In Rom


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Rom von seiner schönen Seite auch Herbst: Die Spanische Treppe

Rom, Mitte November 2016 – Was das Wetter angeht, zeigt sich die Stadt von ihrer schönsten Seite. Tiefblau breitet sich der Himmel über dem Pincio aus, ein herbstliches Blühen durchzieht die Villa Borghese. Auf den Stufen der Spanischen Treppe sitzen Touristen und sonnen sich. Wer hier Picknicken möchte, wird von einem Vigile höflich aufgefordert, aufzustehen und die Treppe zu verlassen. Gerade erst ist die Anlage renoviert worden, jetzt achtet man auf Dekors. Doch das gilt nur für vereinzelte Punkte der Stadt. Rom, das gerade das Heilige Jahr verabschiedet, macht sich selbst das Leben schwer. Schmutz säumt Straßen außerhalb des Zentrums. Die Müllabfuhr funktioniert mal und mal auch wieder nicht. Im öffentlichen Verkehr hatte der Zufall schon immer in den Fahrplan eingegriffen – jetzt bestimmt er ihn. Und die kommunale Verwaltung kann sich nicht von ihren korrupten Strukturen lösen. Während man an der Villa Medici vorbei zur Casina Valadier spaziert und die Stadt zu Füßen in mildes nachmittäglichen Licht getaucht liegen sieht, streiten sich Begeisterung über ewige Schönheit und gegenwärtigen Niedergang. Von einigen Höhepunkten abgesehen (Parco della Musica, Maxxi, ein Aufschwung der Oper) und kleineren, mutigen Initiativen hier und da, macht sich kulturelle Brache breit. Eine koordinierte politische Unterstützung fehlt. Rom scheint müde, ohne Selbstvertrauen. Viele Bewohner zeigen sich resigniert. Hinter einer majestätischen, mehrtausendjährigen Kulissenarchitektur verlöschen die Lichter. Und am Morgen steht man vor Berninis kleinem Elefanten an der Piazza della Minerva und glaubt es kaum: Vandalen haben ihm die Spitze von einem Stoßzahn abgeschlagen.