Der Landschaftsarchitekt Andreas Kipar, ein Brückenbauer zwischen Mailand und der Ruhrmetropole, wurde mit dem den Halstenberg-Preis geehrt
Mailand/Dortmund – Als 24-Jähriger kam der in Essen frisch diplomierte Landschaftsarchitekt Andreas Kipar 1984 nach Mailand. Hier fand er ein Betätigungsfeld, in das er seine Erfahrungen aus dem Ruhrgebiet einbringen konnte. Hier wie dort ging es um die Nutzung ehemaliger Industrieflächen und um städtische Freiraumplanung. Aus ersten italienischen Erfahrungen sowie der Gründung des eigenen Büros LAND (Landscape Architecture Nature Development) in Mailand fand Andreas Kipar den Weg auch wieder zurück an Ruhr und Emscher. Dem Brückenbauer zwischen Mailand und der Ruhrmetropole hat jetzt die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) Nordrhein-Westfalen den Halstenberg-Preis verleihen, mit dem sie hervorragende und wegweisende Leistungen in der Stadt- und Landesplanung würdigt.
Mit der Verleihung des Preises an Andreas Kipar zeichnet die Akademie in ihrer Begründung seine mit außergewöhnlicher Leidenschaft entwickelten Beiträge zur Landschaftsarchitektur und Stadtplanung aus, seine Fähigkeit zur Integration von Natur und urbanen Räumen und sein Engagement für nachhaltige städtebauliche Entwicklungen, die sowohl ökologische als auch soziale Aspekte integrieren.
Über die Alpen hinweg hatte sich ein Pingpong an Projekten und Planungen entwickelt. Hier der Parco Nord, der Parco Portello (Ex Alfa Romeo) oder die Raggi Verdi („Grüne Strahlen“), dort der Krupp Park, der Essener Masterplan Freiraum schafft Stadtraum oder die Neuen Wege zum Wasser. Anfänge, die bis heute weiter wirken und durch eine deutsche Niederlassung von LAND in Düsseldorf (und weitere internationale Sitze) unterstützt werden.
„Vor genau 40 Jahren, im Jahr 1984, habe ich mich auf eine Reise begeben, um neue Horizonte zu erkunden – eine Reise der Entdeckung und nicht des Aufbruchs.“ Erinnerte sich Andreas Kipar in seiner Dankesrede zur Preisverleihung Ende August in Dortmund. Und zur Entdeckung beim Brückenschlag nach Mailand gehörte auch, dass er dort am Politecnico ein zweites Studium in Urbanistik abschloss. An der Universität, an der er heute Public Space und Landscape Design lehrt.
Der Wandel muss ohne Verzögerung kommen
Stadt und Land gehören in seinem Denken zusammen. „Gemeinsam mit der jungen Generation teilen wir Erfahrungen, Hoffnungen und Pläne für eine Zukunft, in der bewirtschaftete und nicht bewirtschaftete Felder – wir nennen es Landschaft – miteinander verflochten sind.“ Angesichts der beispiellosen ökologischen Herausforderungen würden wir daran erinnert, dass der Raum – insbesondere in seiner landschaftlichen Form – in Zukunft eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der regionalen Identität spielen werde. Die Klimaveränderungen seien unübersehbar und ließen keinen Zweifel daran, dass der Wandel „ohne Verzögerung kommen muss“.
In dieser Zeit des Übergangs, so Andreas Kipar, dürfe man die Herausforderungen globaler Krisen und Konflikte nicht fürchten. „Vielmehr sollten wir diesen Moment nutzen, um uns neu zu orientieren, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam an der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft zu arbeiten.“
Klare Zielvorstellungen
Das Ziel sei klar: „Wir müssen naturverträgliche Landschaften schaffen, die den drängenden Herausforderungen des Klimawandels und des Verlusts der biologischen Vielfalt gerecht werden. Unser Verständnis von Stadtplanung deckt sich mit den Erkenntnissen des Weltwirtschaftsforums, das die Herausforderungen der Natur und die kulturelle Verantwortung als Inspiration für eine neue wirtschaftliche Ausrichtung betrachtet und den Übergang von „Nature-Positive Cities“ zu „Nature-Positive Landscapes“ erleichtert.
Auf diesem Weg ist der in Gelsenkirchen geborene Landschaftsarchitekt und Stadtplaner nicht allein. „Ich verdanke viel meiner Familie, die mich stets unterstützt hat, und meinem Gründungspartner Giovanni Sala, mit dem ich 1990 LAND srl auf die Füße gestellt habe. Meine Kolleginnen und Kollegen sind ein wesentlicher Bestandteil dieser gemeinsamen Vision.“ Man würde eine dynamische, ständig wachsende Gemeinschaft bilden, die durch ethische und nachhaltige Werte vereint sei: „die LAND Community.“
Das Ruhrgebiet als Paradebeispiel
Mit der jährlichen Verleihung des Halstenberg-Preises durch die DASL NRW wird dem Politiker und Planer Friedrich Halstenberg (1920-2010) gedacht, der mit seinem umfangreichen Wirken zwischen Wissenschaft und Politik, Landesplanung und Raumordnung besonders in den 1960er bis 1980er-Jahren die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen geprägt hatte. Es handelt sich um den einzigen Preis in der Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiet der Landesplanung.
Jetzt wurde er zum ersten Mal an einen Landschaftsarchitekten verliehen. Andreas Kipar resümiert, indem er Gegenwart als Zukunft skizziert: „Das Ruhrgebiet mit seiner reichen Industriegeschichte ist ein Paradebeispiel dafür, wie Landschaften durch die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt so umgestaltet werden können, dass sie den Anforderungen des modernen Lebens gerecht werden.“
Auf Cluverius siehe auch: „Du musst mal raus“