Kulturpolitik


Nach den Schönheiten Italiens begannen die Deutschen vor rund 50 Jahren die literarischen Landschaften südlich der Alpen zu entdecken, während deutschsprachige Literatur im Bel Paese weiterhin ein Schattendasein fristet. Anlässlich der Buchmesse Frankfurt ein Blick auf die deutsch-italienischen Literaturbeziehungen Mailand – Italien und die Literatur – das ist ein merkwürdiges Kapitel. Einerseits ist Italien ein leseschwaches Land, in dem die Hälfte aller Bewohner kein einziges Buch im Jahr kauft. Andererseits hat es eine lebhafte Literaturszene mit mondänen Literaturpreisen (Strega, Campiello etc). Es gibt eine lebendige Buchmesse wie den Salone del Libro im Frühjahr in Turin und neben regionalen Veranstaltungen eine zweite Messe für mittlere und kleinere Verlage im Spätherbst in Rom sowie die internationale Kinder- und Jugendbuchmesse in Bologna. Dazu kommen von Nord bis Süd die vielen Buch- und Lesefestivals – meist lokal ausgerichtet oder die großen in Mantua (Festivaletteratura) oder in Mailand (Bookcity).

REIBEPUNKTE ZWISCHEN ALT UND NEU


Der Transformationsprozess in Städten, die Mobilitätswende und die Bedeutung der Natur und des öffentlichen Raums bei der urbanen Entwicklung. Dokumentation eines Gespräch mit Uwe Schneidewind, Wirtschaftswissenschaftler und Oberbürgermeister von Wuppertal, für das LANDmagazin Vol. 3 „In-between landscape“ Mailand – Die Wissenschaft nutzt den Begriff der „Großen Transformation“, um Epochenumbrüche des 21. Jahrhunderts im Lichte einer nachhaltigen Entwicklung zu kennzeichnen. Rund 80 Prozent der Menschen werden 2050 in Städten leben. Für den Gesamtrahmen einer erfolgreichen Zukunftspolitik bildet „die Urbane Wende“ damit einen „Knotenpunkt“. So die These auch des Buches „Die Große Transformation. Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels“(1) des Wirtschaftswissenschaftlers Uwe Schneidewind, das im Rahmen seiner Tätigkeit bis 2020 als Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie entstanden ist.

LEICHTIGKEIT ENTLOCKEN



Fiktion und Realität vermischen sich in dem Kinofilm „Anna“ von Marco Amenta über einen Bauskandal an der Südküste Sardiniens. Erinnerungen an einen alten Bauern und Hirten, der am Capo Malfatano ein Konsortium von Großunternehmern herausforderte, werden wach Mailand (Cinema Palestrina)/Cagliari – Als eines Tages Baumaschinen vor ihrer Haus- und Stallanlage unweit des Meeres an der Küste Sardiniens auftauchen, versteht Anna die Welt die mehr. Auf einem Grundstück, das , so glaubt sie, einst ihrem verstorbenen Vater gehört hat, soll ein luxuriöser Hotelkomplex entstehen. Die junge Hirtin und Bäuerin, die sich nach einer gescheiterten Ehe in Mailand aufs Land ihrer Heimat zurückgezogen hat, um mit einer kleinen Ziegenherde und einer Kuh Käse für den lokalen Markt zu produzieren, beginnt einen schier aussichtslosen Kampf um ihre Existenz und den Schutz der Natur ihrer Heimat. Das ist die dramatische Ausgangssituation im Spielfilm „Anna“ von Marco Amenta, der in den italienischen Kinos angelaufen ist. Die Protagonistin – großartig interpretiert von Rose Aste – mag eine cineastische Erfindung sein, doch ruft der Film wirkliche Vorgänge wach.

IN DER SCHWEBE


Die vielen Rollen der Edicola im italienischen Alltag und ihre Krise. Eindrücke auf einer Fotoausstellung über Zeitungskioske in Ferrara  Mailand/Ferrara – Wenn man nach typischen Unterschieden im Erscheinungsbild zwischen deutschen und italienischen Stadtlandschaften sucht, gehört die Edicola dazu. Nördlich der Alpen hat sich der Zeitungskiosk meist als Laden in die Häuserfront eingegliedert, wo man neben Zeitungen oft auch Getränke oder andere Waren kaufen kann. In südlicheren Breiten findet man ihn (noch) als frei stehende Einrichtung, in denen hauptsächlich Druck-Erzeugnisse angeboten werden. Das ist gerade auf einer kleinen Ausstellung mit rund 30 großformatigen Fotografien von Ulrich Wienand in Ferrara nachzuvollziehen. Sie wird in der kommunalen Biblioteca Giorgio Bassani unter dem Titel Vado a prendere il giornale („Ich geh die Zeitung holen“) gezeigt.

APOTHEKE GEGEN DIE DUMMHEIT



Das Teatro all Scala wurde um ein Gebäude erweitert, das neben der Nutzung von Probe- und Büroräumen der Bühnentechnik neue Möglichkeiten eröffnet Mailand –  Die Scala wächst. Wenn anderswo in Europa Musiktheater Sparten schließen und Personal abbauen müssen, setzt das Teatro alla Scala auf Zukunft. Das zeigt sich in der erfolgreichen Ausweitung des kulturellen Angebots etwa mit dem Scala-TV, mit der laufenden Verfeinerung der akustischen Qualität des Theatersaals – was aber eher im Flüsterton kommuniziert wird – und vor allem mit Investitionen in den Ausbau der baulichen Gesamtanlage. Gerade wurde ein neuer Turmbau im Rücken des neoklassizistischen Opernhauses von 1778 eröffnet. Der von Mario Botta und Emilio Pizzi entworfene Turm ist 38 Meter hoch und reicht 19 Meter tief in den Boden. Neben Büroräumen gibt es u. a. einen neuen Probensaal für das Ballett im Dachgeschoss sowie unterirdisch einen 14 hohen Probesaal für das Orchester.

DER TURMBAU VON MAILAND