Rund um die Piazza Duomo


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Claudia, vor dem Eingang der Galleria, verschenkt Umarmungen.

Mailand im Dezember. Jetzt ist sie da, die Adventszeit mit ihren jährlich sich wiederholenden Ritualen. Auf der Piazza Duomo wird ein riesiger Weihnachtsbaum errichtet. In der Scala läutet eine Luxusgala am Ambrosiustag (7.12.) die neue Spielzeit ein. Plätze zwischen 2000 und 500 Euro – ganz oben auf der Galerie auch für „nur“ 50 Euro. „Giovanna d’Arco“, Verdi, nach Schillers „Jungfrau von Orléans“. Anna Netrebko singt die Giovanna. Eine kämpferische Frau und zugleich total neurotisch. Um die Scala und die Piazza Duomo herum hat derweil der Kampf um Weihnachten begonnen. Geschenke müssen her – die Zeit drängt langsam. Für Freude ist später Zeit. Claudia, 18, Schülerin hat dagegen Zeit. Sie steht vor dem Eingang zur Galleria mit einem Schild „Regalo abbracci“ – „Ich verschenke Umarmungen.“ Sie ist freigiebig, einen ganzen Nachmittag lang. Warum? „Vorrei portare un po’ di gioa.“ Sie möchte ein bisschen Freude bringen. Und macht sich vermutlich selbst die größte Freude. So häufig wie an diesem Nachmittag ist sie in wenigen Stunden noch nie umarmt worden.