Palermo


Marco Bellocchio erzählt die Geschichte von Tommaso Buscetta, der als „Ehrenmann“ der italienischen Justiz das Innenleben der Cosa Nostra aufdeckt und so zur Verurteilung Hunderter Mafiosi beiträgt. Mailand (Cinema Arlecchino) – Er sei kein pentito, kein „Reumütiger“, beteuert Tommaso Buscetta gegenüber Staatsanwalt Giovanni Falcone, der ihn zur Mitarbeit mit den Justizbehörden bewegt hat. Als ehemaliger Ehrenmann der Cosa Nostra glaubt Don Masino weiterhin an die traditionellen Regeln der sizilianischen Mafia, die aber von Totò Riina und den Corleonesen mit den Füßen getreten werden, nachdem sie sich in einem blutigen inneren Krieg in den 1980er Jahren an die Spitze der kriminellen Vereinigung geputscht hatten. Marco Bellocchio erzählt in seinem Film Il traditore („Der Verräter“) die Geschichte eines Verbrechers, der als Kronzeuge zur Verurteilung von 346 Mafiosi (darunter 19 mal lebenslänglich) im ersten sogenannten Maxiprozess 1987 in Palermo beiträgt.

im Kino: Il traditore


Geschichte der Mafia und der Antimafia in einer Untersuchung von Umberto Santino Mailand/Palermo – Die Mafia ist längst kein Thema für Italien allein. Spätestens seit den Morden von Duisburg im Jahr 2007 bei einer internen Auseinandersetzung von Clans der ‚Ndrangheta, der kalabresischen Mafia, kam das Problem auch ins Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit. Kürzlich sorgte eine zwischen der deutschen und italienischen Polizei koordinierten Großrazzia mit Massenverhaftungen in beiden Ländern für Aufsehen. Mafia bleibt jedoch ein von Stereotype und falschen Vorstellungen umnebelter Begriff, der eher von erzählerischen Formen (Kino, TV, Romanen) geprägt wird als von Fakten und Hintergründen. In diesem Zusammenhang hilft die deutsche Übersetzung einer Buchveröffentlichung von Umberto Santino „Phänomen Mafia – Geschichte der Mafia und Antimafia“, die im Weltbuch Verlag erschienen ist.

Phänomen Mafia



Hintergrund einer aktuellen Recherche in Palermo zur Geschichte der Mordanschläge auf Giovanni Falcone und Paolo Borsellino von 1992 in drei Folgen. Palermo – Vor 25 Jahren mussten Giovanni Falcone und Paolo Borsellino im Kampf gegen die sizilianische Mafia ihr Leben lassen. In dieser Zeit ist es der italienischen Justiz nicht gelungen, die Morde gegen die hohen Justizbeamten und die Mitglieder ihres Begleitschutzes endgültig aufzuklären. Aus Anlass des Attentats gegen Paolo Borsellino am 19. Juli 1992 präsentiert Cluverius eine aktuelle Recherche in Palermo: Eine Begegnung mit Rita Borsellino, der Schwester des ermordeten Staatsanwaltes und Untersuchungsrichters (Palermo I), ein Gespräch mit dem Mafia-Historiker Umberto Santino (Palermo II) und ein Bericht über das Teatro Massimo und die Rolle von Mafia und Antimafia in der Kulturpolitik der sizilianischen Landeshauptstadt (Palermo III).

FÜNFUNDZWANZIG JAHRE DANACH


Palermo (I) : 25 Jahre nach dem 19. Juli 1992 und dem Attentat in der Via D’Amelio: wirksame Erinnerungsarbeit und viele offene Fragen. Eine Begegnung mit Rita Borsellino Palermo – Idyllisch liegt die Villa Niscemi am Rand des Favorita-Parks im Westen Palermos. Der mit Palmen umstandene Adelssitz aus dem 18. Jahrhundert dient heute der Kommune als Repräsentationsgebäude. In den ehemaligen Stallungen hat das Studienzentrum „Paolo Borsellino“ zur Erforschung der jüngeren Geschichte Siziliens einen vorläufigen Sitz gefunden. Ein guter Ort um mit Rita Borsellino, der Schwester des von der Mafia in der Via D’Amelio ermordeten Ermittlungsrichters, zu reden und ihre Geschichte als engagierte Kämpferin der Antimafia-Bewegung Revue passieren zu lassen.  Die 72jährige bewegt sich nach einer Krankheit nur mit Mühe, im Gespräch zeigt sie sich aber lebhaft und lässt die Last des Alters vergessen. 

WER VON PAOLO ERZÄHLT, LÄSST IHN WEITERLEBEN



Palermo (II): Ein Gespräch mit dem Mafia-Experten Umberto Santino über die Rahmenbedingungen der Mordanschläge an Falcone und Borsellino und die Bedeutung der Cosa Nostra heute Palermo – Giovanni Falcone, Paolo Borsellino und die Mitglieder ihres jeweiligen Begleitschutzes wurden von Mitgliedern der sizilianischen Mafia ermordet. Über die ausführenden Täter gibt es (fast) kein Zweifel. Aber welches waren die Hintermänner und haben gar Auftraggeber außerhalb der Mafia eine Rolle gespielt? Umberto Santino, Gründer des ältesten italienischen Studienzentrums (CSD Impastato) zur Erforschung des Phänomens Mafia und ein international anerkannter Fachmann, versucht die Rahmenbedingungen zu erhellen. Im Gespräch erklärt er, warum es so schwer ist, zu einer juristische Wahrheit zu kommen und warum das Modell Mafia inzwischen weltweit Schule macht, auch wenn die Cosa Nostra, das historische Vorbild, auf Sizilien in einer schweren Krise steckt.

„ES GIBT KEINE MAFIA OHNE BEZIEHUNGEN ZUR POLITIK“