AUS DER SCHUBLADE GEHOLT


In Italien werden mit Kulturfinanzierungen nach der Lockdown Krise Mittel für „Großprojekte der Kulturgüter“ wie die Loggia Isozaki in Florenz freigegeben.

Ein kühner Entwurf – die Isozaki-Loggia für die Rückseite der Uffizien

 Mailand/Rom – Klappt es jetzt? Im schönen, stolzen Florenz denkt man nun schon seit über 20 Jahren darüber nach, ob auf der Rückseite der Uffizien ein zweiter Zugang gebaut werden soll oder nicht. Arata Isozakis Entwurf (in Zusammenarbeit mit Andrea Maffei Architects) einer hohen Loggia hatte sich 1998 bei einer internationalen Ausschreibung durchgesetzt. Mit toskanischem Sandstein verkleidete Stahlträger würden dabei ein transparentes Oberlicht tragen. Gegenwart (im Entwurf) und Tradition (im Material) geben sich bei Isozaki die Hand. Im Jahr 2001 kam es zu einem ersten Vertrag zwischen dem japanischen Architekten und der Stadt bzw. dem italienischen Kulturministerium. Doch dann begannen immer mehr Stimmen sich gegen den „modernistischen Eingriff“ in das Stadtbild von Florenz zu wehren. Archäologische Ausgraben verzögerten das Projekt und schließlich erklärte die Denkmalschutzbehörde, es habe sowieso keinen Vorrang – das umstrittene Projekt blieb lange in der Schublade.

Aus der hat es Dario Franceschini, Minister für Kultur und Tourismus, jetzt wieder hervorgeholt. Die „Loggia Isozaki“ gehört zum Strategieplan „Großprojekte der Kulturgüter“ mit dem das Ministerium nach Koordinierung mit den Regionaleinrichtungen mehrere als „dringend“ angesehene Bauprojekte auf den Weg bringen will. Von den insgesamt 103 Millionen Euro des Strategieplans fließen 12 Millionen nach Florenz für den zweiten Zugang der Uffizien. Museumschef Eike Schmidt, der sich schon länger für die Umsetzung des Isozaki-Projekts eingesetzt hatte, zeigte sich begeistert und dankte dem Minister, der sich immer mehr zu einem Glücksfall für die italienische Kulturpolitik entwickelt.

Mittel auch für das Arsenal in Venedig

Gelder gehen außerdem u.a. nach Venedig, wo für 20 Millionen Euro der Umbau des Arsenals für Einrichtungen der Biennale weiter getrieben werden soll. Dann könnten endlich auch die Bestände des enormen Biennale-Archivs ASAC, das 1928 eingerichtet worden war, von auf dem Festland verstreuten Unterbringungen zentral auf der Laguneninsel zusammen gefasst werden. Weitere Finanzierungen betreffen vor allem Rom, wo u.a. der Renaissanceplast Silvestri Rivaldi unweit der Foren und der Massenzius-Basilika, der seit 40 Jahren leer steht, mit 35 Millionen Euro renoviert werden kann, um eine Bildungseinrichtung des Kulturministeriums aufzunehmen. In Mantua erhält der Palazzo Te für 5 Millionen Euro einen neuen Garten.

Im Rahmen der Hilfen für Kultureinrichtungen nach dem Corona-Lockdown hat das Ministerium im August neben den Bereichen Kino, Verlagswesen, Messen und Festivals für die staatlichen Museen weitere 65 Millionen bereit gestellt, für die aber noch ein Verteilerschlüssel erarbeitet werden muss. Andere Hilfen betreffen die Finanzierung von Kurzarbeit, Steuererleichterungen etc im Kulturbereich. Das Gesamtpaket des Ministeriums, mit dem vor allem dem Tourismus auf die Beine geholfen werden soll, umfasst 3 Milliarden Euro.

Ein ähnlicher Text ist im Berliner „Informationsdienst Kunst – Branchendienst für die Kunstszene“ Nr. 710 (Herausgeber: Karlheinz Schmid) erschienen