Kunstwerk als Alteisen verkauft


Casoria bei Neapel. Das war ein gewichtiges Werk. Rund 2 Tonnen wog die Eisenskulptur des japanischen Künstlers Kaori Kawakami. Sie zeigte dornenartige Äste, die den Kopf einer umgestürzten Stange umranken. Das Kunstmuseum CAM der süditalienischen Stadt Casoria hatte die Arbeit der Gemeinde als Leihgabe zur Ausstellung im kommunalen Park überlassen. Doch die Skulptur ist aus dem kleinen, heruntergekommenen Stadtpark verschwunden, wo es zuletzt vollkommen an Pflege und Aufsicht durch die Behörden mangelte.

copyriht: CAM Casoria

Es war einmal: Die Eisenskulptur von Kaori Kawakami

Museumsdirektor Antonio Manfredi hat inzwischen bei den Carabinieri Anzeige erstattet. Er vermutet, dass die Arbeit gestohlen und als Alteisen verkauft worden sei. Vielleicht wurde sie sogar eingeschmolzen. Casoria liegt mit gut 80.000 Einwohnern aus vorwiegend sozialschwachen Kreisen im Weichbild von Neapel, wo es bereits in der Vergangenheit immer wieder zu Verschränkungen zwischen der organisierten Kriminalität von Camorra-Banden und der Kommunalpolitik gekommen war.

Seit gut zehn Jahren versucht Manfredi, mit dem Museum CAM in dieser kulturellen Wüste einen Ort für der Auseinandersetzung mit Kunst zu schaffen, der zugleich einen öffentlich kontrollierten Treffpunkt zu bildet. Wer Licht in eine Schattenwelt bringt, macht sich Feinde. Einschüchterungen sind an der Tagesordnung. Bekannt wurde Antonio Manfredi einer breiteren Öffentlichkeit durch verschiedene Protestaktionen, als er etwa 2012 mit Einwilligung der Künstler einzelne Arbeiten des Museums verbrannte. Nachdem er jetzt das „Verschwinden“ der Eisenskulptur öffentlich gemacht und zur Anzeige gebracht hatte, erhielt er Drohanrufe, er solle sich nach dem Urlaub nicht mehr in die Stadt zurück wagen. Manfredi bleibt jedoch ungerührt. Er werde wie bisher „Kulturinitiativen anregen“ – gerade in einem „Grenzgebiet wie Casoria“.