in der Oper: Der Freischütz


Regisseur Matthias Hartmann und Dirigent Myung-Whun Chung inszenieren den „Freischütz“ an der Scala schwungvoll und mit viel Ironie

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In der Wolfsschlucht: Kugeln vom „Schwarzen Jäger“ – Max (links Michael König) und Kaspar (Günther Groissböck)

Milano (Teatro alla Scala) – Man singt und spricht viel deutsch in dieser Spielzeit an der Scala. Mozarts Entführung aus dem Serail, Wagners Meistersinger, Humperdincks Hänsel und Gretel und jetzt „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber (1786 -1826). In dieser durch und durch romantischen Oper, die 1821 in Berlin uraufgeführt wurde, geht es um Macht und Liebe und natürlich um den Kampf zwischen Gut und Böse. Matthias Hartmann hat das Singspiel inszeniert. Die Partitur wird unter der Leitung von Myung-Whun Chung vom Orchester schwungvoll umgesetzt. Überzeugend der Bass Günther Groissböck als verführerischer Kaspar und die Sopranistin Julia Kleiter als verliebte (und unter Hartmann auch kämpferische) Agathe – etwas weniger der Tenor Michael König als Max. Großartig klingen die Chöre.

Um den Posten des Erbförsters und damit auch die geliebte Tochter Agathe des alten Försters zu gewinnen, muss der Meisterschütze Max ein Wettschießen gewinnen. Aus Angst zu versagen, lässt er sich von Kaspar hinreißen, in der Wolfsschlucht mit Hilfe des „Schwarzen Jägers“ Samiel sieben magische Kugeln zu gießen. Kaspar, der bereits seine Seele an den Teufel verkauft hat, bietet Samiel auch die von Max an. Das Geheimnis der Magie: Sechs Kugeln kommen an das vom Schützen gewollte Ziel, die siebte lenkt jedoch Samiel. Beim Wettschießen sieht es so aus, als würde die siebte Kugel Agathe treffen, die fällt. Doch ist sie nur gestolpert und die von Samiel gelenkte Kugel trifft Kaspar tödlich. Max, der gesteht, wird begnadigt und für ein Jahr außer Landes gewiesen, dann darf er auch Agathe heiraten.

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Böhmische Kostüme vor Neonszenerie – Agathe (Julia Kleiter)

Matthias Hartmann inszeniert die Oper als Psychodrama von Max, als Kampf um Gut und Böse in ihm – und in uns. Romantischer Schwere entgeht er mit Ironie, spielt aber zugleich das Gießen der magischen Kugeln opernhaft überzogen aus. Und am Ende verlässt Agathe, ein Gewehr kämpferisch erhoben, zusammen mit ihrem Max die Bühne – eine Art „unperfektes Happy End“. Das Bühnenbild (Raimund Orfeo Voigt) enthält sich aller naturalistischer Ausprägung. Mit Neonlinien werden Gebäude skizziert, von Wald und Wolfsschlucht bleiben ein paar verkohlte Baumstämme als Andeutung. Die Verbindung zur Zeit – und damit auch die Trennung vom Heute – stellen die bildhübschen, an Böhmen erinnernden Kostüme ( von der Wiener Modedesignerin Susanne Bisovsky) her, in die sich, wie man lesen konnte, besonders die weiblichen Darsteller und Chormitglieder verliebt haben sollen. Viel Beifall am Ende für alle.

Der Freischütz. Musik: Carl Maria von Weber, Libretto: Friedrich Kind. Produktion Teatro alla Scala, Mailand, bis 2. November.
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