Gegenwartskunst


Die Landschaftsplanung der Fondazione Prada und das Manifest der Raggi Verdi von LAND – zwei Beiträge zur Stadtentwicklung Mailands Mailand – Es geht um das Erleben von Stadt als ein mit Natur gefüllter Raum und die Aneignung des grünen Erbes von Mailand. In der Auseinandersetzung um grundlegende Fragen urbaner Entwicklung treffen sich ideell zwei voneinander unabhängige Initiativen: Das Manifest der Raggi Verdi, das gerade für eine kleine interne Ausstellung von dem Beratungs- und Planungsunternehmen LAND verfasst wurde, und die Veröffentlichung #35 Urbano Rurale Selvatico („Urban Ländlich Wild“), eine Dokumentation der landschaftlichen Gestaltung bei der Umwandlung eines ehemaligen Industriebetriebes zum Mailänder Sitz der Fondazione Prada.

WILDE NATUR UND GRÜNE STRAHLEN


100 Jahre Maria Callas. Mailand feiert sie u.a. mit Ausstellungen im Museo Teatrale alla Scala und in den Gallerie d’Italia. Dazu Erinnerungen von Ingeborg Bachmann und Adriano Sofri Mailand – Maria Callas wurde am 2. Dezember 1923 in New York geboren. Ihre Karriere band sie früh an Italien und an Mailand. Sie lebte einige Jahre unter der Madonnina und prägt ausgehend von ihren Erfolgen an der Scala das gesellschaftliche Leben in den Mailänder Salons der 1950er-Jahre. An der Scala trat Maria Callas zwischen 1950 und 1961 mit insgesamt 23 Titeln in 26 Aufführungen (darunter sechs Saisoneröffnungen) auf. Die Stadt feiert sie jetzt zu ihrem 100. Geburtstag als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Operngeschichte mit einem Reigen von Veranstaltungen (Info hier). Zum Beispiel mit einem Abend über Pasolini und die Callas im Piccolo Teatro. Im Mittelpunkt stehen aber zwei Ausstellungen im Museo Teatrale alla Scala (bis 30. April 2024) und in den Gallerie d’Italia Intesa Sanpaolo (bis 18. Februar 2024).

DAS LETZTE MÄRCHEN



Der Pirelli HangarBicocca in Mailand zwischen Produktion und Kultur: das Erfolgsmodell einer privaten Ausstellungseinrichtung   Mailand – Diese teilweise über 30 Meter hohen Räume muss man erst einmal auf sich wirken lassen. Mit insgesamt 15.000 Quadratmeter ebenerdiger Ausstellungsfläche in einer ehemaligen Industrieanlage am nördlichen Stadtrand von Mailand gilt der Pirelli HangarBicocca als eine der größten Ausstellungseinrichtungen für Gegenwartskunst in Europa. Die Nonprofit-Kulturstiftung wurde 2004 gegründet, als der Pirelli-Konzern Werkhallen einer früheren Lokomotivfabrik aufkaufte, um hier Raum für Anselm Kiefers monumentale Installation „Sieben Himmlischen Paläste“ zu schaffen: Zwischen 14 und 18 Meter hohe Betontürme, die, wenn man sie so lesen will, nach der (Selbst-)Zerstörung der westlichen Zivilisation gleichsam neue Wege zum Göttlichen suggerieren. Ab 2015 wurde die Installation mit großflächigen Gemäldearbeiten Kiefers wie die „Die Deutsche Heilslinie“ ergänzt.

INDUSTRIELLER HUMANISMUS


Videodramen von Diego Marcon in einem Puppentheater. Seit 20 Jahren nutzt die Fondazione Trussardi Mailand als Spielfläche für Kunstaktionen Mailand  ­– Es begann vor zwanzig Jahren mit einer Installation von Elmgreen & Dragset, die einen Wohnwagen-Anhänger aus dem Boden der Mailänder Galleria gleichsam herausbrechen ließen. Unter der künstlerischen Leitung von Massimiliano Gioni präsentiert die Fondazione Trussardi (Präsidentin Beatrice Trussardi) seitdem jährlich eine mehr oder weniger provokante Aktion von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern an wechselnden, oft überraschenden Orten Mailands und nutzt die Stadt als ein „museo mobile“. In diesem Jahr sind Videoarbeiten von Diego Marcon in der Spannung zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen, die unter dem Titel „Dramoletti“ in der ehemaligen Puppenbühne Teatro Gerolamo zu sehen sind. Das Theater, ein architektonisches Kleinod aus dem 19. Jahrhundert, wird wegen seiner Eleganz auch „la piccola Scala“ genannt.

MUSEO MOBILE



Bergamo und Brescia als „Kulturhauptstadt Italiens 2023“: wirtschaftlich reich, künstlerisch lebendig Mailand – Bergamo leuchtet. Und Brescia auch. Die beiden lombardischen Städte sonnen sich gemeinsam im Licht einer „Kulturhaupt Italiens 2023“, nachdem sie besonders zu Anfang der Pandemie einen hohen Blutzoll entrichten mussten. Unvergessen das Symbolfoto eines Konvois von Militärfahrzeugen, mit denen Dutzende von Särgen aus den überlasteten Krematorien Bergamos abtransportiert wurden. Jetzt sollen und wollen sich die Städte gleichsam in einem Akt der Wiedergutmachung von ihrer guten, ihrer kulturell-touristischen Seite zeigen.

LOMBARDISCHES TANDEM