EIN SCHÖNES GESCHENK


Die deutsche Sprache, ein Essay-Wettbewerb an der Deutschen Schule Mailand und eine Sammlung von Lieblingswörtern

© Deutsche Schule Mailand

Lieblingswörter von Schülerinnen und Schülern der DSM

Mailand – „Die deutsche Sprache ist für mich meine Oma.“ – „Ich finde, dass das Deutsche schlicht, genial und einfach ist.“ – „Wenn ich den Klang der deutschen Sprache höre, spüre ich (…) diesen geheimnisvollen Mondscheinzauber der Natur.“ Beispielsätze aus drei von rund 70 Texten von Schülerinnen und Schülern der Deutschen Schule Mailand (DSM), die an einem Essaywettbewerb zum Thema „Was die deutsche Sprache für mich bedeutet“ teilgenommen hatten. Jetzt wurden bei einer Abendveranstaltung der DSM Beiträge aus der Ober- und der Mittelstufe in verschiedenen Kategorien prämiert. Zur Jury (vornehmlich Lehrkräfte) gehörte als Gast der Sprachwissenschaftler Roland Kaehlbrandt, der an dem Abend außerdem sein Buch „Deutsch – Eine Liebeserklärung“ (Piper 2022) vorstellte.

Als „Liebeserklärungen“ der Schülerinnen und Schüler an die deutsche Sprache bezeichnet auch die Deutschlehrerin und stellvertretende Schulleiterin Maria Benning die Beiträge zum Essaywettbewerb, von denen eine Auswahl in einer kleinen digitalen, äußerst gelungenen Veröffentlichung dokumentiert werden. „Teilweise scheinen auch Beziehungskrisen und Konflikte im Verhältnis zur deutschen Sprache auf“, heißt es im Vorwort dazu. Die DSM ist wie andere deutsche Auslandsschulen eine Begegnungsschule verschiedener Kulturen, was etwa das Verhältnis zur Sprache und den Umgang mit ihr reich und reizvoll macht. „In der Sprache erfahren wir die Welt, und in ihr setzen wir die Welt“, schreibt Roland Kaehlbrandt in seinem Buch.

Weich wie Heimat

Gleichsam als Kommentar liest man bei Silas (8. Klasse): „Die deutsche Sprache – fühlt sich an weich wie Heimat, aber auch wie der eisig kalte Wind in meinem Heimatort im Winter.“ Oder Carlo (11. Klasse) beginnt seinen Essay so: „Wenn Teile meiner italienischen Verwandtschaft an die deutsche Sprache denken, fallen ihnen vermutlich Satzfetzen wie ‚Fass‘, ‚Sitz“ oder ‚Heil‘ ein. Deutsch – eine Sprache für Hundebesitzer und Nazis also, reich an harten konsonantischen Lauten und aggressiven Imperativen.“  Aber weil Deutsch über seine Mutter „immer mit viel Liebe verbunden“ ist, spürt er angesichts solcher Vorurteile „einen kleinen, aber deutlichen Stich“ in seinem Herzen.

Wer sich heute mit Texten beschäftigt, kommt um künstliche Intelligenz (KI) nicht herum. Um die Fähigkeit etwa von ChatGPT zu testen, wurde ein anonymer Beitrag im Wettbewerb platziert. Er habe „uns fasziniert, aber auch ein bisschen gegruselt“, heißt es in einem Kommentar der Jury, konnte sich aber nicht durchsetzen. Die „wunderbaren“ Aufsätze der Schülerinnen und Schüler seien „kreativer, persönlicher und damit offenbar wahrhaftiger“ gewesen. Dennoch müsse man als Lehrkraft zugeben, „dass wir bei den Beiträgen, die uns in diesem Wettbewerb als Jury überzeugt haben, auch nicht sicherstellen konnten, ob KI bei der Herstellung eine Rolle gespielt hat.“

Lieblingswörter sicher ganz ohne KI wurden neben dem Essay-Wettbewerb quer durch alle Klassen gesammelt: Mit Zauberwort oder Sommersprossen, federleicht oder sturmfrei, beömmeln oder abkacken konnte da die deutsche Sprache Purzelbaum schlagen. Eine Sprache, die auch Wissenschaftler und Kulturpatriot Roland Kaehlbrandt „ein schönes Geschenk“ nennt.

Infos zur Deutschen Schule Mailand hier

Roland Kaehlbrandt: Deutsch – Eine Liebeserklärung. Die zehn großen Vorzüge unserer erstaunlichen Sprache. Piper Verlag, München 2022. 256 Seiten, 12 Euro