Matteo Garrone bewegt das Publikum mit den Erlebnissen von jugendlichen Emigranten, die im Senegal von Italien träumen und sich auf eine lebensgefährliche Reise begeben. Ein Film zwischen Märchen und bitterer Realität Mailand (Cinema Anteo) – Der Film von Matteo Garrone erzählt von den verschlungenen Wegen, den brutalen Hindernissen und tödlichen Fallen der Emigration. Im Mittelpunkt steht die Odyssee des 16-jährigen Seydou vom Senegal aus durch die Wüste, durch KZ-ähnliche Lager in Libyen und schließlich übers Meer Richtung Italien auf einem heruntergekommenen Kutter, der von im selbst als Kapitän gesteuert wird – deshalb auch der Titel „Io capitano“. Eine Art filmischer Bildungsroman, in dem sich märchenhafte Züge mit barbarischer Realität mischen und Authentisches mit Surrealem durchsetzt. Bei der Filmbiennale Venedig 2023 wurde Matteo Garrone dafür mit dem Leone d’Argento für die beste Regie ausgezeichnet.
Landschaft
Die 18. Internationale Architekturbiennale „The Laboratory of the Future” stellt in Venedig Afrika in den Mittelpunkt und setzt sich mit Fragen der Dekarbonisierung wie der Dekolonisierung auseinander. Kritiker beklagen eine Architekturbiennale ohne Architektur. Venedig/Mailand – Die 18. Internationale Architekturbiennale, die noch bis Ende November zu besichtigen ist, will eine Biennale des Umbruchs sein. Keine Schau, keine Präsentation des Bauens und Planens mehr, wie wir heute leben, sondern eine Werkstatt der Ideen, der Kritiken, der Erinnerungen, um über das Leben morgen nachzudenken. Ein „Labor der Zukunft“, so der Titel, den die schottisch-ghanesische Kuratorin Lesley Lokko ihrer Biennale gegeben hat. Die 59-jährige Architekturtheoretikerin verzichtet dabei auf bekannte Namen, sie setzt auf junge Teilnehmer und Teilnehmerinnen – Durchschnittsalter: 43 Jahre – und rückt zum ersten Mal in der Geschichte der Biennalen Afrika in den Mittelpunkt ihrer Untersuchung. Vieles ist anders in diesem Jahr, was allerdings die Ausstellungsbereiche (Arsenale, Giardini, weitere Orte im Zentrum Venedigs) angeht, hält sie sich jedoch an die übliche Aufteilung.
„WIE SCHWER ES IST, SCHWARZ ZU SEIN“
Gastautor Carl Wilhelm Macke im Gespräch mit Esther Kinsky anlässlich der italienischen Edition ihres Romans „Rombo“ Mailand – Der Mailänder Verlag Iperborea hat gerade Esther Kinskys Roman „Rombo“ in der italienischen Übersetzung von Silvia Albesano veröffentlicht. Die vielstimmige Erinnerung an die schweren Erdbeben, die 1976 mehrfach das Friaul erschütterten, war im Original vergangenen Herbst bei Suhrkamp erschienen und von der Kritik teils überschwänglich gelobt worden. Auch die ersten italienischen Reaktionen (u. a. Tutto Libri/La Stampa, La Letteratura/Corriere della Sera) waren positiv. Esther Kinskys Roman gehört außerdem zusammen mit Arbeiten von Emmanuel Carrère (Frankreich), Johanne Lykke Holm (Schweden) Andrei Kurkov (Ukraine) und Burhan Sömez (Türkei) zur Endauswahl des X. Premio Strega Europeo, der am 21. Mai auf dem Salone Internazionale del Libro verliehen wird. Aus Anlass der italienischen Ausgabe von „Rombo“ sprach der Publizist Carl Wilhelm Macke (München/Ferrara) mit Esther Kinsky.
„EIN GROLLEN – UND DIE WELT IST EINE ANDERE“
Vigevano im März – Auf der Piazza Ducale scheint die Welt noch in Ordnung. Bevor die Touristen kommen, bilden am frühen Vormittag meist ältere Männer in Diskussionen vertiefte Gruppen auf dem historischen Pflaster. Und abends, wenn die letzten Touristen gegangen sind, sind es die Jugendlichen, die die Lokale unter den Arkaden als späte Treffpunkte nutzen. Die Piazza Ducale von Vigevano bildet mit ihrem drei Seiten umlaufenden Portikus aus der Renaissance eine spektakuläre Platzanlage vor der barock-konkaven Fassade der Kathedrale. Knotenpunkt und Salon einer Kleinstadt (rund 60.000 Einwohner) südwestlich von Mailand. Vigevano liegt im Zentrum der Lomellina, einer alten Agrarlandschaft im westlichen Zipfel der lombardischen Provinz Pavia. Die wie ein Bühnenbild wirkende Piazza unterhalb des Castello Sforzescos, an der u. a. Bramante mitgearbeitet hatte, ist immer wieder für Diskussionen gut. Nachdem sie in der Vergangenheit vom Verkehr befreit worden war, möchte die Gemeindeleitung jetzt sogar den Zulieferverkehr am frühen Vormittag in Nebenstraßen verbannen. Laut protestieren die Inhaber der Geschäfte, Cafés und Restaurants.
Unterwegs in Vigevano
Der Illustrator Carlo Stanga im Gespräch über versteckte Wahrheiten, Grenzüberschreitungen sowie über die Beziehungen zwischen Kunst, Natur und Architektur Mailand – Der Architekt, Illustrator und Buchautor Carlo Stanga arbeitet mit wichtigen Magazinen und Zeitungen auf der ganzen Welt sowie mit kulturellen Institutionen zusammen. Für das von Andreas Kipar herausgegebene LANDmagazin Vol.2, einer internen Zeitschrift des Architektur- und Consultingunternehmens Land srl, hat er die Folge WanderWorld entworfen. In einem Gespräch reflektiert er seine Arbeit und die neue Rolle der Natur für die Architektur.