ROSSINIS WIEDERGEBURT


Zum 150. Todestag spiegelt das Scala-Museum die Aufführungsgeschichte der Opern des Komponisten aus Pesaro an der Mailänder Bühne wider.

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Zu Füßen von Rossini – Kostüme im Museo Teatrale alla Scala

Milano (Museo Teatro alla Scala bis 30.9.18) – Vor 150 Jahren starb Gioachino Rossini. Bei den vielen Feierlichkeiten in diesem Jahr darf die Scala natürlich nicht fehlen. Mit rund 100 Exponaten (Gemälde, Kostüme, Schmuckgegenstände, Videos, Fotos, Plakate, Drucke und unterschiedliche Dokumente) erinnert das Museum der Scala an die Aufführungsgeschichte(n) von Rossini-Opern an dem Mailänder Theater. Und an Gesangsstars von Isabella Colbran über Maria Calles bis Juan Diego Flórez. Der Bühnenbildner Pier Luigi Pizzi hat die Ausstellung mit Betonung der Kostüme und der Szenographien eingerichtet. Dabei hat er die Räume der festen Sammlung, die bereits Abbildungen und Erinnerungsstücke zum Leben des großen Komponisten (Pesaro 1792 – Paris 1868) enthalten, mit einbezogen.

Der zwanzigjährige Rossini feierte 1812 einen ersten Triumph an der Mailänder Bühne mit „La pietra del paragone“. Damit begann eine über 200jährige Geschichte der Aufführungspraxis bis zuletzt 2017, als „La gazza ladra“ (Regie: Gabriele Salvatores, musikalische Leitung: Riccardo Chailly) für ausverkaufte Vorstellungen sorgte. Überhaupt beginnt die Nachkriegsgeschichte der Scala 1946 mit einem Konzert zur Wiedereinweihung des nach den Kriegszerstörungen wieder aufgebauten Opernhauses unter der Leitung von Arturo Toscanini mit Rossini-Stücken (u.a. der Freiheitschor aus Guglielmo Tell).

Neubewertungen und eine Wiederentdeckung

Mit der Scala hängt die Neubewertung des Gesamtwerkes von Rossini zusammen, der 1829 nach dem „Guglielmo Tell“ plötzlich verstummte und keine Opern mehr schrieb. Im 20. Jahrhundert wurde er lange Zeit nur noch als Komponist weniger komischer Opern, allen voran „Der Barbier von Sevilla“, rezipiert. In Zusammenarbeit mit dem Rossini Opera Festival von Pesaro hatte dann ebenso die Scala Anteil daran, den ernsten Rossini aufgrund der textkritischen Ausgaben der Fondazione Rossini (Alberto Zedda und andere) wieder populär zu machen.

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Gioachino Rossini umgeben von seinen Werken – Lithographie

Eine glückliche Fügung war die Entdeckung der Partitur des Singspiels „Il viaggio a Reims“, 1825 für die Krönung des französischen Königs Charles X. komponiert und seitdem vergessen. Claudio Abbado führte es 1984 in Pesaro auf (Regie: Luca Ronconi, Bühne: Gae Aulenti) – hier auf youtube – und brachte die schmissige Inszenierung ein Jahr später an die Scala. Seitdem ist „Die Reise nach Reims“ eine der meistgespielten Opernstücke auf der Welt überhaupt.

Spielerisch gibt sich die Ausstellung im kleinen Video-Raum. Eine interaktive Partitur, die mit Unterstützung das Archivio Strorico Ricordi eingerichtet wurde, lädt zum Vergleich der Rondos der Cenerentola und des Barbiere ein.copyright Cluverius

Gioachino Rossini al Teatro alla Scala. Museo del Teatro alla Scala, Mailand, bis 30. September 2018. Tgl. 9 – 17 Uhr, Eintritt 9 Euro (zusammen mit der Dauerausstellung). Katalogbuch italienisch/englisch (Istituto Treccani) 15 Euro