In Genua zeigt die Villa Croce das Lebenswerk von Aldo Mondino
Genua (verlängert bis 8.1.2017) – Die Villa Croce, das lebhafte Museum für Gegenwartskunst auf dem Carignano-Hügel, präsentiert Arbeiten von Aldo Mondino (Turin 1938 – 2005). Zu entdecken ist ein rastloser Künstler, der immer auf der Suche nach neuen Formen und Techniken Gegenwart aufnahm und verarbeitete. Abstrakte Arbeiten wechseln mit Gegenständlichen, Gemälde mit Skulpturen und Installationen. „Moderno, Post-Moderno, Contemporaneo“ lautet der Untertitel der Ausstellung, der den Spannungsbogen im Leben des Künstlers nachzeichnet.
Nach gleichsam „surrealistischen“ Lehrjahren in Paris, wo Mondino sich unter anderem in der Mosaiktechnik ausbilden ließ, begann er in Italien (vor allem im heimatlichen Turin, aber auch in Rom und Mailand) zunächst unter dem Einfluss der Pop-Art zu arbeiten. Experimente unterschiedlichster Art folgten. Reisen nach Afrika inspirierten zu Arbeiten auf Gebrauchsmaterialien wie Linoleum. Die Biennale Venedig 1993 stellte Mondino einen eigenen Raum zur Verfügung, in dem er seine Derwisch-Bilder ausstellte.
Kacheln aus Marshmallows
In der Villa Croce, dem prächtigen Hauptsitz des Museum, sind jetzt Werk aus dem Zeitraum 1960 bis 1990 zu sehen. Die Arbeiten aus den folgenden Jahren bis 2004 werden in dagegen im Palazzo della Meridiana in der Altstadt präsentiert. So erweist sich diese Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Mondino-Archiv entstanden ist, als eine gelungene Retrospektive des Lebenswerks von Aldo Mondino. Staunend folgt man der kreative Kraft des Künstlers: ein Badezimmer mit „Kacheln“ aus Marshmallow-Plättchen, ein orientalisch anmutendes Mosaik aus bunten Pralinen – die in Wirklichkeit mit Gips gefüllt sind –, eine Wandinstallation mit Pferdebeinen (zum Thema Palio in Siena) oder die drei mal vier Meter große Darstellung einer Klagemauer aus weißem und braunen Zucker.
Seine lange Freundschaft mit Alighiero Boetti (gestorben 1994), Partner auch mehrerer Reisen in den Orient, spiegelt sich in dem melancholischen Tryptichon „Essaouira 94“. Auf grünem, blauen und schließlich roten Untergrund fliegen unzählige Schwalben in den Himmel.
Die ganze Stadt wird einbezogen
Genua ist keine Stadt, die Gegenwartskunst mit offenen Armen aufnimmt. Um Wahrnehmungsschwellen zu überwinden, versucht die künstlerische Leiterin der Villa Croce (und Kuratorin der Ausstellung) Ilaria Bonacossa Plätze und Paläste der alten Hafen- und Handelsstadt in ihre Projekte einzubeziehen. So sind wie bereits bei der Ausstellung von Susan Philipsz vor einem Jahr auch diesmal Arbeiten von Aldo Mondino unter anderem im Atrium des Palazzo Ducale, auf der Dachterrasse und den Gärten des Palazzo Reale sowie in zwei Palazzi der Via Nuova zu sehen. Sogar eine Touristenattraktion wie die Casa Colombo, angeblich das Wohnhaus der Familie von Kolumbus, wurde mit einbezogen. Passend zum Thema ist dort ein amerikanische Flagge frei nach Jasper Jones zu sehen – ein Mosaik aus Pralinen zusammengelegt.
Aldo Mondino – Moderno, Post-Moderno, Contemporaneo. Villa Croce, Palazzo della Meridiana und an anderen Orten, Genua, verlängert bis 8.1.2017.
Info: www.villacroce.org