News – Kuerze


Das Teatro all Scala wurde um ein Gebäude erweitert, das neben der Nutzung von Probe- und Büroräumen der Bühnentechnik neue Möglichkeiten eröffnet Mailand –  Die Scala wächst. Wenn anderswo in Europa Musiktheater Sparten schließen und Personal abbauen müssen, setzt das Teatro alla Scala auf Zukunft. Das zeigt sich in der erfolgreichen Ausweitung des kulturellen Angebots etwa mit dem Scala-TV, mit der laufenden Verfeinerung der akustischen Qualität des Theatersaals – was aber eher im Flüsterton kommuniziert wird – und vor allem mit Investitionen in den Ausbau der baulichen Gesamtanlage. Gerade wurde ein neuer Turmbau im Rücken des neoklassizistischen Opernhauses von 1778 eröffnet. Der von Mario Botta und Emilio Pizzi entworfene Turm ist 38 Meter hoch und reicht 19 Meter tief in den Boden. Neben Büroräumen gibt es u. a. einen neuen Probensaal für das Ballett im Dachgeschoss sowie unterirdisch einen 14 hohen Probesaal für das Orchester.

DER TURMBAU VON MAILAND


Weltliteratur zwischen Schwarzen Löchern: Das faszinierende Universum der Balzan Preisträger im Jahr 2023 Mailand – Es ist immer wieder erstaunlich, wie es dem Balzan Preis gelingt, das breite und stetig wachsende Feld der Human- wie der Naturwissenschaften im Blick zu behalten. Und gleichzeitig punktuell herausragende Forschungen zu prämieren. So stehen sich zum Beispiel in diesem Jahr der US-Amerikaner David Damrosch und der Deutsche Heino Falcke gegenüber. Der Literaturhistoriker Damrosch wird u.a. nach den Worten der Jury für „seinen kreativen Ansatz“ ausgezeichnet, „Weltliteratur als transnationale Zirkulation von Werken zu verstehen“ . Der Radioastronom Falcke für seine „grundlegenden Forschungsarbeiten, die es ermöglicht haben, die Umgebung eines Schwarzen Lochs mit hoher Präzision darzustellen“. Ein faszinierender Spannungsbogen, der sich zwischen den beiden anderen Preisträgern dem Anthropologen  Jean-Jacques Hublin (Frankreich) und dem Biologen Eske Willerslev (Dänemark) innerhalb desselben Oberthemas „menschlichen Evolution“ bewegt und Interdisziplinarität fördert.  Außerdem wurde in diesem Jahr auch der Sonderpreis für Freiheit, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern verliehen und der italienischen Stiftung Francesca Rava zugesprochen, die sich für Kinder in Lateinamerika zur Bekämpfung von Bildungs- und Nahrungsnot einsetzt.

KREATIVE ANSÄTZE



Ausschreibung für neue Museumsdirektoren in Italien  Mailand/Rom – Die Besetzung der „superdirettori“, wie die Chefposten der großen und mit einer Autonomie ausgestatteten staatlichen Museen von den italienischen Medien genannt wird, geht in eine neue Runde. In den Vorjahren hatten Mitte-links-Regierungen Bewerbungen von ausländischen Persönlichkeiten favorisiert – etwa den Deutschen Eike Schmidt als Leiter der Uffizien in Florenz oder den Briten James Bradburne bei der Brera in Mailand. Ein halbes Dutzend von Museen und Kultureinrichtungen kamen so unter ausländisches Fachpersonal, was zum Teil wütende Proteste aus rechtsorientierten Kulturkreisen auslöste. Neuerdings bestimmt eine national orientierte Regierung in Rom das staatliche Kulturwesen. Und es stehen Neubesetzungen in einer ganzen Reihe von Institutionen an. Darunter auch die Uffizien, die Brera oder das Capodimonte (Neapel). Gibt es einen nationalistischen Rechtsruck: Ausländer raus?

NATIONAL ODER INTERNATIONAL?


Wie die Mailänder Triennale ihren 100. Geburtstag feiert Mailand – Vorhang auf für die Feiern zum hundertjährigen Bestehen der Triennale. Am 19. Mai 1923 wurde in der Villa Reale in Monza die Biennale der dekorativen Künste (Architektur, Handwerk, Design) als Gegenstück zur Kunst-Biennale in Venedig eröffnet. Aus der Biennale wurde bald eine Triennale, eine internationale Ausstellung alle drei Jahre, die 1933 nach Mailand in den eigens von Giovanni Muzio erbauten Palazzo dell’Arte umzog. Heute ist die Triennale ein Zwitter. Neben der Dreijahresausstellung, die nicht immer in regelmäßigen Abständen abgehalten wird (zuletzt 2022), ist sie eine feste (öffentlich geförderte) Einrichtung, in der das ganze Jahr über Ausstellungen und Veranstaltungen zur Kunst, Architektur, Design etc. veranstaltet werden. Dazu kommen Aufführungsreihen zum Gegenwartstheater. Der Palazzo dell’Arte beherbergt außerdem mit dem Museo del Design die wichtigste Sammlung des Landes zum italienischen Design. Neu geordnet zeigt sie seit Ostern passend zum Jubiläum einen historischen Überblick über die 100 Jahre Design in Italien.

HOME SWEET HOME



 Vigevano im März – Auf der Piazza Ducale scheint die Welt noch in Ordnung. Bevor die Touristen kommen, bilden am frühen Vormittag meist ältere Männer in Diskussionen vertiefte Gruppen auf dem historischen Pflaster. Und abends, wenn die letzten Touristen gegangen sind, sind es die Jugendlichen, die die Lokale unter den Arkaden als späte Treffpunkte nutzen. Die Piazza Ducale von Vigevano bildet mit ihrem drei Seiten umlaufenden Portikus aus der Renaissance eine spektakuläre Platzanlage vor der barock-konkaven Fassade der Kathedrale. Knotenpunkt und Salon einer Kleinstadt (rund 60.000 Einwohner) südwestlich von Mailand. Vigevano liegt im Zentrum der Lomellina, einer alten Agrarlandschaft im westlichen Zipfel der lombardischen Provinz Pavia. Die wie ein Bühnenbild wirkende Piazza unterhalb des Castello Sforzescos, an der u. a. Bramante mitgearbeitet hatte, ist immer wieder für Diskussionen gut. Nachdem sie in der Vergangenheit vom Verkehr befreit worden war, möchte die Gemeindeleitung jetzt sogar den Zulieferverkehr am frühen Vormittag in Nebenstraßen verbannen. Laut protestieren die Inhaber der Geschäfte, Cafés und Restaurants.

Unterwegs in Vigevano