„ZENSUR IST INAKZEPTABEL“


Der italienische und der internationale Verlegerverband protestieren gegen das Verbot von Büchern über Gender-Familien in den kommunalen Bibliotheken von Verona

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Herrliche Stadt, konservativer Geist: Verona

Mailand/Verona – Kaum als Spitzenkandidat einer Mitte-Rechts-Koalition gewählt hat der neue Bürgermeister von Verona Federico Sboarina angekündigt, sein Wahlprogramm zügig umzusetzen und wie gefordert alle Veröffentlichungen aus den kommunalen Bibliotheken, Schulen, Kindergärten und Institutionen zu entfernen, die Familien gleichen Geschlechts mit traditionellen, „natürlichen“ Ehebünden auf eine Stufe stellen. Dagegen hat jetzt der Niederländer Michiel Kolman, Präsident der International Publisher Association (IPA) in einem Schreiben an den Bürgermeister protestiert.

Michiel Kolman interessiert sich nicht für den ideologischen Hintergrund dieser Entscheidung. Doch warnt der niederländische Verleger (Elsevier) den italienischen Rechtspolitiker davor, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. In einem „demokratischen Land wie Italien“ sei es inakzeptabel „Veröffentlichungen zu zensieren, die im Rahmen der Gesetze entstanden sind.“ Er hofft dagegen, dass die neue Kommunalverwaltung im Gegenteil die Verschiedenheit von Meinungen und Ideen fördere, damit „die Bürger dieser herrlichen Stadt selbst entscheiden können, was eine akzeptable Lektüre ist oder nicht.“

Nützlicher ist es, Bücher zu lesen

Auch Riccardo Franco Levi, der neue Präsident des italienischen Verlegerverbandes (AIE), forderte in einem Schreiben an den italienischen Verband der Bibliotheken die Rücknahme der Entscheidung. „Wer Bücher, die er für falsch hält“, so Levi, „zurück hält, sie versteckt oder sie verbrennt, dem müssen wir klar machen, dass es nützlicher und sinnvoller ist, sie zu lesen, aber auch sie zu schreiben, zu veröffentlichen, zu vertreiben, zu verkaufen, auszusuchen, zu verleihen, aufzubewahren.“ Riccardo Levi wurde im Juni als Nachfolge von Federico Motta an der Spitze des AIE gewählt.

Der politische Rechtsruck hat nach den jüngsten Kommunalwahlen in Italien ein kulturpolitisches Klima wieder erweckt, das nach den trüben Jahrzehnten der Berlusconi-Regierung in der Versenkung verschwunden schien.

Info: Associazione Italiana Editori (AIE)