MUSEO MOBILE
Videodramen von Diego Marcon in einem Puppentheater. Seit 20 Jahren nutzt die Fondazione Trussardi Mailand als Spielfläche für Kunstaktionen
Mailand – Es begann vor zwanzig Jahren mit einer Installation von Elmgreen & Dragset, die einen Wohnwagen-Anhänger aus dem Boden der Mailänder Galleria gleichsam herausbrechen ließen. Unter der künstlerischen Leitung von Massimiliano Gioni präsentiert die Fondazione Trussardi (Präsidentin Beatrice Trussardi) seitdem jährlich eine mehr oder weniger provokante Aktion von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern an wechselnden, oft überraschenden Orten Mailands und nutzt die Stadt als ein „museo mobile“. In diesem Jahr sind Videoarbeiten von Diego Marcon in der Spannung zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen, die unter dem Titel „Dramoletti“ in der ehemaligen Puppenbühne Teatro Gerolamo zu sehen sind. Das Theater, ein architektonisches Kleinod aus dem 19. Jahrhundert, wird wegen seiner Eleganz auch „la piccola Scala“ genannt.
weiter zum ArtikelZWISCHEN ROSEN
Ferrara (2): Die Ausstellung „Renaissance in Ferrara“ über Ercole de' Roberti und Lorenzo Costa präsentiert zwei wichtige Künstler am Hof der Este und in Norditalien
Ferrara (Palazzo dei Diamanti bis 19. 6.) – Ferrara liegt heute etwas abseits in der östlichen Emilia. Aber es gab eine Zeit, in der der Ort als ein Zentrum künstlerischer Szenarien nicht nur in Italien galt. Während der Herrschaft von Borso d'Este zwischen 1450 und 1471 bildete sich in der Residenzstadt am Po einer Gruppe von Künstlern heraus, die in der Lage waren, eine höchst originelle Sprache zu schaffen. Sie verblüfft noch heute durch ihre raffinierten, manchmal bizarren Lösungen voller Symbole und Bezüge zur nordischen Kunst. Ercole de' Roberti und Lorenzo Costa gehörten zu dieser „Schule von Ferrara“. Nach einem komplexen Restaurierungs- und Sanierungsprojekt zeigt der Palazzo dei Diamanti anlässlich seiner Wiedereröffnung eine große Ausstellung, die diesen beiden Künstlern aus der Ferrareser Renaissance gewidmet ist.
weiter zum ArtikelBRÜCKENSCHLAG
Ferrara (1): Der IX Premio Fondazione VAF im Castello Estense
Ferrara (Castello Estense bis 4. Juni) – Der Kunstpreis der VAF-Stiftung, der seit 2003 bis auf Ausnahmen alle zwei Jahre vergeben wird, hat sich in den deutsch-Italienischen Kunstbeziehungen inzwischen einen festen Platz erobert. Auf seine Art einzigartig fördert er junge italienische Künstlerinnen und Künstler unter 40 Jahre und macht sie mit Ausstellungen in Deutschland und Italien bekannt. Nach einer ersten Präsentation der Endauswahl der IX. Ausgabe des Premio Fondazione VAF in der Staatsgalerie Kiel 2022 werden die Werke von Protagonisten aus der jungen italienischen Kunstszene jetzt in Ferrara im Castello Estense gezeigt.
weiter zum ArtikelAUFERSTANDEN AUS RUINEN
Fondazione Prada (2): Die gelungene Ausstellung „Recycling Beauty“ über die Wiederverwendung antiker Fragmente und über die Vergangenheit als ein Phänomen in ständiger Entwicklung
Mailand (Fondazione Prada bis 27.2.) – Als die Kunstzeitung „Giornale dell’Arte“ traditionell zum Jahresbeginn Kritiker, Fachleute, Liebhaber, Insider u.a. nach der besten Ausstellung des Jahres fragte, wurde immer wieder auf „Recycling Beauty“ in der Fondazione Prada hingewiesen. Eine Ausstellung, die sich dem Thema der Wiederverwendung von griechischen und römischen Kulturgütern in postantiken Zusammenhängen, vom Mittelalter bis zum Barock, widmet. Sie wurde von Salvatore Settis und Anna Anguissola in Zusammenarbeit mit Denise La Monica kuratiert und von Rem Koolhaas/OMA gestaltet.
weiter zum ArtikelEINE LOGE IM WELTTHEATER
Die Mailänder Museums-Wohnung Bagatti Valsecchi und ihre Einrichtungen im Stil der Neorenaissance suchen den Dialog mit der Sammlung Gastaldi Rotelli. Dazu Anmerkungen von Walter Benjamin
Mailand (bis 12.3.2023) – Die eigene herrschaftliche Wohnung zu einer Art Gesamtkunstwerk zu machen, das war der Traum der Brüder Bagatti Valsecchi aus einer wohlhabenden Familie des Mailänder Stadtadels, den sie an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Wirklichkeit werden ließen. Fausto (1843-1914) und Giuseppe (1845-1934) rekonstruierten die Innenräume ihres Familienpalastes im historistisch Stil der Neorenaissance und richteten sie mit Kunst- und Gebrauchsgegenständen vornehmlich aus dem 15. und 16. Jahrhundert ein: darunter Gemälde (etwa von Giovanni Bellini oder Bernardo Zenale) und Möbel, Tapisserien und Schmuckarbeiten, wissenschaftliche Geräte und Waffen. Mit der Generation der Enkel öffneten sich die Privaträume dann 1994 zu einem Museum. In den Räumen dieses Museo Bagatti Valsecchi und im Dialog zu seinen Einrichtungsgegenständen werden gerade rund 50 Exponate aus der privaten Sammlung Gastaldi Rotelli mit Gemälden aus Früh- und Spätbarock gezeigt.
weiter zum ArtikelPUNKT UND KONTRAPUNKT
Bruce Nauman, Dineo Seshee Bopape und der Mailänder Pirelli HangarBicocca
Mailand (Hangar Bicocca bis 26.2.) – Nach Steve McQueen und Anicka Yi in diesem Frühjahr zeigt der Mailänder Pirelli HangerBicocca jetzt im Herbst/Winter als Hauptausstellung Bruce Nauman Neon Corridors Rooms. Für 2023 sind u.a. weitere Ausstellungen von Ann Veronica Janssens, James Lee Byars oder Thao Nguyen Phan geplant. Die monografische Ausstellungen von internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die sowohl neue Produktionen als auch Leihgaben aus den wichtigsten Museen der Welt umfassen, belegen die Bedeutung dieser Kultureinrichtung für die Szene der Gegenwartskunst in Italien. Das ist nicht zuletzt ein Verdienst von Vicente Todolí und seinem Team von Kuratorinnen und Kuratoren.
weiter zum ArtikelGÜLDENE DUNKELHEIT
Der amerikanische Künstler Nari Ward verwandelt auf Einladung der Fondazione Trussardi das Schwimmbecken eines Mailänder Freibades in einen goldglänzenden „Emergence Pool“
Mailand (Centro Balneare Romano bis 16.10.) – Golden schimmert die Wasseroberfläche des Mailänder Schwimmbads „Centro Balneare Romano“. Hunderte Rettungsdecken, wie man sie etwa von der Bergung von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer kennt, bewegen sich sanft auf dem Wasser des Freibads. Manche Decken werden vom Wind angehoben, verschoben, so dass Helfer in Taucheranzügen ins Becken steigen und sie wieder in Position bringen. Emergence Pool nennt der amerikanische Künstler Nari Ward (geboren in Jamaika 1963) seine für die Stadt Mailand projektierte Installation. Sie ist der Höhepunkt einer kleinen, von Massimiliano Gioni kuratierten Ausstellung der Fondazione Nicola Trussardi mit dem Titel Gilded Darkness.
weiter zum ArtikelDAS DENKEN ALS COLLAGE
Italien feiert Louise Nevelson in mehreren Ausstellungen unter anderem in Venedig und in Mailand
Mailand/Venedig – In historischen „Kapseln“ erinnert die diesjährige Biennale dell‘Arte u.a. an die US-amerikanische Künstlerin Louise Nevelson (Kiew 1899 – New York 1988). Ihre vom Kubismus beeinflussten und ebenso mit der Arte Povera verwandten Arbeiten kann man aber vor allem auf zwei größeren Ausstellungen in Mailand und in Venedig verfolgen. Dazu kommt eine kleine Initiative in Castelfranco Veneto. In Venedig stehen in den gerade restaurierten und wieder zugänglich gemachten Procuratie Vecchie an der Piazza San Marco die Skulpturen und Wandinstallationen im Mittelpunkt. In Mailand geht es um die Collagen auch im Zusammenhang mit der Buchveröffentlichung „Out of Order. The Collages of Louise Nevelson“ in englischer Sprache.
weiter zum ArtikelNEUE FREUNDLICHKEIT
Die Skulptur „You“ oder Warum Maurizio Cattelan Angela Merkel sein möchte
Mailand (Galleria Massimodecarlo bis 25. 6.) – Hier hängt er nun im blauen Anzug mit Krawatte, einen Blumenstrauß in der Hand, barfuß und den Strick um in den Hals im grünen Marmorbad der Mailänder Galerie von Massimo De Carlo: eine der typischen Puppen von Maurizio Cattelan, die sein Antlitz - diesmal mit einem traurigen Lächeln - tragen. You nennt sich diese brandneue Arbeit. Aber was die einen schockiert, lässt andere nur gähnen. Cattelan, einst mit dem betenden Hitler, dem erschlagenen Papst oder dem erhängten Kind ein willkommener Provokateur und Meister der Ironie, so die Kritikerin Alessandra Mammì in der Zeitschrift Artribune, wiederhole sich nur noch müde selbst. Schockierend seien die Zeitläufe, nicht eine erhängte Puppe im Nobelklo.
weiter zum ArtikelAusstellungen (eine kleine Auswahl)
Die Mehrkanal-Videoinstallation “F.A.M.I.L.Y (Falling Apart Meanwhile | I love you)”, die jüngste Arbeit (2024) der US-Amerikanerin Miranda July, ist in Zusammenarbeit mit sieben anderen Darstellern auf Instagram entstanden. Sie ist jetzt mit weiteren Werken der 50-jährigen Multimediakünstlerin auf einer Ihr gewidmeten der Ausstellung im Mailänder Prada-Osservatorio zu sehen. Die überhaupt erste für Miranda July kuratierte Einzelausstellung spiegelt mit einer konzentrierten Auswahl von Videoarbeiten eine 30-jährige Schaffensperiode wider, die von Themen zwischenmenschlicher, vornehmlich intimer Beziehungen aus feministischer Sicht geprägt ist. Miranda July: New Society. Osservatorio Fondazione Prada, Mailand (Galleria Vittorio Emanuele II) bis 14. Oktober. Mo, Mi-Fr 14 - 20, Sa und So 11 - 20 Uhr, Di geschl. Eintritt 10 Euro. Info hier
Bologna: Vertigo - Video Scenario of Rapid Changes. Fondazione MAST. Bis 30.6.
Bozen: Renaissance_2024. Museion. Bis 1.9.
Ferrara: Escher. Palazzo Diamanti. Bis 21.7.
Florenz: André Butzer: Liebe, Glaube, Hoffnung. Museo Novecento. Bis 9.6.
Florenz: Angeli caduti. Anselm Kiefer. Palazzo Strozzi. Bis 21.7.
Florenz: Ritorni. Da Modigliani a Morandi. Museo Novecento. Bis 15.9.
Forlì: Preraffaelliti. Rinascimento moderno. Museo San Domenico. Bis 30.6.
Genua: Nostalgia. Modernità di un sentimento dal Rinascimento al Contemporaneo. Pal. Ducale. Bis 1.9.
Mailand: Adrian Piper. Race Traitor. PAC. Bis 9.6.
Mailand: Picasso. La Metamorfosi della Figura, MUDEC. Bis 30.6.
Mailand: Giuseppe de Nittis artista europeo. Palazzo Reale. Bis 30.6.
Mailand: Cézanne | Renoir. Palazzo Reale. Bis 30.6.
Mailand: Chiara Camon. Pirelli HangarBicocca. Bis 21.7.
Mailand: Dal Cuore alle Mani. Dolce & Gabbana. Palazzo Reale. Bis 31.7.
Mailand: Pino Pascali 1935-1968. Fondazione Prada. Bis 23.9.
Mailand: Miranda July: New Society. Osservatorio Prada. Bis 14.10.
Rom: Carla Accardi. Palazzo delle Esposizioni. Bis 9.6.
Rom: Napoli Ottocento. Scuderie del Quirinale. Bis 16.6.
Rovereto: Arte e Facismo. Mart. Bis 1.9.
Rovigo: Henri de Toulouse-Lautrec. Palazzo Roverella. Bis 30.6.
Sabbioneta: Baselitz: Belle Haleine. Palazzo Giardino. Bis 24.11.
Sassari: L'Onda Nuragica. Arte, artigianato e design alla prova della preistoria. Fondaz. Padiglione Tavolara. Bis 8.7.
Turin: Robert Capa e Garda Taro: la fotografia, l'amore, la guerra. Camera. Bis 2.6.
Turin: Liberty. Torino Capitale. Palazzo Madama. Bis 10.6.
Turin: Guercino. Il mestiere del pittore. Musei Reali. Bis 28.7.
Venedig: Willem de Kooning. Gallerie dell'Accademia. Bis 15.9.
Venedig: Jean Cocteau. Collezione Peggy Guggenheim. Bis 16.9.
Venedig: Il mondo di Marco Polo. Palazzo Ducale. Bis 29.9.
Venedig: 60. Biennale Interazionale d'Arte. Giardini/Arsenale/andere Orte. Bis 24.11.
Venedig: Christoph Büchel: Monte di Pietà. Fond. Prada Ca' Corner della Regina. Bis 24.11.
Venedig: Francesco Vezzoli: Musei dell Lacrime. Museo Correr. Bis 24.11.
Vicenza: Pop/Beat. Italia 1960-1979 - Liberi di Sognare. Basilica Palladiana. Bis 30.6.
Demnächst eröffnen:
Felice Carena. Gallerie d'Italia, Mailand, 17.5. bis 29.9.
Federico Barocci. Palazzo Ducale, Urbino, 20.6. bis 6.10.
Diorama. Generation Earth. Museo MAN, Nuoro, 5.7. bis 10.11.