Ausstellungen


MUSEO MOBILE

Videodramen von Diego Marcon in einem Puppentheater. Seit 20 Jahren nutzt die Fondazione Trussardi Mailand als Spielfläche für Kunstaktionen

© Cluverius

Das Video "Ludwig" von Diego Marco im Teatro Gerolamo - eine Aktion der Fondazione Nicola Trussardi

Mailand  ­– Es begann vor zwanzig Jahren mit einer Installation von Elmgreen & Dragset, die einen Wohnwagen-Anhänger aus dem Boden der Mailänder Galleria gleichsam herausbrechen ließen. Unter der künstlerischen Leitung von Massimiliano Gioni präsentiert die Fondazione Trussardi (Präsidentin Beatrice Trussardi) seitdem jährlich eine mehr oder weniger provokante Aktion von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern an wechselnden, oft überraschenden Orten Mailands und nutzt die Stadt als ein „museo mobile“. In diesem Jahr sind Videoarbeiten von Diego Marcon in der Spannung zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen, die unter dem Titel „Dramoletti“ in der ehemaligen Puppenbühne Teatro Gerolamo zu sehen sind. Das Theater, ein architektonisches Kleinod aus dem 19. Jahrhundert, wird wegen seiner Eleganz auch „la piccola Scala“ genannt.

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ZWISCHEN ROSEN

Ferrara (2): Die Ausstellung „Renaissance in Ferrara“ über Ercole de' Roberti und Lorenzo Costa präsentiert zwei wichtige Künstler am Hof der Este und in Norditalien

© Courtesy mostra Rinascimento a Ferrara

Schule von Ferrara: Ercole de' Roberti "Madonna col Bambino fra due vasi di rose" um 1490 (Tempera auf Holz 44 x 34 cm, Pinacoteca Nazionale Ferrara)

Ferrara ­(Palazzo dei Diamanti bis 19. 6.) – Ferrara liegt heute etwas abseits in der östlichen Emilia. Aber es gab eine Zeit, in der der Ort als ein Zentrum künstlerischer Szenarien nicht nur in Italien galt. Während der Herrschaft von Borso d'Este zwischen 1450 und 1471 bildete sich in der Residenzstadt am Po einer Gruppe von Künstlern heraus, die in der Lage waren, eine höchst originelle Sprache zu schaffen. Sie verblüfft noch heute durch ihre raffinierten, manchmal bizarren Lösungen voller Symbole und Bezüge zur nordischen Kunst. Ercole de' Roberti und Lorenzo Costa gehörten zu dieser „Schule von Ferrara“. Nach einem komplexen Restaurierungs- und Sanierungsprojekt zeigt der Palazzo dei Diamanti anlässlich seiner Wiedereröffnung eine große Ausstellung, die diesen beiden Künstlern aus der Ferrareser Renaissance gewidmet ist.

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BRÜCKENSCHLAG

Ferrara (1): Der IX Premio Fondazione VAF im Castello Estense

© Cluverius

Gegenwartskunst im historischen Rahmen - das Castello Estense, Ort der Ausstellung des  IX. VAF-Kunstpreis 2023

Ferrara (Castello Estense bis 4. Juni) – Der Kunstpreis der VAF-Stiftung, der seit 2003 bis auf Ausnahmen alle zwei Jahre vergeben wird, hat sich in den deutsch-Italienischen Kunstbeziehungen inzwischen einen festen Platz erobert. Auf seine Art einzigartig fördert er junge italienische Künstlerinnen und Künstler unter 40 Jahre und macht sie mit Ausstellungen in Deutschland und Italien bekannt. Nach einer ersten Präsentation der Endauswahl der IX. Ausgabe des Premio Fondazione VAF in der Staatsgalerie Kiel 2022 werden die Werke von Protagonisten aus der jungen italienischen Kunstszene jetzt in Ferrara im Castello Estense gezeigt.

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AUFERSTANDEN AUS RUINEN

Fondazione Prada (2): Die gelungene Ausstellung „Recycling Beauty“ über die Wiederverwendung antiker Fragmente und über die Vergangenheit als ein Phänomen in ständiger Entwicklung

© Cluverius

Bissige Ankündigung: Ausstellung Recycling Beauty in der Fondazione Prada Mailand

Mailand (Fondazione Prada bis 27.2.) – Als die Kunstzeitung „Giornale dell’Arte“ traditionell zum Jahresbeginn Kritiker, Fachleute, Liebhaber, Insider u.a. nach der besten Ausstellung des Jahres fragte, wurde immer wieder auf Recycling Beauty in der Fondazione Prada hingewiesen. Eine Ausstellung, die sich dem Thema der Wiederverwendung von griechischen und römischen Kulturgütern in postantiken Zusammenhängen, vom Mittelalter bis zum Barock, widmet. Sie wurde von Salvatore Settis und Anna Anguissola in Zusammenarbeit mit Denise La Monica kuratiert und von Rem Koolhaas/OMA gestaltet.

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EINE LOGE IM WELTTHEATER

Die Mailänder Museums-Wohnung Bagatti Valsecchi und ihre Einrichtungen im Stil der Neorenaissance suchen den Dialog mit der Sammlung Gastaldi Rotelli. Dazu Anmerkungen von Walter Benjamin

© Museo Bagatti Valsecchi, Milano

Santa Giustina (Ausschnitt), Gemälde von Giovanni Bellini in der Camera Rossa des Museo Bagatti Valsecchi

 Mailand (bis 12.3.2023) – Die eigene herrschaftliche Wohnung zu einer Art Gesamtkunstwerk zu machen, das war der Traum der Brüder Bagatti Valsecchi aus einer wohlhabenden Familie des Mailänder Stadtadels, den sie an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Wirklichkeit werden ließen. Fausto (1843-1914) und Giuseppe (1845-1934) rekonstruierten die Innenräume ihres Familienpalastes im historistisch Stil der Neorenaissance und richteten sie mit Kunst- und Gebrauchsgegenständen vornehmlich aus dem 15. und 16. Jahrhundert ein: darunter Gemälde (etwa von Giovanni Bellini oder Bernardo Zenale) und Möbel, Tapisserien und Schmuckarbeiten, wissenschaftliche Geräte und Waffen. Mit der Generation der Enkel öffneten sich die Privaträume dann 1994 zu einem Museum. In den Räumen dieses Museo Bagatti Valsecchi und im Dialog zu seinen Einrichtungsgegenständen werden gerade rund 50 Exponate aus der privaten Sammlung Gastaldi Rotelli mit Gemälden aus Früh- und Spätbarock gezeigt.

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PUNKT UND KONTRAPUNKT

Bruce Nauman, Dineo Seshee Bopape und der Mailänder Pirelli HangarBicocca

©Courtesy Hangar Bicocca

Bruce Nauman: "Human Nature/Knows Doesn't Know", Installation 1983/1986

 Mailand (Hangar Bicocca bis 26.2.) – Nach Steve McQueen und Anicka Yi in diesem Frühjahr zeigt der Mailänder Pirelli HangerBicocca jetzt im Herbst/Winter als Hauptausstellung Bruce Nauman Neon Corridors Rooms. Für 2023 sind u.a. weitere Ausstellungen von Ann Veronica Janssens, James Lee Byars oder Thao Nguyen Phan geplant. Die monografische Ausstellungen von internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die sowohl neue Produktionen als auch Leihgaben aus den wichtigsten Museen der Welt umfassen, belegen die Bedeutung dieser Kultureinrichtung für die Szene der Gegenwartskunst in Italien. Das ist nicht zuletzt ein Verdienst von Vicente Todolí und seinem Team von Kuratorinnen und Kuratoren.

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GÜLDENE DUNKELHEIT

Der amerikanische Künstler Nari Ward verwandelt auf Einladung der Fondazione Trussardi das Schwimmbecken eines Mailänder Freibades in einen goldglänzenden „Emergence Pool“

© Cluverius

Es ist nicht alles Gold, was glänzt - Installation "Emergence Pool" (2022) von Nari Ward

Mailand (Centro Balneare Romano bis 16.10.) – Golden schimmert die Wasseroberfläche des Mailänder Schwimmbads „Centro Balneare Romano“. Hunderte Rettungsdecken, wie man sie etwa von der Bergung von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer kennt, bewegen sich sanft auf dem Wasser des Freibads. Manche Decken werden vom Wind angehoben, verschoben, so dass Helfer in Taucheranzügen ins Becken steigen und sie wieder in Position bringen. Emergence Pool nennt der amerikanische Künstler Nari Ward (geboren in Jamaika 1963) seine für die Stadt Mailand projektierte Installation. Sie ist der Höhepunkt einer kleinen, von Massimiliano Gioni kuratierten Ausstellung der Fondazione Nicola Trussardi mit dem Titel Gilded Darkness.

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DAS DENKEN ALS COLLAGE

Italien feiert Louise Nevelson in mehreren Ausstellungen unter anderem in Venedig und in Mailand

© Cluverius

Ein Leben mit Collagen - Arbeiten aus den 1960er- und 1970er-Jahren von Louise Nevelson selbst arrangiert (Galerie Giò Marconi, Mailand)

Mailand/Venedig – In historischen „Kapseln“ erinnert die diesjährige Biennale dell‘Arte u.a. an die US-amerikanische Künstlerin Louise Nevelson (Kiew 1899 – New York 1988). Ihre vom Kubismus beeinflussten und ebenso mit der Arte Povera verwandten Arbeiten kann man aber vor allem auf zwei größeren Ausstellungen in Mailand und in Venedig verfolgen. Dazu kommt eine kleine Initiative in Castelfranco Veneto. In Venedig stehen in den gerade restaurierten und wieder zugänglich gemachten Procuratie Vecchie an der Piazza San Marco die Skulpturen und Wandinstallationen im Mittelpunkt. In Mailand geht es um die Collagen auch im Zusammenhang mit der Buchveröffentlichung „Out of Order. The Collages of Louise Nevelson“ in englischer Sprache.

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NEUE FREUNDLICHKEIT

Die Skulptur „You“ oder Warum Maurizio Cattelan Angela Merkel sein möchte

© Roberto Marossi

"You", Skulptur von Maurizio Cattelan (2021) in der Casa Wassermann (Silikonplatin, Glasfaserepoxid, Edelstahl, echtes Haar, Hanftücher und Hanfseile, Blumen; 140 × 40 × 25 cm; Credits by Roberto Marossi. Courtesy the artist and MASSIMODECARLO)

Mailand (Galleria Massimodecarlo bis 25. 6.)Hier hängt er nun im blauen Anzug mit Krawatte, einen Blumenstrauß in der Hand, barfuß und den Strick um in den Hals im grünen Marmorbad der Mailänder Galerie von Massimo De Carlo: eine der typischen Puppen von Maurizio Cattelan, die sein Antlitz - diesmal mit einem traurigen Lächeln - tragen. You nennt sich diese brandneue Arbeit. Aber was die einen schockiert, lässt andere nur gähnen. Cattelan, einst mit dem betenden Hitler, dem erschlagenen Papst oder dem erhängten Kind ein willkommener Provokateur und Meister der Ironie, so die Kritikerin Alessandra Mammì in der Zeitschrift Artribune, wiederhole sich nur noch müde selbst. Schockierend seien die Zeitläufe, nicht eine erhängte Puppe im Nobelklo.

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Ausstellungen (eine kleine Auswahl)

Courtesy Fondaz Prada, Foto Valentina Sommariva

Die Mehrkanal-Videoinstallation “F.A.M.I.L.Y (Falling Apart Meanwhile | I love you)”, die jüngste Arbeit (2024) der US-Amerikanerin Miranda July, ist in Zusammenarbeit mit sieben anderen Darstellern auf Instagram entstanden. Sie ist jetzt mit weiteren Werken der 50-jährigen Multimediakünstlerin auf einer Ihr gewidmeten der Ausstellung im Mailänder Prada-Osservatorio zu sehen. Die überhaupt erste für Miranda July kuratierte Einzelausstellung spiegelt mit einer konzentrierten Auswahl von Videoarbeiten eine 30-jährige Schaffensperiode wider, die von Themen zwischenmenschlicher, vornehmlich intimer Beziehungen aus feministischer Sicht geprägt ist. Miranda July: New Society. Osservatorio Fondazione Prada, Mailand (Galleria Vittorio Emanuele II) bis 14. Oktober. Mo, Mi-Fr 14 - 20, Sa und So 11 - 20 Uhr, Di geschl. Eintritt 10 Euro. Info hier

 

Florenz: André Butzer: Liebe, Glaube, Hoffnung. Museo Novecento. Bis 9.6.

Forlì: Preraffaelliti. Rinascimento moderno. Museo San Domenico. Bis 30.6.

Mailand: Moroni (1521-1580). Il ritratto del suo tempo. Gallerie d'Italia Intesa Sanpaolo. Bis 1.4.

© Cluverius

Ausstellung über Giovan Battista Moroni und seine Zeit in den Gallerie d'Italia

Mailand: Juergen Teller i need to live. Triennale. Bis 1.4.

Mailand: Fantasmagoria Callas. Museo Teatro alla Scala. Bis 30.4.

Mailand: Adrian Piper. Race Traitor. PAC. Bis 9.6.

Mailand: Picasso. La Metamorfosi della Figura, MUDEC. Bis 30.6.

Mailand: Giuseppe de Nittis artista europeo. Palazzo Reale. Bis 30.6.

Mailand: Cézanne | Renoir. Palazzo Reale. Bis 30.6.

Mailand: Chiara Camon. Pirelli HangarBicocca. Bis 21.7.

Mailand: Miranda July: New Society. Osservatorio Prada. Bis 14.10.

Neapel: Napoli al tempo di Napoleone. Rebell e la luce del golfo. Gallerie d'Italia. Bis 7.4.

Piacenza: I Fasti di Elisabetta Farnese. Ritratto di una regina. Palazzo Farnese. Bis 7.4.

Rovigo: Henri de Toulouse-Lautrec. Palazzo Roverella. Bis 30.6.

Sassari: L'Onda Nuragica. Arte, artigianato e design alla prova della preistoria. Fondaz. Padiglione Tavolara. Bis 8.7.

Triest: Eterno femminino. Arte a Trieste tra fascino e discrezione 1900-1940. Museo Sartori.Bis 1.4.

Turin: Hayez. L'officina del pittore romantico. GAM. Bis 1.4.

Turin: Robert Capa e Garda Taro: la fotografia, l'amore, la guerra. Camera. Bis 2.6.

Turin: Liberty. Torino Capitale. Palazzo Madama. Bis 10.6.

Venedig: Marcel Duchamp e la seduzione della copia. Peggy Guggenheim Coll. Bis 18.3.

Venedig: Il ritratto veneziano dell'ottocento. Ca' Pesaro. Bis 1.4.

Vicenza: Le trecce di Faustina. Acconciature, donne e potere nel Rinascimento. Gallerie d'Italia. Bis 7.4. 

Vicenza: Pop/Beat. Italia 1960-1979 - Liberi di Sognare. Basilica Palladiana. Bis 30.6.

 

Demnächst eröffnen:

Ritorni. Da Modigliani a Morandi. Museo Novecento, Florenz, 21.3. bis 15.9.

Angeli caduti. Anselm Kiefer. Palazzo Strozzi, Florenz, 22.3. bis 21.7.

Guercino. Il mestiere del pittore. Musei Reali, Turin, 23.3. bis 28.7.

Renaissance_2024. Museion, Bozen, 23.3. bis 1.9.

Escher. Palazzo Diamanti, Ferrara, 23.3. bis 21.7.

Pino Pascali 1935-1968. Fondazione Prada, Mailand, 28.3. bis 23.9.

Il mondo di Marco Polo. Palazzo Ducale, Venedig, 6.4. bis 29.9.

Dal Cuore alle Mani. Dolce & Gabbana. Palazzo Reale, Mailand, 7.4. bis 31.7.

Jean Cocteau. Collezione Peggy Guggenheim, Venedig, 13.4. bis 16.9.

Francesco Vezzoli: Musei dell Lacrime. Museo Correr, Venedig, 17.4. bis 24.11.

Christoph Büchel: Monte di Pietà. Ca' Corner della Regina, Venedig, 20.4. bis 24.11.

60. Biennale Interazionale d'Arte. Giardini/Arsenale/andere Orte, Venedig, 20.4. bis 24.11.