UMBERTO ECO UND DAS KARTELLAMT


Stühlerücken in der italienische Verlagswelt –
wer übernimmt Bompiani?

Mailand – Mit einer beeindruckenden „laizistischen“ Trauerfeier hat sich Mailand am Dienstag im Cortile della Rocchetta des Castello Sforzesco von Umberto Eco verabschiedet. Daran nahmen viele Freunde, bekannte Künstler, Intellektuelle und Politiker sowie an die Tausend Bürger Mailands teil. Die Stadt kündigte derweil an, dass die Urne mit seiner Asche im Famedio, dem Ehrenteil des Cimitero Monumentale, beigesetzt wird. Doch damit wird man nicht aufhören, über den großen Gelehrten und Literaten zu diskutierten. Und das auch in einem ganz praktischen Sinn.

Seinem reichen intellektuellen Erbe nämlich hatte Eco kurz vor seinem Tod noch die Gründung eines neuen Verlages mit dem Namen „La Nave di Teseo“ hinzugefügt. Das war eine Reaktion auf die Übernahme von RCS Libri, der zweitgrößten italienischen Verlagsgruppe, durch den Marktführer Mondadori, der wiederum von Berlusconis Fininvest kontrolliert wird. Zur RCS-Gruppe gehört u.a. auch Ecos Hausverlag Bompiani. Elisabetta Sgarbi, die frühere Cheflektorin und Direktorin von Bompiani, die jetzt diese Rolle im neuen Verlag übernommen hat, sprach bei der Trauerfeier davon, dass „La Nave di Teseo“ ein Verlag von Umberto Eco und nicht für Umberto Eco sei. Dennoch wünschte sie sich, das gesamte literarische und wissenschaftliche Werk Ecos möglichst bald in einer Hand zu vereinigen.

Vielleicht kann das schneller passieren als vermutet. Denn die Übernahme von RCS-Libri durch Mondadori zum Preis von 127,5 Millionen Euro wird gerade vom italienischen Kartellamt geprüft. Und wie es nach Indiskretionen aussieht, wird sie nur mit der Auflage genehmigt, dass Mondadori zwei der RCS-Verlage, nämlich Bompiani (Mailand) und Marsilio (Venedig) weiter verkauft, um eine gerade noch tolerierte 31 bis 32 Prozent Marktanteile im Buchhandel nicht zu überschreiten. Elisabetta Sgarbi hat bereits erkennen lassen, dass man im neuen Verlag  „hoch interessiert“ wäre, die Marke Bompiani zu übernehmen. So könnten der alte und der neue Eco-Verlag zusammen finden. Allerdings scheinen auch andere Verlagsgruppen wie GeMS oder Giunti an Bompiani interessiert. Eine endgültige Entscheidung des Kartellamtes wird Ende März erwartet.

In ähnlicher Form erschienen in der Neuen Zürcher Zeitung 26.2.2016