PUNKT UND KONTRAPUNKT


Bruce Nauman, Dineo Seshee Bopape und der Mailänder Pirelli HangarBicocca

©Courtesy Hangar Bicocca

Bruce Nauman: „Human Nature/Knows Doesn’t Know“, Installation 1983/1986

 Mailand (Hangar Bicocca bis 26.2.) – Nach Steve McQueen und Anicka Yi in diesem Frühjahr zeigt der Mailänder Pirelli HangerBicocca jetzt im Herbst/Winter als Hauptausstellung Bruce Nauman Neon Corridors Rooms. Für 2023 sind u.a. weitere Ausstellungen von Ann Veronica Janssens, James Lee Byars oder Thao Nguyen Phan geplant. Die monografische Ausstellungen von internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die sowohl neue Produktionen als auch Leihgaben aus den wichtigsten Museen der Welt umfassen, belegen die Bedeutung dieser Kultureinrichtung für die Szene der Gegenwartskunst in Italien. Das ist nicht zuletzt ein Verdienst von Vicente Todolí und seinem Team von Kuratorinnen und Kuratoren.

Der Spanier, der als künstlerischer Direktor vor zehn Jahren von der Tate Modern London nach Mailand wechselte, konzipiert Ausstellungen punktgenau für die weitflächigen Räume der ehemaligen Industrieanlage. Oder im Falle von Kooperationen mit anderen Institutionen wie jetzt in der Nauman-Ausstellung mit London (Tate Modern) und Amsterdam (Stedelijk Museum) haben Vicente Todolí und Roberta Tenconi ein ortsspezifische Ausstellungsprojekt entwickelt, das sich zugleich durch Mitarbeit weiterer Kuratoren (u.a. Andrea Lissoni oder Nicholas Serota) für einzelne Installationen schmückt. Und so mit 30 Raum-, Licht-, Video- und Klanginstallationen eine wundervoll verspielte und zugleich körperlich erlebbare Inszenierung auf die Beine gestellt, die es so nur in Mailand zu sehen gibt.

Dineo Seshee Bopape als Kontrapunkt

Parallel und gleichsam als Kontrapunkt zum 80jährigen Nauman sind in einer weiteren Ausstellung (Born in the first light of the morning) Arbeiten des 41jährigen Südafrikaners Dineo Seshee Bopape  aus Johannesburg zu sehen. Die Verwendung organischer und symbolträchtiger Materialien verweisen auf Themenkreise wie Erinnerung und Zugehörigkeit. Zum Beispiel durch den Einsatz von Erde, die der Künstler mit anderen Stoffen wie Kohle, Asche und Ton vermischt und bearbeitet, um Umweltinstallationen gleichsam mit Leben zu füllen.

© Cluverius

Anselm Kiefer im Hangar Bicocca „Die sieben Himmelstürme“ (2004) und malerische Arbeiten (rechts „Jaipur“, 2009)

Für Besucher gibt es natürlich noch einen weiteren Grund, den Hangar am nördlichen Stadtrand der lombardischen Metropole zu besuchen: Die monumentale feste Ausstellung der „Sieben Himmlischen Paläste“ von Anselm Kiefer (seit 2004). Vicente Todolí hat sie 2015 mit fünf übergroßen Leinwänden Kiefers – darunter „Die Deutsche Heilslinie“ (2012-2013) zu einer imposanten Gesamtausstellung zusammengeführt.

Im Einklang mit seinem Engagement, Kunst offen zugänglich zu machen („ArtToThePeople“), bietet der Pirelli HangarBicocca alle Ausstellungen weiterhin bei freien Eintritt an.

Bruce Nauman. Neons Corridors Rooms. Bis 26.2.2023

Dineo Seshee Bopape. Born in the first light of the morning [moswara’marapo]. Bis 29.1.2023

Pirelli Hangar Bicocca, Mailand. Do-So 10.30 bis 20.30 Uhr, Eintritt frei