Von Ausstellungen bis zu Büchern – das Land feiert den Dichterfürsten Dante Alighieri 700 Jahre nach seinem Tod mit einem vollgestopften Programm, das aber wegen der Covid-Pandemie nur etwas mühsam anrollt – ein Überblick (und ein deutsch-italienischer Streit)
Mailand – Vor 700 Jahren, in der Nacht vom 13. auf den 14. September 1321, starb der 56jährige Dante Alighieri in Ravenna vermutlich an den Folgen einer Malaria. Dutzende von Ausstellungen, Aufführungen, Lesungen, Tagungen und weiteren Veranstaltungen sowie Veröffentlichungen stehen in diesem Jahr im Zeichen des Gedenktages. Hinzu kommt der Dantedì, der jährliche Dantetag, den das Kulturministerium für den 25. März eingerichtet hat, der jetzt zum zweiten Mal gefeiert wird. „Vater der italienischen Identität“ nennt der Corriere della Sera den „sommo poeta“. Und die Zeitschrift Giornale dell’Arte widmet einem Artikel über den Veranstaltungsreigen zum 700. Todestag die Schlagzeile: „L’iDantità italiana“.
Drei Städte stehen im Mittelpunkt der Veranstaltungen. Natürlich Florenz, wo Dante 1265 geboren wurde und die meiste Zeit seines Lebens verbracht hatte, Verona, wo der „sommo poeta“ sich mehrfach auf Einladung des Cangrande, dem Signore der Stadt, aufhielt, und eben Ravenna, wo der „Dichterfürst“ schließlich Asyl fand, seine „Göttliche Komödie“ vollendete und starb. Ausstellungen, öffentliche Lesungen und Tagungen sind unter den gegenwärtigen Bedingungen der Pandemie nur begrenzt möglich. Die Hoffnung besteht, dass spätestens ab Mai – mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen – Präsenzveranstaltungen über die Bühne gehen können.
Ein grober Überblick
In Florenz (700dantefirenze.it) steht seit Anfang März ein eine 22 Meter hohe site specific Installation von Giuseppe Penone auf der Piazza della Signoria, die sich auf das Bild des Baumes im Paradies beruft. Das Museo Bargello untersucht das Verhältnis von Dante und der Stadt: „Onorevole e antico cittadino di Firenze“ (21.4. bis 25.7.). Die Uffizien, die online Zeichnungen von Federico Zuccari und anderen zur Divina Commedia präsentieren, unterstützen mit rund 50 Werken vom Mittelalter bis zur Moderne eine große Ausstellung in Forlì „Dante. La visione dell’arte“ (1.4.? bis 11.7.)
In Verona (danteaverona.it) steht u.a. „Tra Dante e Shakespeare“ (Galleria Achille Forti 23.4. bis 3.10.) auf dem Programm. Die Musei Civici haben zudem einen Stadtrundgang „Dante a Verona“ eingerichtet. Reich zeigt sich das Programm in Ravenna (vivadante.it). In der Chiesa di San Romualdo ist „Le arti al tempo dell’esilio“ (24.4. bis 4.7.) zu sehen – Kunst und Handwerk zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert. Im Herbst soll im Museo MAR eine zweiter Teil folgen, der sich mit Dante als zeitlose Ikone in Büchern, Filmen, Comics, Videospielen und PR auseinander setzt. In der Biblioteca Classense wird an die Feierlichkeiten von 1921 erinnert (bis 17. Juli).
Kreuz und quer durchs ganze Land gibt es Lesungen (u.a. im Mailänder Dom). In Rom planen die Scuderie del Quirinale eine Ausstellung über Dantes „Hölle“, kuratiert von Jean Clair (5.10. bis 9.1.22). Bereits in diesem Frühjahr sind im Palazzo Rhinoceros Foto-Ausstellungen mit Arbeiten von Claudia Rogge und Raffaele Curi (15.4. bis 15.7.) zu sehen. Das Gesamtprogramm unter der Aufsicht vom Comitato Nazionale per le Celebrazione kann man aufrufen unter beniculturali.it/evento/dante2021.
Eine Bücherwelle mit Dante-Titeln rollt über das Land. In den Besellerlisten hält sich die Biographie von Alessandro Barbero („Dante“ – Laterza, Roma/Bari, 20 €). Marco Santagata erzählt die Beziehungen zu den Frauen – nicht nur zu Beatrice („Le donne di Dante“ – il Mulino, Bologna, 38 €). Erfrischend erweist sich die Lektüre der gut dokumentierten Untersuchung „Danteide“ (Bompiani, Milano, 20 €), mit der Piero Trellini sich der Welt widmet, in der Dante gelebt hat, und den Personen, denen er begegnet ist, und wie sich das in seinen Werken niedergeschlagen hat.
PS: Zur Auseinandersetzung über einen dantekritischen Artikel von Arno Widmann in der Frankfurter Rundschau (hier) siehe den Kommentar des Fatto Quotidiano (hier) und des Bayrischen Rundfunks (hier)