WIE NERVEN KOMMUNIZIEREN


Balzan Preis an den Neurowissenschaftler Reinhard Jahn aus Göttingen

copyright MPIbcp

Im Kollegenkreis (v.l.) Reinhard Jahn, Nils Brose, Erwin Neher, Joachim Bormann vom Max Planck Institut Göttingen

Mailand – Der deutsche Neurobiologe Reinhard Jahn vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen wird mit dem Balzan-Preis 2016 im Fach „Molekulare und zellulare Neurowissenschaften“ ausgezeichnet. Der 66jährige Wissenschaftler, der aus Leverkusen stammt, wird für seine wegweisenden Untersuchungen bei der Signalübertragungen im Nervensystem geehrt. Der Balzanpreis ist mit je 750.000 Schweizer Franken – das sind rund 685.000 Euro – nach dem Nobel einer der höchst dotierten Wissenschaftspreise. Die Hälfte der Preissumme soll zur Finanzierung von Forschungsprojekten mit jungen Wissenschaftlern verwendet werden. Der Preis der internationalen Stiftung, die ihren Sitz in Zürich wie in Mailand hat, wird in jährlich wechselnden Fachgebieten verliehen, wobei jeweils zwei aus den Bereichen der Geistes- und zwei aus denen der Naturwissenschaften kommen.

Reinhard Jahn hatte in Göttingen promovierte und anschließend an amerikanischen Universitäten geforscht. Seit 1997 leitet er das Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie der niedersächsischen Universitätsstadt. Der Balzan-Preis wird ihm für Beiträge zur „synaptischen Transmission“ verliehen. Was man sich darunter vorstellen muss, erläutert der Göttinger Biophysiker und Nobelpreisträger von 1991 Erwin Neher, der zum Preisverleihungskomitee der Balzanstiftung gehört: „Was ist synaptische Transmission? Es ist der Mechanismus, womit Nervenzellen miteinander kommunizieren. Sehr komplex in dem Sinn, dass von der Senderzelle eine Signalsubstanz, der Neuro-Transmitter, ausgeschieden wird, der dann in der empfangenden Zelle in ein elektrisches Signal umgewandelt wird.“

Ein Preis wurde nicht vergeben

Weitere Preisträger sind der Anglist Piero Boitani (69) von der Universität Rom „La Sapienza“ im Fach „Vergleichende Literaturwissenschaften“, sowie der italo-amerikanische Physiker Federico Capasso (67) von der Universität Harvard (Cambridge/Massachusetts) für „Angewandte Photonik“. Zum ersten Mal in der Geschichte der 1957 gegründeten internationalen Balzan Stiftung wurde ein Preis nicht vergeben. Die Auszeichnung für „Internationale Beziehungen“ musste wegen mangelnder Kandidatenauswahl auf das kommende Jahr verschoben werden. Die diesjährigen Preisträger nehmen die Auszeichnung am 17. November in Rom aus der Hand des italienischen Staatspräsidenten entgegen.

Info:www.balzan.org

Siehe auch auf Cluverius: Der Balzanpreis macht von sich reden