Fotografie


In Urbino setzt sich eine Ausstellung mit Baldassare Castiglione und Raffael Sanzio auseinander Urbino – Anmutig, ausgewogen, geistreich und den schönen Künsten zugeneigt – das sind die idealen Eigenschaften eines Adeligen an italienischen Fürstenhöfen der Renaissance, wie sie Baldassare Castiglione (1478-1529) in seinem berühmten Il libro del cortigiano („Das Buch vom Hofmann)“ beschreibt. In Mantua geboren, in Mailand ausgebildet, war es besonders der Hof von Urbino, der den Humanisten und Diplomaten prägte. In Urbino wurde 1483 auch Raffael Sanzio geboren, der später in Rom Castiglione in einem wundervollen Porträt verewigte. Eine Ausstellung in Urbino versucht nun, die beiden für das italienische Kulturleben im frühen 16. Jahrhundert zentralen Figuren zusammen zu führen.

DER HOFMANN UND DER MALER


Helena Janeczek macht sich im Roman „Das Mädchen mit der Leica“ auf die Suche nach der Persönlichkeit der Fotografin Gerda Taro hinter einer kurzen, intensiven Lebensgeschichte Mailand – Im Jahr 2007 taucht in New York ein Koffer mit Bildnegativen aus den 1930er Jahren auf. Er enthält vor allem Aufnahmen vom spanischen Bürgerkrieg vom weltberühmten Robert Capa (1913-1954), vom Fotojournalisten David Seymour (1911-1956) und von Capas Partnerin Gerda Taro – der ersten Frau, die als Fotoreporterin von Kriegsereignissen berichtet hatte. Der Fund bringt die fast vergessene Gerda Taro wieder in Erinnerung. Wer war diese wagemutige Frau, die 1910 als Tochter einer jüdischen Familie polnischer Abstammung in Stuttgart geboren wurde, als überzeugte Sozialistin vor den Nazis nach Paris floh, dort den Männern der Emigrantenszene den Kopf verdrehte und bei einem Fotoeinsatz an der spanischen Front mit nur 27 Jahren ums Leben kam? Helena Janeczek hat über sie in Italien einen Roman veröffentlicht, der jetzt unter dem Titel „Das Mädchen mit der Leica“ (Berlin Verlag) auch auf Deutsch vorliegt.

IHR ANBLICK VERZAUBERT



Amatrice vor und nach dem Erdbeben. Fotografien zwischen Erinnerung und Projekt. Eine Online-Ausstellung der Bibliotheca Hertziana Rom – Im August 2016 beschädigte ein Erdbeben weite Teile der mittelalterlichen Kleinstadt Amatrice im zentralen Apennin (Provinz Rieti). Weitere Erdstöße der folgenden Monate zerstörten sie ganz. 299 Menschen starben, ein Wiederaufbau nach der Formel „wo und wie es war“ blieb illusorisch. Trotzig ragt die Torre Civica (13. Jahrhundert) aus der heute von Trümmern geräumten Ruinenlandschaft. Die Online-Ausstellung Amatrice im Focus der Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte) bereitet Fotomaterial aus verschiedenen Epochen und Quellen auf: historische Fotografien von Stadt- und Gebäudeansichten, von Architekturdetails sowie von einzelnen Kunstwerken werden mit Aufnahmen ergänzt, die unmittelbar nach den Beben bzw. in den Jahren darauf entstanden. Sie wurden von der Hertziana erworben soweit sie nicht aus eigenen Fotokampagnen stammten. Ziel der Ausstellung ist es, „virtuell einen Eindruck der einstigen kulturellen Einheit des Territoriums“ zu vermitteln und „zur Reflexion über Formen, Art und Zielrichtung einer Rekonstruktion“ beizutragen.

DAS SCHICKSAL DER TRÜMMER


Milano, Piazzale Loreto. Un’immagine può contenerne altre, una storia scatenarne un’altra. Non è ancora il momento di smettere di guardare le vecchie foto. Giuseppe Mazza ci racconta il 10 agosto 1944: Immagini di una strage Mailand – VORBEMERKUNG (von Cluverius): Orte haben Geschichte geschrieben. Aber nicht immer ist es leicht, ihre Erzählungen an Ort und Stelle zu lesen. Dazu gehört der Piazzale Loreto im Norden Mailands. Heute eine eher hässliche Verkehrsdrehscheibe zwischen Stadt und Vorstadt. Auf den ersten Blick ein „stummer“ Platz, der nur am Rande etwas von seiner Geschichte preis gibt. Er trat ins Bewusstsein der internationalen Öffentlichkeit Ende April 1945. Benito Mussolini war zusammen mit seiner Freundin Clara Petacci und einigen faschistischen Hierarchen bei Dongo am Comer See  von Widerstandskräften aufgespürt und erschossen worden. Ihre Körper brachte man nach Mailand, wo man sie vor 75 Jahren am 29. April auf dem Piazzale Loreto ausstellte. Um sie besser zu zeigen, hängte man sie mit den Füßen an den Dachträger einer Tankstelle auf. Das Foto dieser Zurschaustellung ging um die Welt. Aber warum auf dem Piazzale Loreto?

IL PEZZO MANCANTE



Sardinien: Michaela Klüver-Spreng unterwegs auf alten Pfaden der Bergleute – Fotografieren zwischen Geschichte und Natur Iglesias – Vor dem Frühstück stehe ich auf der Klippe und warte. Darauf, dass die ersten Sonnenstrahlen die kleine Insel vor der Küste treffen. Noch sieht die Szene ein wenig fad aus. Es fehlt das Licht-Schatten Spiel. Auch die sagenhaften Farben, mit denen die Natur hier das Auge verwöhnt, kommen noch nicht raus. Im nächsten Moment hat es die Sonne über den Berg geschafft. Von einer Sekunde zur anderen beginnt der Pan di Zucchero zu leuchten. Umso mehr, als der gegenüberliegende Fels mit dem Porto Flavia Stollen noch im tiefen Schatten liegt. Das allererste Tageslicht bringt die Schönheit der Insel perfekt zur Geltung. Was hat mich dorthin gebracht?

ZWISCHEN MEER UND MINEN