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Die Balzan Stiftung hat die Preisträger (und eine Preisträgerin) für 2024 bekannt geben und setzt auf sozialen, medizinischen und ökologischen Fortschritt. Neugierig macht die Auszeichnung an den Australier John Braithwaite in „Restaurativer Justiz“ Mailand – Die Internationale Stiftung Balzan (Mailand/Zürich) vergibt ihre Preise regelmäßig in vier jährlich wechselnden wissenschaftlichen Fachbereichen –  zwei aus den Geistes- und zwei aus den Naturwissenschaften. In diesem Jahr werden der 73jährige Australier John Braithwaite (Kriminologe an der Australian National University) im Bereich Restaurative Justiz, die 73jährige US-Amerikanerin Lorraine Daston (emeritierte Direktorin Max-Planck-Instituts Berlin-Dahlem für Wissenschaftsgeschichte) im Bereich Wissenschaftsgeschichte (Neuzeit und Gegenwart), der 71jährige usamerikanische-schweizerische Molekularbiologe Michael Nip Hall (Biozentrum Universität Basel) im Bereich Biologische Mechanismen sowie der 59jährige usamerikanische Chemiewissenschaftler Omar Yaghi (University of California, Berkeley) im Bereich Nanoporöse Materialien für Umweltanwendungen ausgezeichnet.

ZWISCHEN MENSCH UND NATUR


Großes Kino und mehr: Der „Spazio Antonioni“ feiert in Ferrara das künstlerische und intellektuelle Erbe des Filmregisseurs Mailand/Ferrara – Unter den Filmregisseuren, die das italienische Kino mit Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägten, gilt Michelangelo Antonioni als ein Meister cineastisch poetischer Untersuchungen. Wim Wenders nennt ihn einen „Maler der Kinoleinwand“. Geboren 1912 in Ferrara ging Antonioni in den 1940er-Jahren nach Rom, wo er 2007 stab. Ferrara und die Räume der heimatlichen Po-Landschaft blieben aber in vielen seiner Filme präsent. Seine Vaterstadt hat ihm jetzt mit dem „Spazio Antonioni“ einen sehenswerten festen Ausstellungsort eingerichtet, der Anfang Juni in einem Pavillon des Palazzo Massari eröffnet wurde.

ERINNERUNGEN UND GEFÜHLE



Ein Festival des europäischen Gegenwartstheaters am Piccolo Teatro mit 16 Stücken an 16 Tagen – und ein Fest zum 77-jährigen Bestehen der von Giorgio Strehler, Nina und Paolo Grassi 1947 gegründeten Mailänder Bühne Mailand – Das internationale Theaterfestival am Piccolo Teatro „Presente Indicativo” („Indikativ Präsenz“), dass nach der erfolgreichen ersten Ausgabe 2022 im geplanten Biennale-Rhythmus jetzt vom 4. bis 19. Mai zum zweiten Mal veranstaltet wird, trägt den Untertitel „Milano Porta Europa“. “Porta“ lässt sich sowohl als Verb lesen („Mailand bringt/trägt Europa“) als auch als Substantiv („Mailand Tor Europa“). Einerseits geht es darum, vielfältigen Strömungen zeitgenössischer Dramaturgien mit Beiträgen u. a. aus Frankreich, Großbritannien, Polen, Spanien oder Portugal in Europa eine Plattform zu bieten, andererseits zeigt man sich offen für Wechselbeziehungen nach Lateinamerika (Argentinien, Chile) und natürlich zur eigenen, zur italienischen Szene. Auffällig fehlt u. a. der deutschsprachige Raum.

NEUGIER UND KÜHNHEIT


Das Teatro all Scala wurde um ein Gebäude erweitert, das neben der Nutzung von Probe- und Büroräumen der Bühnentechnik neue Möglichkeiten eröffnet Mailand –  Die Scala wächst. Wenn anderswo in Europa Musiktheater Sparten schließen und Personal abbauen müssen, setzt das Teatro alla Scala auf Zukunft. Das zeigt sich in der erfolgreichen Ausweitung des kulturellen Angebots etwa mit dem Scala-TV, mit der laufenden Verfeinerung der akustischen Qualität des Theatersaals – was aber eher im Flüsterton kommuniziert wird – und vor allem mit Investitionen in den Ausbau der baulichen Gesamtanlage. Gerade wurde ein neuer Turmbau im Rücken des neoklassizistischen Opernhauses von 1778 eröffnet. Der von Mario Botta und Emilio Pizzi entworfene Turm ist 38 Meter hoch und reicht 19 Meter tief in den Boden. Neben Büroräumen gibt es u. a. einen neuen Probensaal für das Ballett im Dachgeschoss sowie unterirdisch einen 14 hohen Probesaal für das Orchester.

DER TURMBAU VON MAILAND



Weltliteratur zwischen Schwarzen Löchern: Das faszinierende Universum der Balzan Preisträger im Jahr 2023 Mailand – Es ist immer wieder erstaunlich, wie es dem Balzan Preis gelingt, das breite und stetig wachsende Feld der Human- wie der Naturwissenschaften im Blick zu behalten. Und gleichzeitig punktuell herausragende Forschungen zu prämieren. So stehen sich zum Beispiel in diesem Jahr der US-Amerikaner David Damrosch und der Deutsche Heino Falcke gegenüber. Der Literaturhistoriker Damrosch wird u.a. nach den Worten der Jury für „seinen kreativen Ansatz“ ausgezeichnet, „Weltliteratur als transnationale Zirkulation von Werken zu verstehen“ . Der Radioastronom Falcke für seine „grundlegenden Forschungsarbeiten, die es ermöglicht haben, die Umgebung eines Schwarzen Lochs mit hoher Präzision darzustellen“. Ein faszinierender Spannungsbogen, der sich zwischen den beiden anderen Preisträgern dem Anthropologen  Jean-Jacques Hublin (Frankreich) und dem Biologen Eske Willerslev (Dänemark) innerhalb desselben Oberthemas „menschlichen Evolution“ bewegt und Interdisziplinarität fördert.  Außerdem wurde in diesem Jahr auch der Sonderpreis für Freiheit, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern verliehen und der italienischen Stiftung Francesca Rava zugesprochen, die sich für Kinder in Lateinamerika zur Bekämpfung von Bildungs- und Nahrungsnot einsetzt.

KREATIVE ANSÄTZE