Ausstellungen über Luca Ronconi an der Scala und am Piccolo
Mailand – Vor einem Jahr, am 21. Februar 2015, starb Luca Ronconi kurz vor seinem 82 Geburtstag. Das Teatro alla Scala und das Piccolo Teatro erinnern jetzt mit mehreren Veranstaltungen an den bedeutenden Theater- und Opernregisseur. Dazu gehören eine Ausstellung in den Scala-Werkstätten, die im ehemaligen Industriekomplex Ansaldo untergebracht sind, sowie eine multimediale Installation im neuen Ausstellungsbereich „RovelloDue“ im Teatro Grasso, dem traditionellen Sitz des Piccolo.
Arbeitstische für die Regiearbeiten an der Scala
Eine riesige, fast fußballfeldgroße und 15 Meter hohe Halle der ehemaligen Lokomotiv- und Eisenbahnwaggonfabrik Ansaldo unweit der Porta Genova dient heute zur Fertigung großflächiger Szenografien der Scala. Durch die Halle verlaufen etwa auf halber Höhe über der Arbeitsfläche zwei begehbare Brücken. Auf der einen sind historische Bühnenbildmodelle wichtiger Inszenierungen der Mailänder Oper ausgestellt. Auf der anderen hat Margherita Palli, die als Bühnenbildnerin viele Jahre mit Ronconi zusammen gearbeitet hatte, „Arbeitstische“ eingerichtet, auf denen Material für Ronconis 24 Regiearbeiten an der Scala ausgebreitet wird. Vor allem Fotografien, Entwurfszeichnungen für Bühne und Kostüme, handschriftliche Notizen und Programmhefte.
Das reicht von Wagners „Walküre“ 1974 unter der musikalischen Leitung von Wolfgang Sawallisch bis zu Janaceks „Die Sache Makropulos“ (Dirigent: Marco Letonja) 2009. An der Seite der Brücke schweben hier und da Originalkostüme, während unter ihnen fleißig etwa am Bühnenbild von Giordanos Oper „La cene delle beffe“ gearbeitet wird, die im April/Mai an der Scala zur Aufführung kommt. Deutlich wird die Teamarbeit herausgestellt, die hinter jeder Inszenierung steht. Andererseits tritt man in die „Ideenwerkstatt“ von Ronconi ein, in der der Regisseur sich immer wieder mit modernen Architekturen und Objekten auseinander setzte. Wobei die mechanische Bewegung von Teilen des Bühnenbildes eine immer größere Rolle spielte.
Die Rauminstallationen von „Infinities“ im Jahr 2003
Bewegung, die sich in letzter Konsequenz auf das Publikum verlagerte. Denn es wird auch an die Theaterinszenierung von „Infinities“ nach einem Entwurf des englischen Mathematikers John D. Barrow aus dem Jahr 2002 erinnert. Luca Ronconi setzte für das Piccolo Teatro den anspruchsvoll theoretischen Text mit Rauminstallationen in mehreren Hallen einer Industrieanlage am Mailänder Stadtrand um – in der Bovisa, wo früher die Scala-Werkstätten untergebracht waren. Wobei das Publikum von Raum zu Raum ziehen musste. Und am Ende wieder am Anfang ankam. Ronconi war lebenslang von dem Traum fasziniert, wie er einmal sagte, „zwischen den Brüchen des Raumes und den Lücken der Zeit eine unendliche Aufführung zu präsentieren.“
Während eine Fortsetzung der interessanten Ansaldo-Ausstellung in dem Ambiente des Scala Museums leider belanglos bleibt – ein paar immerhin sehenswerte Kostüme, Fotos und das Video einer Rai-Dokumentation –, führt das Thema „Infinities“ direkt in den Ausstellungsbereich „RovelloDue“ des Piccolo. Hier geht es zunächst in einem Infobereich um die vielfältigen Beziehung zwischen Theater und Wissenschaft, das heißt zwischen Piccolo und Politecnico (Technischen Universität Mailand), die gerade auf Anregung von Ronconi in den vergangenen Jahre intensiviert wurde. In einem zweiten Raum kann der Besucher interaktiv über Schlüsselwörter Spazio („Raum“), Tempo („Zeit“) und Parola („Wort“) Fotografien, Videoausschnitte von Inszenierungen oder Interviews abrufen. In diesen Bildern, die über die Wände laufen, darf man sich gleichsam in einer „unendlichen Aufführung“ fühlen.
Luca Ronconi, il laboratorio delle idee:
Luca Ronconi dietro le quinte. Laboratori Scala Ansaldo, Mailand. Nach Voranmeldung [email protected], tel. (+39)0243353521; Führungen auch in englischer Sprache. Bis 24.5.
Luca Ronconi in scena. Museo Teatro alla Scala, Mailand. Bis 24.5.
Spazio, Tempo, Parola. Il lavoro di Luca Ronconi al Piccolo Teatro. RovelloDue, Mailand. Bis 17.3.
Zu den Ausstellungen ist das Buch erschienen „Luca Ronconi. Gli anni della Scala. The Scala Years“, herausgegeben von Vittoria Crespi Morbio. Zweisprachig italienisch/englisch bei Amici della Scala-Grafiche Step, 35 Euro