HOME SWEET HOME


Wie die Mailänder Triennale ihren 100. Geburtstag feiert

© Cluverius

Im Grünen: der Palazzo dell’Arte, Sitz der Triennale Mailand (gebaut 1933 nach einem Projekt von Giovanni Muzio)

Mailand – Vorhang auf für die Feiern zum hundertjährigen Bestehen der Triennale. Am 19. Mai 1923 wurde in der Villa Reale in Monza die Biennale der dekorativen Künste (Architektur, Handwerk, Design) als Gegenstück zur Kunst-Biennale in Venedig eröffnet. Aus der Biennale wurde bald eine Triennale, eine internationale Ausstellung alle drei Jahre, die 1933 nach Mailand in den eigens von Giovanni Muzio erbauten Palazzo dell’Arte umzog. Heute ist die Triennale ein Zwitter. Neben der Dreijahresausstellung, die nicht immer in regelmäßigen Abständen abgehalten wird (zuletzt 2022), ist sie eine feste (öffentlich geförderte) Einrichtung, in der das ganze Jahr über Ausstellungen und Veranstaltungen zur Kunst, Architektur, Design etc. veranstaltet werden. Dazu kommen Aufführungsreihen zum Gegenwartstheater. Der Palazzo dell’Arte beherbergt außerdem mit dem Museo del Design die wichtigste Sammlung des Landes zum italienischen Design. Neu geordnet zeigt sie seit Ostern passend zum Jubiläum einen historischen Überblick über die 100 Jahre Design in Italien.

In ihrer hundertjährigen Geschichte hat die Triennale Mailand Designerinnen, Architekten, Künstlerinnen und Denkern aus der ganzen Welt immer wieder ein Forum geboten, auf dem Arbeiten präsentiert und Ideen ausgetauscht werden konnten. „Dieses Jubiläum“, wünscht sich ihr Präsident, der Architekt Stefano Boeri, „soll für uns auch ein sinnvoller Neubeginn sein.“ Die Triennale will ihr innovatives und internationales Profil schärfen: Das einer Einrichtung, so Boeri, in der man Forschung betreibt und mit den Sprachen und Disziplinen der zeitgenössischen Kultur Antworten auf die Fragen nach der Zukunft sucht, die unsere Gegenwart in der Spannung zwischen Klimakrise, Migrationsbewegungen und militärischen Auseinandersetzungen kennzeichnen.

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Museo del Design in der Triennale, Ausstellung 100 Jahre italienisches Design: Der Sessel „UP5 Donna“ von Gaetano Pesce (1969 für B&B Italia)

Die Hundertjahrfeier wird jetzt mit einer Theater- und Tanzinstallation vom Avantgarde-Guru Romeo Castellucci eröffnet. Im Mittelpunkt steht dann bis 10. September die Ausstellung „Home Sweet Home“. Die Ausstellung verfolgt die Idee des Wohnens und ihre Entwicklung der vergangenen 100 Jahre. Themen sind die Gegensätze zwischen Heim und Arbeit, Mann und Frau, Produktion und Reproduktion, öffentlichem und privatem Raum. Die historische Erzählung ist mit zehn kleinen Ausstellungen innerhalb der Ausstellung verwoben, die von zeitgenössischen internationalen Designern wie dem Assemble Studio aus London, der französischen Landschaftsarchitektin Céline Baumann oder dem US-amerikanischen Büro Diller Scofidio + Renfro gestaltet werden. Von Mai bis September steht außerdem der Triennale-Garten wieder im Zeichen eines Sommerprogramms, das mit Vorträgen, Konzerten und Performances seine vierte Auflage erlebt.

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„La Fontana dei Bagni Misteriosi“: Brunnen von Giorgio de Chirico (1973) im Garten der Triennale

Höhepunkt der zweiten Jahreshälfte wird zwischen Oktober 2023 und Januar 2024 eine Ausstellung über zeitgenössische italienische Malerei, die an die Tradition der Wandmalerei der historischen internationalen Ausstellungen anknüpft. Sie will einen Überblick über das malerische Schaffen von mehr als 100 in Italien tätigen Künstlern von den 1990er-Jahren bis heute bieten.

Triennale Milano, viale Alemagna 6, 20121 Milano, T. +39 02 724341, www.triennale.org. Info Programm       

Ein Text zum Thema ist auch im Informationsdienst Kunst Nr. 777 (18.5.23) erschienen.