Biennale


Franco Maresco spielt in seinem in Venedig preisgekrönten Film über den „Bauch“ von Palermo mit Dokumentation und Fiktion Milano (Cinema Anteo) – Was ist von den Helden geblieben und für wen sind sie überhaupt Helden? 25 Jahre nach den Mafia-Morden an Giovanni Falcone und Paolo Borsellino untersucht der Filmmacher Franco Maresco die Stimmung in den Unterschichten von Palermo. Und entwirft, indem er Dokumentation und Satire mischt, ein grotesk-trübes Bild von „oben“ verordneten Erinnerungsriten und der Trostlosigkeit der Da-unten im „Bauch“ der sizilianischen Regionalhauptstadt. Als Leitfiguren dienen ihm die Fotografin Letizia Battaglia – eine Veteranin auch der Antimafiabewegung – und der Impressario Ciccio Mira, der für eine Truppe von „neumelodischen“ Künstlern Auftritte bei Stadtteilfesten und in einem lokalen TV-Sender organisiert.

im Kino: La mafia non è più quella di una ...


Biennale (1): Die 58. Esposizione Internazionale d’Arte bietet eine vielleicht wenig spektakuläre aber höchst vielseitige Ausstellung. Politische und soziale Fragen bleiben tonangebend, werden aber nicht ideologisch überspitzt Venedig (Giardini/Arsenale bis 24.11.19) – Am Eingang zur Hauptausstellung der 58. internationalen Kunstbiennale im zentralen Pavillon der Gartenanlagen Venedigs sieht sich der Besucher bunten aufgeblasenen Tafeln gegenüber. Wird die Luft abgelassen, kann man kurze Botschaften lesen: „Don’t Worry“, „Hey, Relax“ oder „It’s over“. Will uns der in New York lebende Franzose Antoine Catala mit seiner Arbeit sagen, alles sei (unwiderrufen) zu Ende oder (zum Glück) nur vorbei? Bei dieser Biennale sind Fragen nicht eindeutig, die Antworten schon gar nicht.

HOFFUNG IM HERZEN, FEUER IM BAUCH



Biennale (2): Natascha Sadr Haghighian bespielt den deutschen Pavillon – und lässt ihn im Netz und in den sozialen Medien stattfinden Venedig – Der graue Pavillon der Deutschen scheint verschlossen, während sich lange Besucherschlangen vor den benachbarten Einrichtungen der Briten und Franzosen hinziehen. Er wirkt wie ein verlassenes Relikt des Gestrigen, ein Relikt auch der vergangenen ideologischen Debatten darüber, wie man etwa der Nazi-Aura des 1938 errichteten Gebäudes entkommen kann. Ein kleines Schild weist darauf, dass man den Hintereingang benutzen soll.

KOPFLASTIG


Biennale (3): Die Preise, der Präsident und die Bühne Venedig Venedig – Eine internationale Jury unter der Leitung von Stephanie Rosenthal (Direktorin des Gropius Bau Berlin) hat die Preise vergeben. Den goldenen Löwe für das Lebenswerk erhielt der us-amerikanische Konzeptkünstler, Poet und politische Aktivist Jimmie Durham (geboren 1950 in Houston/Texas). Als beste Länderbeitrag wurde Litauen – hier ein Videoausschnitt – mit einem goldenen Löwen geehrt. Besonders erwähnt wurde auch der von Belgien. Der goldene Löwen für den besten künstlerischen Beitrag ging an Arthur Jafa (USA). Der silberne Löwen für einen jungen Künstler fiel der 39jährigen Zypriotin Haris Epaminonda zu, die in Berlin lebt und arbeitet. Besonders erwähnt wurden außerdem die Arbeiten von Teresa Margolles (Mexiko) und Otobong Nkanga (Nigeria).

UNBEQUEMER STREITER



Ein Maler und seine Leidenschaft – Die sizilianischen Meerstudien von Piero Guccione im Museo d’arte Mendrisio Mendrisio (Museo d’arte bis 30.6.) – Der Ort Scicli liegt an der südöstlichen Spitze Sizilien, wo die größte Insel Italiens bei der Punta Corvo über das Mediterraneo nach Afrika weist. Hier kam 1935 Piero Guccione auf die Welt. Das Meer mit all seinen Variationen wurde dem Maler zur ästhetischen Leidenschaft: „Mich fasziniert der absolute Stillstand des Meeres, das jedoch unentwegt in Bewegung bleibt.“ Das Museo d’arte Mendrisio (Tessin) zeigt jetzt das Spätwerk von Piero Guccione, der 2018 im Alter von 83 Jahren in Modica starb. Unter dem Titel La pittura come il mare („Malerei wie das Meer“) sind 56 Arbeiten vorwiegend in Öl- aber auch in Pastell-Technik zu sehen.

AZURBLAUE UNENDLICHKEIT