Balzan


Die Balzan Stiftung hat die Preisträger (und eine Preisträgerin) für 2024 bekannt geben und setzt auf sozialen, medizinischen und ökologischen Fortschritt. Neugierig macht die Auszeichnung an den Australier John Braithwaite in „Restaurativer Justiz“ Mailand – Die Internationale Stiftung Balzan (Mailand/Zürich) vergibt ihre Preise regelmäßig in vier jährlich wechselnden wissenschaftlichen Fachbereichen –  zwei aus den Geistes- und zwei aus den Naturwissenschaften. In diesem Jahr werden der 73jährige Australier John Braithwaite (Kriminologe an der Australian National University) im Bereich Restaurative Justiz, die 73jährige US-Amerikanerin Lorraine Daston (emeritierte Direktorin Max-Planck-Instituts Berlin-Dahlem für Wissenschaftsgeschichte) im Bereich Wissenschaftsgeschichte (Neuzeit und Gegenwart), der 71jährige usamerikanische-schweizerische Molekularbiologe Michael Nip Hall (Biozentrum Universität Basel) im Bereich Biologische Mechanismen sowie der 59jährige usamerikanische Chemiewissenschaftler Omar Yaghi (University of California, Berkeley) im Bereich Nanoporöse Materialien für Umweltanwendungen ausgezeichnet.

ZWISCHEN MENSCH UND NATUR


Weltliteratur zwischen Schwarzen Löchern: Das faszinierende Universum der Balzan Preisträger im Jahr 2023 Mailand – Es ist immer wieder erstaunlich, wie es dem Balzan Preis gelingt, das breite und stetig wachsende Feld der Human- wie der Naturwissenschaften im Blick zu behalten. Und gleichzeitig punktuell herausragende Forschungen zu prämieren. So stehen sich zum Beispiel in diesem Jahr der US-Amerikaner David Damrosch und der Deutsche Heino Falcke gegenüber. Der Literaturhistoriker Damrosch wird u.a. nach den Worten der Jury für „seinen kreativen Ansatz“ ausgezeichnet, „Weltliteratur als transnationale Zirkulation von Werken zu verstehen“ . Der Radioastronom Falcke für seine „grundlegenden Forschungsarbeiten, die es ermöglicht haben, die Umgebung eines Schwarzen Lochs mit hoher Präzision darzustellen“. Ein faszinierender Spannungsbogen, der sich zwischen den beiden anderen Preisträgern dem Anthropologen  Jean-Jacques Hublin (Frankreich) und dem Biologen Eske Willerslev (Dänemark) innerhalb desselben Oberthemas „menschlichen Evolution“ bewegt und Interdisziplinarität fördert.  Außerdem wurde in diesem Jahr auch der Sonderpreis für Freiheit, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern verliehen und der italienischen Stiftung Francesca Rava zugesprochen, die sich für Kinder in Lateinamerika zur Bekämpfung von Bildungs- und Nahrungsnot einsetzt.

KREATIVE ANSÄTZE



Ein Gespräch mit dem Musikwissenschaftler Philip V. Bohlman, Balzan Preisträger 2022, über Volksmusik und Gesellschaft, den Eurovision Song Contest, Viktor Ullmann und den Begriff Rassismus Mailand/Rom – Der US-amerikanische Musikologe Philip V. Bohlman wurde kürzlich in Rom im Fachbereich Ethnomusikologie mit dem Balzan Preis 2022 ausgezeichnet. Der 70jährige Wissenschaftler lehrt und forscht an der University of Chicago, hat aber auch in Europa u.a. an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover sowie an den Universitäten Freiburg, Wien, Innsbruck oder Kassel unterrichtet. Der Preis der internationalen Balzanstiftung (Mailand/Zürich) wurde ihm, wie es in der Begründung der Jury heißt, „für seinen bahnbrechenden Beitrag zur Ethnomusikologie und zur Musikforschung im weiteren Sinne, für seine Arbeiten über Musik und europäischem Nationalismus, Musik, Rasse und Kolonialismus, Globalisierung, Zusammenhang von Musik und Religion, jüdische Musik in der Moderne und historische Aufführungen urbaner jüdischer Musik“ verliehen. Am Rande der Preisverleihung in Rom gab es die die Möglichkeit zu einem kurzen Gespräch mit Philip V. Bohlman, der sich u.a. auch durch die Verbreitung der Schriften Herders im angelsächsischen Raum verdient gemacht hat. 

VON HERDER BIS HEUTE


Mit dem Balzan-Preis 2022 werden unter anderen Martha Nussbaum und Philip V. Bohlmann ausgezeichnet Mailand – Mit einer mutigen Auswahl der Preisträger 2022 unterstreicht der Balzan Preis  seine Fähigkeit, die gesellschaftliche und politische Bedeutung von Wissenschaft widerzuspiegeln. Das gilt besonders für Martha Nussbaum (University Chicago), die im Fach Moralphilosophie geehrt wird. Sie hat sich u.a. durch ihr Plädoyer für ein Weltbürgertum, ihr Eintreten für Multikulturalismus und liberalen Feminismus oder ihre Studien zum Zusammenhang von Ethik und Emotionen einen Namen gemacht. Aber das gilt ebenso für ein Musikwissenschaftler wie Philip V. Bohlman, der sich durch Feldforschung unter muslimischer Bevölkerungsgruppen in Indien und Europa sowie als Professor in Jewish History, Music an the Humanities an der Uni Chicago ausgezeichnet hat und zudem als Gastprofessor an der Hochschule für Musik Hannover kein Unbekannter in Deutschland ist. Bohlman erhält den Balzan Preis 2022 im Fach Ethnomusikologie.

WELTBÜRGERTUM



Der Historiker Saul Friedländer (Israel) wird mit dem Balzan Preis 2021 ausgezeichnet. Außerdem werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Italien, Frankreich und den USA prämiert Mailand – Der israelische Historiker Saul Friedländer erhält in diesem Jahr den Balzan Preis im Fachgebiet Holocaust- und Genozidforschung. Der 1932 in Prag geborene Friedländer (University of California, Los Angeles) wird, wie es in der Begründung heißt, für „die Schaffung einer historischen Erzählung“ ausgezeichnet, „welche das Unaussprechliche zum Ausdruck bringt, indem sie die wissenschaftliche Analyse mit den disruptiven Stimmen der Opfer, Täter und Zuschauer verflicht.“ Weitere Preisträger sind die italienische Physikerin Alessandra Buonanno (53), die am Albert-Einstein-Institut (Potsdam) unterrichtet zusammen mit dem französischen Physiker Thibault Damour (70) vom Institut des Hautes Études Scientifiques (Paris) im Fachbereich Gravitation: physikalische und astrophysikalische Aspekte. Der US-amerikanische Biologe Jeffrey Gordon (48) von der Washington University (Saint Louis) erhält den Balzan Preis für seine Forschungen im Fach Das Mikrobiom: seine Rolle in Gesundheit und Krankheit. Der Preis für Vorderasiatische Kunst und Archäologie wurde nicht vergeben.

HISTORISCHE ERZÄHLUNG