Liechtenstein meldet sich auf der Kunstbiennale zu Wort
Venedig (Palazzo Trevisan bis 1.11.) Die 56. Kunstbiennale von Venedig neigt sich ihrem Ende am 22. November zu, da macht ein kleines Land von sich reden. Liechtenstein, das bislang noch nie auf einer Biennale Arte vertreten war, zeigt jetzt bei einem Collateral Event in der Lagunenstadt zeitgenössische Kunst aus dem Fürstentum. Unter dem Titel „The Silver Lining“ will man der in diesem Jahr eher pessimistisch ausgerichteten Biennale mit ihrem Blick auf die „Trümmer der Geschichte“ (nach Benjamins Text „Angelus Novus“) einen „Silberstreifen“ am Horizont hinfügen.
Unter der Projektleitung des Kunstmuseums Liechtenstein und kuratiert vom Kunstverein Schichtwechsel soll diskutiert werden, wie gerade Kleinstaaten Leben und Kunst in Beziehung setzen können. So wurden nach einer Vorauswahl neun Künstlerinnen und Künstler aus Liechtenstein aber auch aus Luxemburg, Island und Montenegro nach Venedig eingeladen. Sie zeigen ihre Arbeiten mit Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia im Palazzo Trevisan degli Ulivi.
Pilotprojekt für den Auftritt bei zukünftigen Biennalen
Wobei es nicht um Harmonisierungen geht. Im Gegenteil: Videoarbeiten von Karolina Markiewicz und Pascal Piron erzählen Geschichten von jungen Flüchtlingen auf ihrem Weg nach Luxemburg, „wo das Gras grüner schien“. Umgekehrt fühlt sich etwa Anna Hilti mit einer Fotoinstallation ein in das Schicksal von Amerika-Auswanderern aus Liechtenstein, als der kleine Alpenstaat kaum mehr war, als eine Gemeinschaft von armen Bauerndörfern.
Dieser Collateral Event, der die Wechselwirkung des Blicks nach Innen und des nach Außen thematisiert, gelte, so Friedemann Malsch vom Kunstmuseum Liechtenstein, „als ein Pilotprojekt“ für den Auftritt des Landes bei zukünftigen Biennalen. Kultur, so habe er auch die Regierung des Fürstentums überzeugen können, sei ein wirksames Mittel für die Außendarstellung, um dem schiefen Bild Lichtensteins als Steueroase und Sitz von Briefkastenfirmen entgegen zu arbeiten. Und was sagt der Fürst dazu? Nicht viel, „aber er ist auch nicht dagegen.“
The Silver Lining. Palazzo Trevisan degli Ulivi, Venedig. Bis 1.11. Info: www.silverlining.li