MONTEVERDI UND CARAVAGGIO


Cremona feiert den Komponisten Claudio Monteverdi, der vor 450 Jahren in der Stadt der Geigenbauer geboren wurde. Eine Ausstellung will die kulturellen Umbruchstimmungen in Musik- und Kunstgeschichte zu Beginn der Barockzeit aufzeigen

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Der Lautenspieler – Kopie oder Original? Ein Caravaggio in Cremona

Cremona (Museo del Violino bis 23.7.) – Hier hat alles angefangen. Handwerker und Musiker brachten im 16. Jahrhundert und 17.Jahrhundert zwischen Gardasee und Po, zwischen Brescia und Cremona, den Bau von Streichinstrumenten zur Meisterschaft. Cremona, wo die Familie Amati die Grundlagen für die Entwicklung der Violinen legte, wurde bald zu einem Zentrum dieser Kultur, die der Musikgeschichte neue Impulse geben sollte. In Cremona kam 1567 auch Claudio Monteverdi zur Welt. Monteverdis Oper L’Orfeo (1607/1609) ist ein Meilenstein in der Entwicklung dieser Kunstgattung. Anlässlich des 450. Geburtstages des Komponisten zeigt das Museo del Violino von Cremona eine Ausstellung von historischen Orchester-Instrumenten für eine Orfeo-Aufführung. Und setzt sie mit dem Gemälde „Der Lautenspieler“ in Beziehung zur Malerei von Michelangelo Merisi (1571-1620). Der stammte aus dem Nachbarort Caravaggio, von dem er auch seinen Künstlernamen erhielt.

Von der Renaissance zum Barock

Die Kompositionen von Monteverdi kennzeichnen den Übergang von der polyphonischen, mehrstimmig vorgetragen Form der Musik der Renaissance zur monodischen Form des Barock mit Solo-Gesang. Der neue Stil ermöglichte eine enge Verzahnung von Musik und Text und begünstigte so die Herausbildung der Oper. Neues tat sich nicht nur in der Musik. Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts breitete sich ein Klima des Umbruchs aus, das alle Kulturbereiche erfasste.

So löste sich Caravaggio mit einer dramatischen, realistischen Bildsprache vom Manierismus und prägte damit die junge Malerei des Barocks. In mehreren Bildern, die in Rom für den Kardinal Del Monte entstanden, wählte er Musiker und Musikinstrumente als Motiv. Im Bildnis des Lautenspielers, das in Cremona ausgestellt wird, ist zudem auch eine Violine zu sehen, die bald herkömmliche Streichinstrumente verdrängen sollte.

Verschieden Versionen des „Lautenspielers“

Doch werden die Parallelen von Musik- und Kunstgeschichte in der Ausstellung nicht weiter vertieft. Die Konfrontation von Gemälde und Instrumenten wirkt so etwas zwanghaft. Von dem um 1597 gemalten „Lautenspieler“ gibt es außerdem mehrere Versionen. Die hier gezeigte stammt aus der Londoner Gallery Whitfield. Ob das eine – zugegeben – glänzende Kopie einer Arbeit von Caravaggio oder sein originäres Werk ist, wird in der Kunstwissenschaft noch diskutiert.copyright Cluverius

Originale sind dagegen die meisten ausgestellten Musikinstrumente von der sogenannten Viola Stauffer (Girolamo Amati) bis zu Trompeten von Anton Schnitzer d.Ä. Im Orchester für den L’Orfeo gab es drei Instrumentengruppen: die Streichinstrumente, die Blasinstrumente (zumeist aus Messing) und die für den Generalbass wie Clavicembalo, Kleinorgel oder Viola da Gamba, außerdem einige Blockflöten. Das Problem dieser eigentlich sehr gründlich zusammen gestellten und zugleich sehr prächtig wirkenden Ausstellung ist, dass jedes Instrument wie eine Skulptur, wie ein Kunstwerk ausgestellt wird und sich der Zusammenhang nur mühsam erschließt. Man muss schon den Katalog bemühen, um etwa zu verstehen, wie die Geschichte des Instrumentbaus Anfang des 17. Jahrhunderts in einem Netz Orte Süddeutschlands und Norditaliens miteinander verbindet: Nürnberg (Trompeten), Füssen (Lauten), Venedig (Holzflöten), Cremona und Brescia (Streichinstrumente).

Von Cremona nach Mantua und Venedig

Cremona, das in diesem Jahr Claudio Monteverdi mit vielen Aktivitäten feiert – unter anderem sind Dokumente zu seinem Leben im Museo Lauretano zu sehen – war zwar ein Zentrum des Instrumentenbaus, jedoch musste Monteverdi die Stadt verlassen, um als Musiker Geschichte schreiben zu können. Cremona stand wie Mailand und weite Teile der Lombardei unter spanischer Herrschaft. Monteverdi ging zuerst an den Hof der Gonzaga von Mantua, wo auch der L’Orfeo entstand, und schließlich nach Venedig. Hier wurde er 1613 zum Kapellmeister von San Marco bestellt. Bis zu seinem Tod 1643 blieb Monteverdi in der Lagunenstadt sesshaft, in der er seine berühmten Zyklen von Madrigalen komponierte. Und fast zwanzig Opern schrieb, von denen aber nur drei erhalten geblieben sind.

Monteverdi e Caravaggio. Museo del Violino, Cremona, bis 23. Juli 2017. Katalog Edizioni Museo del Violino. Info: www.museodelviolino.org

Weitere Ausstellungen in Cremona:

Monteverdi tra Cremona, Mantova e Venezia. Museo Lauretano/Chiesa S. Abbondio bis 31.Dezember 2017

Cremona nel Seicento (Geschichte Cremonas im 17. Jahrhundert). Palazzo Comunale 10. Oktober bis 31.Dezember 2017

Genovesino. Natura e invenzione nella pittura del Seicento a Cremona (Luigi Miradori – genannt Genovesino – und Malerei Cremonas im 17. Jahrhundert). Pinacoteca di Cremona 6. Oktober 2017 bis 6. Januar 2018

Außerdem: Monteverdi-Festival vom 5. Mai bis 24. Juni (u.a. „L’Orfeo“ am 5./6.5. im Teatro Ponchielli)

Info für alle Veranstaltungen: www.monteverdi450.it