UNBEQUEMER STREITER


Biennale (3): Die Preise, der Präsident und die Bühne Venedig

© Cluverius

Mehr als eine Reise wert – Venedig bietet neben den Veranstaltungen zur Biennale ein tolles Ausstellungsprogramm, das in wenige Tagen kaum zu schaffen ist

Venedig – Eine internationale Jury unter der Leitung von Stephanie Rosenthal (Direktorin des Gropius Bau Berlin) hat die Preise vergeben. Den goldenen Löwe für das Lebenswerk erhielt der us-amerikanische Konzeptkünstler, Poet und politische Aktivist Jimmie Durham (geboren 1950 in Houston/Texas). Als beste Länderbeitrag wurde Litauen – hier ein Videoausschnitt – mit einem goldenen Löwen geehrt. Besonders erwähnt wurde auch der von Belgien. Der goldene Löwen für den besten künstlerischen Beitrag ging an Arthur Jafa (USA). Der silberne Löwen für einen jungen Künstler fiel der 39jährigen Zypriotin Haris Epaminonda zu, die in Berlin lebt und arbeitet. Besonders erwähnt wurden außerdem die Arbeiten von Teresa Margolles (Mexiko) und Otobong Nkanga (Nigeria).

© Biennale di Venezia

Der Direktor der internationalen Kunstausstellung Ralph Rugoff (links) und der Präsident der Biennale di Venezia Paolo Baratta

Die 58. Biennale kostet rund 13 Millionen Euro. Zu der vor zwei Jahren kamen 615 Tausend Besucher, auf mindestens ebenso viele hofft man auch diesmal. Kurz vor Toresschluss am 24. November wird Biennale-Präsident Paolo Baratta seinen 80. Geburtstag feiern können – hier seine Einführung zur diesjährigen Kunstausstellung. Der Mailänder Politiker, Ökonom und Kulturmanager hat die öffentliche Kulturstiftung der Biennale Venedig mit den Sparten Kunst, Architektur, Kino, Theater, Tanz und Musik in den Jahren 1999-2001 und von 2008 bis heute geleitet. Er hat die Einrichtung reformiert, sie mit anspruchsvollen Programmen auch in den weniger wahrgenommenen Sparten bis hin zum Karneval für Kinder breit verankert. Internationale Öffnung und die Überwindung von Grenzen in allen Kulturbereichen sind ihm Voraussetzung um der Kultur und besonders der bildenden Kunst als ein „Phänomen von Humanität“ gerecht zu werden. Als unbequemer Streiter hat Paolo Baratta sich jeder parteipolitischen Gängelung entzogen. Seine Amtsperiode wie die des gegenwärtigen Verwaltungsrates der Biennale endet im kommenden Januar. Noch ist offen, wie es dann mit dieser nicht nur für Italien wichtigen und wertvollen Einrichtung weiter geht.

Unterwegs in Venedig

Venedig ist nicht nur Schauplatz für die Biennale in den Giardini und im Arsenale sowie mit den teilweise im Stadtgebiet verstreuten Länderpavillons wie den offiziellen Nebenveranstaltungen. Die kulturellen Einrichtungen der Lagunenstadt nutzen das Jahr der Kunstbiennale regelmäßig, um zu unterstreichen, welch großartige Bühne Venedig der bildenden Kunst in all ihren Ausformungen bieten kann. In diesem Jahr sind das unter anderem die Fondazione Cini mit einer Ausstellung über Alberto Burri (Isola San Giorgio Maggiore bis 28.7.), die Gallerie dell’Accademia mit einer Schau über Georg Baselitz (bis 8.11.) oder die Ca’ Pesaro mit einer Hommage an Arshile Gorky: 1904 – 1948 (bis 22.9.). Die Pradastiftung erinnert in der Ca’ Corner della Regina an Jannis Kounellis (bis 24.11.) und der Palazzo Franchetti lässt die Welt von Jean Dubuffet (bis 20.10.) wieder aufleben. Außerdem Hans Arp bei Peggy Guggenheim (bis 2.10.), Chiara Dynys im Museo Correr (bis 24.11.) oder Luc Tuymans im Palazzo Grassi (bis 6.1.2020) sowie Pino Pascali im Palazzo Cavanis (bis 24.11.). Venedig ist mehr als eine Reise wert.

Siehe auch auf Cluverius: Biennale (1) „Hoffnung im Herzen, Feuer im Bauch“ und Biennale (2) „Kopflastig“