KREATIVE ANSÄTZE


Weltliteratur zwischen Schwarzen Löchern: Das faszinierende Universum der Balzan Preisträger im Jahr 2023

© Balzan.org

Balzan-Preisträger 2023

Mailand Es ist immer wieder erstaunlich, wie es dem Balzan Preis gelingt, das breite und stetig wachsende Feld der Human- wie der Naturwissenschaften im Blick zu behalten. Und gleichzeitig punktuell herausragende Forschungen zu prämieren. So stehen sich zum Beispiel in diesem Jahr der US-Amerikaner David Damrosch und der Deutsche Heino Falcke gegenüber. Der Literaturhistoriker Damrosch wird u.a. nach den Worten der Jury für „seinen kreativen Ansatz“ ausgezeichnet, „Weltliteratur als transnationale Zirkulation von Werken zu verstehen“ . Der Radioastronom Falcke für seine „grundlegenden Forschungsarbeiten, die es ermöglicht haben, die Umgebung eines Schwarzen Lochs mit hoher Präzision darzustellen“. Ein faszinierender Spannungsbogen, der sich zwischen den beiden anderen Preisträgern dem Anthropologen  Jean-Jacques Hublin (Frankreich) und dem Biologen Eske Willerslev (Dänemark) innerhalb desselben Oberthemas „menschlichen Evolution“ bewegt und Interdisziplinarität fördert.  Außerdem wurde in diesem Jahr auch der Sonderpreis für Freiheit, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern verliehen und der italienischen Stiftung Francesca Rava zugesprochen, die sich für Kinder in Lateinamerika zur Bekämpfung von Bildungs- und Nahrungsnot einsetzt.

Eine alle Wissensgebiete umgreifende Pflege

Die vier auszuzeichnenden Fachgebiete wechseln von Jahr zu Jahr. Der Fächerwechsel ermöglicht es der Balzan Stiftung (Mailand/Zürich) , sowohl wegweisende Forschungsrichtungen als auch wichtige Studienbereiche, die bei anderen großen internationalen Preisen oft vernachlässigt werden, zu unterstützen. So konnte in der sechzigjährigen Preisgeschichte mit 163 verliehenen Auszeichnungen eine alle Wissensgebiete umgreifende Pflege erreicht werden, die den Stiftungszweck erfüllt, „die Kultur, die Wissenschaften und die verdienstvollsten humanitären Initiativen ohne Unterschied der Nationalität, der Rasse oder der Religion zu fördern.“

Problematisch bleibt die Unterrepräsentation von Frauen ­– in diesem Jahr ausschließlich vier Männer als Preisträger. Der Balzan Preis wurde bislang an 181 Personen verliehen, davon an 15 Frauen (weniger als 10 Prozent!)

Im kommenden Jahr 2024 werden Preise in folgenden Fachgebieten ausgeschrieben: Restaurative Justiz; Wissenschaftsgeschichte (Neuzeit und Gegenwart); Biologische Mechanismen des Alters sowie Nanoporöse Materialien für Umweltanwendungen.

Die Preise sind mit je 750.000 Schweizer Franken dotiert. Die Hälfte der Preissumme soll jeweils in ein innovatives Forschungsprojekt von jungen Wissenschaftlern unter der Leitung des Preisträgers investiert werden. Die Preise werden im jährlichen Wechsel in Rom und Bern von dem jeweiligen Staats- bzw. Nationalratspräsidenten überreicht. Die Preisträgerinnen und Preisträger 2023 erhalten ihre Auszeichnung im November in Bern in Anwesenheit von Nationalratspräsident Martin Candinas.

Info hier

Zum Balzan Preis siehe auch auf Cluverius „Der Balzan Preis macht von sich reden