agieren und zugleich an sie zu erinnern, überfordert.

Uomini e no. Von Michele Santeramo nach Motiven des Romans „Uomini e no“ von Elio Vittorini. Regie: Carmelo Rifici. Bühnenbild: Paolo Di Benedetto. Kostüme: Margherita Baldoni. Musik: Zeno Gabaglio. Mit Salvo Drago, Marta Malvestiti, Elena Rivoltini, Benedetto Patruno, Matteo Principi, Livia Rossi, Giuseppe Aceto, Sacha Trapletti, Yasmin Karam, Alessandro Bandini, Martina Sammarco, Francesco Santagada, Alfonso De Vreese, Marco Risiglione, Caterina Filograno, Annapaola Trevenzuoli, Leda Kreider. Piccolo Teatro Studio Melato bis 19.11.

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