In Bosa


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Neujahrsspaziergang – Zum Kirchlein SS. Cosma e Damiano unweit Bosa

Bosa, zum Jahreswechsel. Als Weihnachten gegangen war, fiel der Mistral über Sardinien her. Stürmische Böen rissen Palmenwedel auf die Straßen, meterhohe Wellen rollten weiß aufschäumend an die Uferpromenade von Bosa Marina und die Menschen verkrochen sich in ihren Häusern. Nach drei Tagen, rechtzeitig zum Jahreswechsel ließ der Wind nach, die Sonne kämpfte sich durch Wolkenlücken und ging rotgold glänzend hinter der Torre Rossa an der Mündung des Temo-Flusses im wieder ruhiger atmenden Meer unter. Zu Silvester zeigte sich dann die Macchia in frischem Grün und mit gelben und violetten Blüten vorfrühlingshaft durchsetzt. Auf der Dachterrasse in der Altstadt von Bosa entkorkte man zum Mittagsimbiss unter freiem Himmel eine Flasche Monica.

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Alte Rechnungen offen – Brandanschlag bei Bosa Marina

Wenn die Zeit zwischen den Jahren gleichsam still steht, zeigt Sardinen aber auch Schattenbilder. In der letzten Sturmnacht schlugen hohe Flammen aus der Bar-Pizzeria „Quattro Mori“ an der Uferstraße von Bosa Marina nach Turas . Brandstiftung, wie man hört. Das Lokal war bereits vor zwei Jahren einem Feuer zum Opfer gefallen. Da waren wohl noch Rechnungen offen. Ein Raubzug bei Oliena endete mit einem Feuergefecht zwischen Carabinieri und den Gangstern, die dann unerkannt zu Fuß durch die unwegsame Landschaft der Barbagia entkommen konnten. Und filmreif sperrte ein Kommando mit einem gestohlenen LKW die Staatsstraße 125 unweit von San Vito an der Costa Rei, als ein Geldtransporter um die Kurve kam. Geistesgegenwärtig erspähte der Fahrer des gepanzerten Transporters eine Lücke zwischen LKW und Straßenrand, gab Gas und durchbrach die Sperre, während er von den Banditen mit einer Kalaschnikow unter Feuer genommen wurden, bevor sie sich ohne Beute aus dem Staub machten.

Die Sarden werden weniger

Zum Jahreswechsel werden Bilanzen gezogen. Und zu Beginn des neuen Jahres stellen die Sarden fest, dass sie weniger geworden sind. Auf der Insel leben jetzt 1.653.135 Personen, rund 5000 weniger als noch 2017. Darunter etwa 50.000 Zuwanderer mit festem Wohnsitz, also (nur) drei Prozent der Gesamtbevölkerung. Fremdenfeindlichkeit, die hier und da aufflackert, ist von lokalen Umständen abgesehen wohl eher ein psychologisches Problem. Die meisten Ausländer kommen aus Rumänen, gefolgt von denen aus Senegal und Marokko. Als Kuriosität vermerkt die Zeitung La Nuova Sardegna die deutsche Kolonie (1.361), die hauptsächlich von Pensionären gebildet wird, „obgleich sie in Staaten wie Portugal mehr steuerliche Vergünstigungen erhalten würden.“ Es gibt, so kann man hoffen, auch im neuen Jahr noch Werte, die sich nicht allein in Aktienkursen, Bruttoinlandsprodukten oder Goldpreisen ausdrücken.