Der 60. Salone del Mobile und die Design week in Mailand. Eine zentrale Rolle spielt die Triennale und ihr Palazzo dell’Arte u.a. mit einer Memphis-Ausstellung. Und die 23. Internationale Triennale di Milano steht vor der Tür
Mailand (bis 12.6.) – Zum 60. Mal findet der Salone del Mobile statt. Auf dem Messegelände im Mailänder Vorort Rho zeigen 2000 Aussteller, darunter 600 junge Designer unter 35, ihre Entwürfe, Idee, Produkte. Trotz der globalen Problemstellungen (Klimawandel, Pandemie, Krieg in der Ukraine) möchte man mit Design ein positives, optimistisches Bild „für ein besseres Leben auf diesem verletzlichen Planeten“ vermitteln, wie es in einer Mitteilung heißt. In Italien sind im Sektor rund 34.000 Unternehmen, davon die meisten im Großraum Mailand, mit mehr als 64.000 Beschäftigten tätig. Damit ist Italien das führende „Design-Land“ in Europa, hier wird 15 Prozent des Umsatzes der EU erwirtschaftet.
Die gesellschaftliche Bedeutung zeigt sich auch in der „Design week“, die mit unzähligen Präsentationen und Veranstaltung die Stadt in den Bann zieht. Eine besondere Rolle spielt dabei die Triennale di Milano, die 1923 zur Förderung von Architektur, Design und Gegenwartskultur eingerichtet wurde und von einer öffentlich-rechtlichen Stiftung geleitet wird. Das zentrale Projekt der Mailänder Designwoche auf der Triennale ist die Ausstellung „Memphis again“ – realisiert in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Memphis Milano, kuratiert von Christoph Radl und zu sehen bis 12. Juni 2022. Hier sind rund zweihundert Möbel und Objekte versammelt, die von der Memphis-Gruppe zwischen 1981 und 1986 entworfen wurden und von denen viele zu Design-Ikonen geworden sind. Das war eine Gruppe internationaler Designerinnen und Designer (von Ettore Sotttsass bis Arata Isozaki, von Barbara Radice bis Michael Graves), die gegen starre Formvorgaben protestierten und zugleich die Weltoffenheit des italienischen Designs unterstrichen. In Palazzo dell’Arte der Triennale ist seit 2007 auch das Museo del Design Italiano untergebracht, das in einer festen Sammlung rund 1600 Objekte des italienischen Designs zwischen 1946 und 1981präsentiert.
Am 15. Juli wird die 23. Internationale Ausstellung der Triennale unter dem Titel „Unknown Unknowns“ eröffnet (bis 11.12.22). Die Hauptausstellung wird von dem Architekten Francis Kéré (Burkina Faso) und der Astrophyikerin Ersilia Vaudo (Italien) kuratiert. 22 Staaten (darunter auch Deutschland) werden mit einer eigenen Präsentation vertreten sein. Den Titel erläutert Stefano Boeri, Architekt (berühmt für seine Bosco- verticale-Wohntürme) und Präsident der Triennale di Milano: „Wir fragen uns mit den Kuratoren, welche neuen Herausforderungen und Horizonte vor uns liegen. Man sagt, dass wir 5 Prozent des Universums kennen, 5 Prozent der Kartierung des Meeresbodens, 5 Prozent der Synapsen im Gehirn. Die großen Krisen der Geschichte haben uns vor Augen geführt, dass wir den Überblick verloren haben: Wir wissen nicht mehr, wo die wahren Grenzen der Präsenz unserer Spezies auf dem Planeten liegen.“
Im Mittelpunkt, so Ersilia Vaudo, stehe der Wunsch, das Unbekannte als eine zu bewohnende Dimension darzustellen. Es gehe um die Erweiterung einer Perspektive und die Verwandlung, „die stattfindet, wenn wir uns den Darstellungen von Künstlern, Designern, Architekten angesichts dessen, was uns entgeht, nähern. In dem Bewusstsein, dass das Unbekannte in erster Linie eine Frage der Art und Weise ist, wie wir es betrachten.“