IN BEWEGUNG


Fotografien aus der Sammlung der Fondazione MAST in Bologna über Kraft, Geschwindigkeit und Arbeitsbeziehungen in der Moderne

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Frei nach Manets Gemälde „Déjeneur sur l’herbe“ das Foto der Renault-Werbung von 1938

Bologna (MAST bis 13.1. 2018) – Die Welt ist in Bewegung, Geschwindigkeit ist das Zeichen von Fortschritt – wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte (oder der Arbeitgeber). Diese Dynamik versinnbildlicht seit der industriellen Revolution die Maschine. Aber auch die Arbeit ist schneller geworden. Bewegung ist bereits auf dem Weg zu ihr die Regel. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto – nur die happy few können zu Fuß gehen. Und natürlich sind Waren unterwegs, oft über Kontinente hinweg. Über diese Zusammenhänge bietet die Fotoausstellung „Pendulum – Waren und Personen in Bewegung“ in der MAST.Gallery von Bologna kritisches Material vom 19. Jahrhundert bis heute.

Zu sehen sind rund 250 Exponate von 65 Fotografen aus aller Welt, darunter historische Arbeiten des Italieners Ugo Mulas oder des Schweizers Jakob Tuggener sowie brandneue der Niederländerin Jacqueline Hassink. Die Arbeiten spiegeln den reichen Bestand der Fotosammlung der Fondazione MAST wider, einer Kulturstiftung des global operierenden Industrieunternehmens Coesia (Verpackungsmaschinen) aus dem Raum Bologna. Fotografische Formen wie Dokumentation, Werbung, Sozialreportage oder künstlerische Installationen wechseln einander ab.

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Mit der Metro zur Arbeit – Aus der „Subway“ Serie von Helen Levitt (1975)

Der Titel „Pendulum“ gibt den Takt an. Das Themenpendel schwingt von einem Industriefoto mit einem 1938er Renault neben einer Picknickgruppe – Autor ist Robert Doisneau, den man von seinem berühmten Kussfoto nach Kriegsende kennt – zu Aufnahmen von Pendlern in der New Yorker Metro der 1970er Jahre (Helen Levitt). Es schneidet den melancholischen Blick eines süditalienischen Arbeitsimigranten auf dem Mailänder Hauptbahnhof (Mimmo Jodice, geboren 1934) mit der formalistischen Struktur eines Container-Lagers der Deutschen Sonja Braas (geboren 1968).

Beeindruckend zeigt eine großformatige Installation des Spaniers Xavier Ribas die Zerstörung eines aufgelassenen Industriebetriebes in Barcelona, um eine Ansiedlung von Rom und Sinti zu vertreiben. Und das Panoramabild des Iren Richard Mosse eines Container-Hafens, das mit einer auf Wärmestrahlung reagierenden Spezialkamera aufgenommen wurde, erinnert an künstlerische Arbeiten von Gerhard Richter.

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Zerstörte Landschaften – Industriegebiet in Barcelona (Foto-Installation von Xavier Ribas 2008)

Mit dieser Ausstellung, die die Bedeutung und die Vielseitigkeit der Fotografie für ein Nachdenken über gesellschaftliche Beziehungen besonders in der Arbeitswelt eindrucksvoll unterstreicht, feiert das MAST auch das fünfjähriges Bestehen eines eigenen, vielfach genutzten Kulturhauses am Stadtrand von Bologna. In Zusammenarbeit mit der Stadt hat die private Kultureinrichtung zudem eine Biennale der Industriefotografie initiiert, die 2019 zum vierten Mal veranstaltet werden soll.

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Eingang zur Ausstellung im MAST

Pendulum. Merci e persone in movimento. MAST.Gallery, Via Speranza 42, Bologna, bis 13. Januar 2019. Di – So 10-19 Uhr, Mo geschlossen, Eintritt frei. Info: www.mast.org

Siehe auch auf Cluverius Identität und Illusion – die Biennale Foto/Industria 2017