Gegenwartskunst


Wie die Mailänder Triennale ihren 100. Geburtstag feiert Mailand – Vorhang auf für die Feiern zum hundertjährigen Bestehen der Triennale. Am 19. Mai 1923 wurde in der Villa Reale in Monza die Biennale der dekorativen Künste (Architektur, Handwerk, Design) als Gegenstück zur Kunst-Biennale in Venedig eröffnet. Aus der Biennale wurde bald eine Triennale, eine internationale Ausstellung alle drei Jahre, die 1933 nach Mailand in den eigens von Giovanni Muzio erbauten Palazzo dell’Arte umzog. Heute ist die Triennale ein Zwitter. Neben der Dreijahresausstellung, die nicht immer in regelmäßigen Abständen abgehalten wird (zuletzt 2022), ist sie eine feste (öffentlich geförderte) Einrichtung, in der das ganze Jahr über Ausstellungen und Veranstaltungen zur Kunst, Architektur, Design etc. veranstaltet werden. Dazu kommen Aufführungsreihen zum Gegenwartstheater. Der Palazzo dell’Arte beherbergt außerdem mit dem Museo del Design die wichtigste Sammlung des Landes zum italienischen Design. Neu geordnet zeigt sie seit Ostern passend zum Jubiläum einen historischen Überblick über die 100 Jahre Design in Italien.

HOME SWEET HOME


Ferrara (1): Der IX Premio Fondazione VAF im Castello Estense Ferrara (Castello Estense bis 4. Juni) – Der Kunstpreis der VAF-Stiftung, der seit 2003 bis auf Ausnahmen alle zwei Jahre vergeben wird, hat sich in den deutsch-Italienischen Kunstbeziehungen inzwischen einen festen Platz erobert. Auf seine Art einzigartig fördert er junge italienische Künstlerinnen und Künstler unter 40 Jahre und macht sie mit Ausstellungen in Deutschland und Italien bekannt. Nach einer ersten Präsentation der Endauswahl der IX. Ausgabe des Premio Fondazione VAF in der Staatsgalerie Kiel 2022 werden die Werke von Protagonisten aus der jungen italienischen Kunstszene jetzt in Ferrara im Castello Estense gezeigt.

BRÜCKENSCHLAG



Fondazione Prada (1): Auf der Suche nach Spuren der Gegenwart in Kunst, Kultur und Wissenschaft. Ein Treffen mit Chiara Costa, Verantwortlich für das Programm der Mailänder Kulturstiftung Mailand – Im unmittelbaren Umfeld des Sitzes der Fondazione Prada im Süden Mailands gibt es keine Plakatwand, die nicht auf die Aktivitäten der Kulturstiftung des Modeunternehmens hinweist. So auch auf Recycling Beauty, den Titel der von Salvatore Settis eingerichteten Ausstellung, die noch bis Ende Februar 2023 zu sehen ist. Es geht um die Wiederverwendung griechischer und römischer Altertümer in postantiken Zusammenhängen vom Mittelalter bis zum Barock. Für alle, die die Fondazione Prada vor allem mit Gegenwartskunst in Verbindung bringen, mag das Thema überraschen. Doch: „Gegenwartskunst allein gehört längst nicht mehr zur Identität der Fondazione.“ Das sagt die 44-jährige Kunsthistorikerin Chiara Costa, die seit drei Jahren als „Head of Programs“ für das Kulturprogramm verantwortlich ist, im Gespräch.

ETWAS KULTURELL DAUERHAFTES


Bruce Nauman, Dineo Seshee Bopape und der Mailänder Pirelli HangarBicocca  Mailand (Hangar Bicocca bis 26.2.) – Nach Steve McQueen und Anicka Yi in diesem Frühjahr zeigt der Mailänder Pirelli HangerBicocca jetzt im Herbst/Winter als Hauptausstellung Bruce Nauman Neon Corridors Rooms. Für 2023 sind u.a. weitere Ausstellungen von Ann Veronica Janssens, James Lee Byars oder Thao Nguyen Phan geplant. Die monografische Ausstellungen von internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die sowohl neue Produktionen als auch Leihgaben aus den wichtigsten Museen der Welt umfassen, belegen die Bedeutung dieser Kultureinrichtung für die Szene der Gegenwartskunst in Italien. Das ist nicht zuletzt ein Verdienst von Vicente Todolí und seinem Team von Kuratorinnen und Kuratoren.

PUNKT UND KONTRAPUNKT



Der amerikanische Künstler Nari Ward verwandelt auf Einladung der Fondazione Trussardi das Schwimmbecken eines Mailänder Freibades in einen goldglänzenden „Emergence Pool“ Mailand (Centro Balneare Romano bis 16.10.) – Golden schimmert die Wasseroberfläche des Mailänder Schwimmbads „Centro Balneare Romano“. Hunderte Rettungsdecken, wie man sie etwa von der Bergung von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer kennt, bewegen sich sanft auf dem Wasser des Freibads. Manche Decken werden vom Wind angehoben, verschoben, so dass Helfer in Taucheranzügen ins Becken steigen und sie wieder in Position bringen. Emergence Pool nennt der amerikanische Künstler Nari Ward (geboren in Jamaika 1963) seine für die Stadt Mailand projektierte Installation. Sie ist der Höhepunkt einer kleinen, von Massimiliano Gioni kuratierten Ausstellung der Fondazione Nicola Trussardi mit dem Titel Gilded Darkness.

GÜLDENE DUNKELHEIT