Mailand öffnet sich vorsichtig nach dem Lockdown, farbtrunken wandert man durch Straßen und Parks – ein Nachtrag zu den Briefen aus der Quarantäne Mailand (5. Mai) – Alles neu macht der Mai. Seit gestern, Montag 4.5., dürfen wir wieder durch die Stadt laufen – und nicht nur 200 Meter von der Haustür entfernt. Auch die Parks wurden wieder geöffnet. Eine Symphonie in Grün breitet sich vor blauem Himmel aus. Dunkelgrün die Kastanien, die bereits ihre weißen Blütenstände aufgesetzt haben, die wie Zwergtannen auf den Ästen thronen. Buschwerk glänzt zwischen Zartgrün und Blaugrün. Der Hunde-Campus in den Giardini Publici leuchtet nach sechs Wochen „ohne“ in einem nie gesehenen satten Wiesengrün. Gras sprießt auf vielen Wegen. Grünlich schimmernd das Brunnenwasser vor der Villa Dugnani. Im neu angelegten Park an der Porta Nuova, der sogenannten Biblioteca degli Alberi, breiten sich Blumenfelder aus, in denen Iris und Mohn, Kornblumen und Löwenzahn (gewollt) wild Gelb, Rot, Blau, Weiß durch einander blühen. Farbtrunken wandert man durch die Stadt, so als hätte man sie nie gesehen. Und hinter den Masken der Passanten lachen die Augen.