DER FALL LAMBORGHINI


Die Fotografin Letizia Battaglia im Feuer der sozialen Medien wegen Aufnahmen einer Werbekampagne für Luxusautos mit Mädchen. Auch Bürgermeister Orlando geht auf Distanz. Jetzt tritt sie als Leiterin des Zentrums für Fotografie von Palermo zurück

© Letizia Battaglia/Lamborghini

Umstritten: Letizia Battaglia für Lamborghini-Kampagne „With Italy“ 2020

Mailand/PalermoLetizia Battaglia gibt die Leitung des von ihr 2017 mitbegründeten Centro Internazionale di Fotografia in Palermo auf. Hintergrund sind die Diskussionen über ihre Fotos einer Werbekampagne für Lamborghini (- hier der Bericht auf artribune.com). Der Autohersteller hatte im Rahmen des Projektes With Italy, For Italy 21 Künstler beauftragt, die Schönheiten des Landes im Zusammenhang mit verschiedenen Lamborghini Fahrzeugen abzubilden. Die Fotos von Letizia Battaglia, die Mädchen und Jugendliche aus Palermo in den Zusammenhang mit den Autos stellen, haben in den sozialen Medien teilweise üble Polemiken ausgelöst. Auf die reagierte sie jetzt mit dem Abschied vom Zentrum für Fotografie.

Die 85jährige Fotografin hatte sich mit ihren Arbeit besonders zu sozialen Themen einen Namen gemacht und sich etwa im Kampf gegen die Cosa nostra auch politisch engagiert. Die Ikonographie von Kindern in Palermo, besonders von Mädchen, durchzieht ihre Arbeiten seit Jahren. Im vergangenen Jahr wurde sie u.a. mit dem Preis der Kythera Kultur-Stiftung (Düsseldorf) ausgezeichnet (siehe hier auf Cluverius). Mit der Gründung des Centro Internazionale di Fotografia in den Anlagen der Cantieri Culturali alla Zisa konnte sie sich einen lang gehegten Traum erfüllen.

Die Stellungnahme von Leoluca Orlando

Gegen die Vorwürfe in den sozialen Medien hat sich Letizia Battaglia verteidigt, sie sei keine Werbefotografin. In den Fotos gehe es um sieben- bis elfjährige Mädchen in Palermo, die Autos blieben im Hintergrund. Besonders getroffen hat sie aber eine offizielle Stellungnahme des Bürgermeisters von Palermo Leoluca Orlando. Der hatte Lamborghini aufgefordert, die Werbekampagne im Zusammenhang mit der sizilianischen Regionalhauptstadt auszusetzen, weil sie nicht autorisiert sei. Die Stadt würde den Nutzen des weiblichen Körpers und besonders den von Kindern für Werbezwecken strikt ablehnen. Das habe allerdings nichts mit Ausdrucksformen von Kunst zu tun, über die man nicht urteilen wolle, zumal es sich um Letizia Battaglia handele, die viel für Palermo geleistet habe. In einem persönlichen Brief (siehe hier) an Battaglia hatte Orlando etwas versöhnlichere Töne angeschlagen und sich gleichsam entschuldigt, aber er habe am internationalen Tag der Kindheit in seiner institutionellen Rolle und als Vertreter der Allgemeinheit die Rechte der Kinder und die Freiheit des Künstlers miteinander abwägen müssen.