Zum Tod des Regisseurs Luca Ronconi


Mailand. Das Piccolo Teatro trägt Trauer und die Fahnen vor dem Teatro alla Scala sind auf Halbmast geflaggt. Luca Ronconi ist tot. Der wohl bedeutendste italienische Theater- und Opernregisseur der vergangenen Jahrzehnte kam 1933 in Susa (Tunesien) auf die Welt. Nach einer Ausbildung als Schauspieler übernahm er erste Regiearbeiten ab 1963 mit einer Theatergruppe um Gianmaria Volonté . International machte er durch die Regie des „Orlando furiosio“ von Ariost in der Bearbeitung von Edoardo Sanguineti (1963) auf sich aufmerksam. In Prato gründete er 1977 eine Theaterwerkstatt, die mit erfrischenden Inszenierungen griechischer Klassiker prägend auf die italienische Szene wirkte. Spätestens in jenen Jahren wurde er neben Giorgio Strehler zur wichtigsten Regiepersönlichkeit des Landes. Es folgten Jahre, in denen er Bühnen wie das Stabile in Turin und das Teatro di Roma leitete.

In der Nachfolge von Strehler
Nach dem Tod von Giorgio Strehler übernahm er 1999 die künstlerische Leitung des Mailänder Piccolo, wo er mit seinen strengen Inszenierungen von Klassikern bis zur Gegenwart, von Aristophanes bis Henry James und Edward Bond Maßstäbe setzte. Dabei zeigte er ein großes Interesse am deutschsprachigen Theater und brachte etwa Schnitzlers „Professor Bernhardi“, Brechts „Heilige Johanna“ oder Botho Strauß „Ithaka“ auf die Bühne des Piccolo. Zusammen mit Giorgio Strehler revolutionierte er zugleich die eher rückwärts gewandte italienische Opernregie. Geschichte machte etwa eine Einrichtung von Rossinis „Viaggio a Reims“ 1984 mit Claudio Abbado an der Scala, wo er insgesamt 25 Opern inszenierte. Die „Lust des Spielens“, wie er kürzlich in einem Interview sagte, gab er in der Schule des Piccolo an junge Schauspieler weiter. Denn: „Ich weiß, es ist ein Glück, Theater zu machen!“

Am Piccolo steht in diesen Tagen seine von Kritik und Publikum umjubelte letzte Arbeit „Lehman Trilogy“ von Stefano Massini auf dem Programm. Geplant war für den Sommer Goldonis Komödie „Die eifersüchtigen Frauen“. 2009 musste er sich einer schweren Operation unterziehen und war seitdem auf eine regelmäßige Dialyse-Behandlung angewiesen. Luca Ronconi starb am Abend des 21. Februar im Mailänder Polyklinkum. Am 8. März wäre er 82 Jahre alt geworden.