DER TURMBAU VON MAILAND


Das Teatro all Scala wurde um ein Gebäude erweitert, das neben der Nutzung von Probe- und Büroräumen der Bühnentechnik neue Möglichkeiten eröffnet

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Botta-Style: Der neue Turm der Mailänder Oper

Mailand –  Die Scala wächst. Wenn anderswo in Europa Musiktheater Sparten schließen und Personal abbauen müssen, setzt das Teatro alla Scala auf Zukunft. Das zeigt sich in der erfolgreichen Ausweitung des kulturellen Angebots etwa mit dem Scala-TV, mit der laufenden Verfeinerung der akustischen Qualität des Theatersaals – was aber eher im Flüsterton kommuniziert wird – und vor allem mit Investitionen in den Ausbau der baulichen Gesamtanlage. Gerade wurde ein neuer Turmbau im Rücken des neoklassizistischen Opernhauses von 1778 eröffnet. Der von Mario Botta und Emilio Pizzi entworfene Turm ist 38 Meter hoch und reicht 19 Meter tief in den Boden. Neben Büroräumen gibt es u. a. einen neuen Probensaal für das Ballett im Dachgeschoss sowie unterirdisch einen 14 hohen Probesaal für das Orchester.

Ganz entscheidend aber ist ein 235 Quadratmeter großer Entladebereich im Turm, der direkt mit dem hinteren Teil der Bühne verbunden ist und von ihr durch ein Rolltor mit Wärme- und Schalldämmfunktion getrennt werden kann. Bei geöffnetem Tor beträgt die Bühnentiefe jetzt über 70 Meter. Hinter dem geschlossenen Tor können Kulissen entladen und Vormontagen durchgeführt werden. Dies ermöglicht von Stund an das Entladen und Arbeiten auch während der Proben oder Aufführungen. Und kann bereits in den kommenden Wochen bei den Vorbereitungen zur Saisonpremiere mit Verdis Don Carlo am 7. Dezember genutzt werden.

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Durchblick vom neuen Turm über die Bühne in den Saal

Der Probesaal für das Orchester wird jetzt nach den akustischen Vorgaben des bayrischen Unternehmens Müller BBM unter der Projektleitung von Jürgen Reinhold, der auch für die schrittweise akustische Restaurierung der Logen im Theatersaal verantwortlich ist, eingerichtet. Der Saal soll im kommenden Jahr funktionstüchtig sein und auch als Raum für Tonaufnahmen in höchster Studioqualität dienen. Der derzeitige Proberaum des Orchesters im historischen Gebäude wird dann zu einem Proberaum für den Chor umgewandelt.

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Architekt Emilio Pizzi beim Rundgang zur Eröffnung

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Mario Botta, der bereits die Restaurierung der Scala und einen ersten Erweiterungsbau 2002-2004 projektiert hatte

Die Gesamtkosten betragen rund 23 Millionen Euro, von denen die Stiftung des Teatro alla Scala weit über die Hälfte trägt, dazu kommen Zuschüsse vom italienischen Staat und in kleinerem Umfang auch von der Region Lombardei. Durch die neuen Büroräume können angemietete Liegenschaften gekündigt und Kosten gespart werden. Das neue Gebäude sei, wie die Mailänder Bühne mitteilt, energieeffizient. Erneuerbare Energiequellen werden genutzt: Klimatisierung mit Wärmepumpen, die mit Brunnenwasser gekühlt werden, ein Fernwärmesystem und Fotovoltaikmodule auf dem Dach.

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