WIE RAFFAELLO ZU RAFFAELLO WURDE


Die Ausstellung über „Raffaello und das Echo des Mythos“ in Bergamo beschäftigt sich mit den Jugendjahren des Künstlers – und seine Wirkung auf die Kunst des 19. Jahrhunderts und die der Gegenwart

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Werk eines 20jährigen – die Madonna Diotallevi (Ausschnitt) von Raffaello

Bergamo (Accademia Carrara/GAMec bis 6.Mai 2018) – Das ist eine Ausstellung, die nicht den Superstar der Hochrenaissance feiert. Sondern fragt, wie Raffaello zu Raffaello wurde. Ausgehend von einem Jugendwerk des Künstlers (San Sebastiano, 1502), das schönste Bild im Besitz der Accademia Carrara, nimmt die Schau Raffaello e l’eco del mito („Rafaello und das Echo des Mythos“) die Jahre seiner Formation unter die Lupe. Dafür sind 14 Originale aus seiner Hand nach Bergamo gekommen. Und in einem zweiten Schritt dokumentiert sie, wie Raffael bis in die Kunst des 18. Jahrhunderts und der Gegenwart gewirkt hat. Insgesamt werden 60 Exponate gezeigt.

Bald werden wir viel über den Künstler aus Urbino hören und lesen. Raffaello Sanzio, geboren 1483, starb vor noch nicht ganz 500 Jahren am 6. April 1520 in Rom. Besser zu früh als zu spät, sagten sich die Organisatoren, denn jetzt würde man auf solch eine Veranstaltung gucken, die im Taumel der Jubiläumsfeiern später vielleicht untergehen würde – abgesehen von der Unmöglichkeit, besondere Leihgaben zu erhalten.

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San Sebastiano (Ausschnitt, 1502) aus der Accademia Carrara

Die Jugendjahre, von den Anfängen bis zum Jahr 1504, als der Künstler Urbino Richtung Florenz verließ, sind von einer andauernden Suche nach Perfektion und Erneuerung geprägt. Beispielhaft stehen dafür die Madonna Diotallevi aus der Berliner Gemäldegalerie oder der San Michele aus dem Louvre. Zum ersten Mal seit ihrer Trennung sind in Europa die Teile der Pala Colonna (aus New York, London und Boston) zu sehen.

Bereits mit 17 Jahren „magister“

Neben den eigenen Arbeiten zeigen Werke von Zeitgenossen, in welchem kulturellen Klima der junge Raffaello zur Meisterschaft reifte. Bereits mit 17 Jahren durfte er sich magister nennen  und eine eigene Werkstatt leiten. In Bergamo werden Bilder natürlich vom Vater Giovanni Santi und dann von Perugino, Signorelli und Pintoricchio gezeigt.

Eine besondere Stellung nimmt der „heimische“ San Sebastiano ein, dessen Ikonographie mit Beispielen von Künstlern wie Hans Memling oder Marco d’Oggiono untersucht wird.

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Francesco Vezzoli – Selbstbildnis als Raffaello 2013

Nachtisch zum üppigen Mal

Dann folgt der Sprung ins 18. Jahrhundert. Hier wird besonders das Vorbild der Fornarina mit zeitgenössischen Gemälden herangezogen. Und am Ende stehen Auseinandersetzungen etwa von Giorgio de Chirico, Luigi Ontani oder Francesco Vezzoli mit dem Mythos von Raffaello. Nach dem überzeugenden ersten Teil der Ausstellung ist der über das gleichsam aktuelle Echo auf die Kunst des Malers aus Urbino nicht vielmehr als ein leichter Nachtisch zum üppigen Mal.

Raffaello e l’eco del mito. Accademia Carrara / GAMeC, Bergamo, bis 6.Mai 2018.Tgl. außer Di 9.30 bis 19 Uhr, Eintritt 12 Euro. Katalog auf Italienisch (Marsilio Electa) hrsg. von Maria Cristina Rodeschini, 35 Euro
Info: www.raffaellesco.it