MilanLomb


In Italien gefeiert: Beatrice Salvionis Debütroman „Malnata“ ist jetzt auch auf Deutsch erschienen. Mailand – Mit ihrem kleinen Bildungsroman „Malnata“ ist der 1995 geborenen Beatrice Salvioni ein vielversprechendes Debüt gelungen. In ihm erzählt die Autorin die Geschichte einer Freundschaft zweier ungleicher Mädchen an der Schwelle des Erwachsenwerdens. Die Handlung spielt in einer norditalienischen Provinzstadt vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklung im Faschismus und dem Ausbruch des Abessinien-Kriegs 1935. Francesca, Tochter aus „gutem“ Haus, die zur Anpassung an traditionelle Rollenbilder erzogen wird, findet während eines Sommers über die Begegnung mit Maddalena, einem Mädchen aus der Unterschicht, die als „Malnata“, als die Ungezogene und die Unheilbringende verschrien ist, zu Selbstbewusstsein und mutigem Auftritt.

DIE FREIHEIT DER UNGEHORSAMEN


Ein Festival des europäischen Gegenwartstheaters am Piccolo Teatro mit 16 Stücken an 16 Tagen – und ein Fest zum 77-jährigen Bestehen der von Giorgio Strehler, Nina und Paolo Grassi 1947 gegründeten Mailänder Bühne Mailand – Das internationale Theaterfestival am Piccolo Teatro „Presente Indicativo” („Indikativ Präsenz“), dass nach der erfolgreichen ersten Ausgabe 2022 im geplanten Biennale-Rhythmus jetzt vom 4. bis 19. Mai zum zweiten Mal veranstaltet wird, trägt den Untertitel „Milano Porta Europa“. “Porta“ lässt sich sowohl als Verb lesen („Mailand bringt/trägt Europa“) als auch als Substantiv („Mailand Tor Europa“). Einerseits geht es darum, vielfältigen Strömungen zeitgenössischer Dramaturgien mit Beiträgen u. a. aus Frankreich, Großbritannien, Polen, Spanien oder Portugal in Europa eine Plattform zu bieten, andererseits zeigt man sich offen für Wechselbeziehungen nach Lateinamerika (Argentinien, Chile) und natürlich zur eigenen, zur italienischen Szene. Auffällig fehlt u. a. der deutschsprachige Raum.

NEUGIER UND KÜHNHEIT



Zwei Eigenproduktionen des Piccolo Teatro „Ho paura torero“ und „Come tremano le cose riflesse nell’acqua (čajka)“, mit denen die Mailänder Bühne ins neue Jahr gestartet ist, gehören zu den Höhepunkten dieser Spielzeit Mailand – Das Piccolo Teatro Milano hatte in der vergangenen Saison versucht, mit seinen Aufführungen die Beziehung zwischen Wirklichkeit und Darstellung zu durchleuchten. In der gegenwärtigen Spielzeit 23/24 geht es um „Il corpo delle parole“ also um die Körperlichkeit der Sprache auf der Bühne. Wobei u. a. der Dialog mit der Literatur, etwa mit der Welt des Romans, gesucht wird. Aber auch die Auseinandersetzung mit der dem Theater eigenen Dramaturgie von der Klassik bis hin zu kritischen Neuerfindungen des 20. Jahrhunderts. Mit zwei Inszenierungen hat die Mailänder Bühne gerade diesen Ansatz eindrucksvoll unterstrichen: Ho paura torero („Torero, ich habe Angst“) von Pedro Lemebel und Come tremano le cose riflesse nell’acqua (čajka) („Wie zittern die sich im Wasser spiegelnden Dinge“) eine Bearbeitung von Tschechows „Die Möwe“ durch Liv Ferracchiati.

„WIR MÜSSEN SANFT IRONISCH SEIN“


Die Landschaftsplanung der Fondazione Prada und das Manifest der Raggi Verdi von LAND – zwei Beiträge zur Stadtentwicklung Mailands Mailand – Es geht um das Erleben von Stadt als ein mit Natur gefüllter Raum und die Aneignung des grünen Erbes von Mailand. In der Auseinandersetzung um grundlegende Fragen urbaner Entwicklung treffen sich ideell zwei voneinander unabhängige Initiativen: Das Manifest der Raggi Verdi, das gerade für eine kleine interne Ausstellung von dem Beratungs- und Planungsunternehmen LAND verfasst wurde, und die Veröffentlichung #35 Urbano Rurale Selvatico („Urban Ländlich Wild“), eine Dokumentation der landschaftlichen Gestaltung bei der Umwandlung eines ehemaligen Industriebetriebes zum Mailänder Sitz der Fondazione Prada.

WILDE NATUR UND GRÜNE STRAHLEN



Der Krimi „Groll“ von Gianrico Carofiglio, der sich mit der Ermittlerin Penelope Spada ein weibliches Alter ego geschaffen hat. Mailand – Staatsanwalt, Politiker, Fachbuchautor, Kampfsportler: Gianrico Carofiglio, 1961 in Bari geboren, ist in seinem Leben bereits in viele Rolle geschlüpft – und hat sie wieder verlassen. Seit Jahren feiert der Intellektuelle und gesellschaftlich kritisch engagierte Schriftsteller auch im deutschen Sprachraum Erfolge mit seinen Kriminalromanen. Im Folio-Verlag ist gerade der Titel „Groll“ erschienen. Darin geht es um den unerwarteten Tod eines bekannten Chirurgen und Professors der Medizin. Ein natürlicher Herzinfarkt, wie von ärztlicher Seite bestätigt, oder ein Verbrechen, wie die Tochter des Verstorbenen vermutet? Widerwillig nimmt die private Ermittlerin Penelope Spada sich dieses Falles an.

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