WERKSTATT FÜR IDEEN


Zwischen Trubel und Debatten – die Turiner Buchmesse mit steigenden Besucherzahlen

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Bücher sind das Leben – Feltrinelli-Stand

Turin/Mailand – Die Veranstalter des 32. Salone Internazionale del Libro di Torino (9. bis 13. Mai) zeigten sich zufrieden. Zur italienischen Buchmesse kamen diesmal 148.000 Besucher (darunter rund 21.000 Kinder und Jugendliche in einem für sie reservierten Veranstaltungsbereich) – rund 10 Prozent mehr als im Vorjahr. „Wir sind eine Werkstatt für Ideen“, zog der künstlerische Leiter, der Schriftsteller Nicola Lagioa, Bilanz.
Auf Veranstaltungen wurden Bücher und Themen einer breiten Themenpalette diskutiert, wobei die gegenwärtige Faschismusdebatte in Italien mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt wurde.

Im Vorfeld war es zu Spannungen wegen der Beteiligung des Verlages AltaForte (Cernusco bei Mailand) gekommen, der der rechtsradikalen Bewegung Casa Pound nahe steht. Bei AltaForte ist gerade eine Biographie von Lega-Führer und Innenminister Matteo Salvini erschienen. Nach der Einleitung eines Strafverfahrens gegen den Verlagsgründers, der sich offen zum Faschismus bekennt, wurde AltaForte aber von der Messe kurz vor der Eröffnung ausgeschlossen. Die Lega forderte deshalb den Rücktritt von Nicola Lagioia, was der Veranstalter und auch die Bürgermeisterin von Turin Chiara Appendino von der Fünfsterne-Bewegung zurückwiesen.

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Eine lebendige Verkaufsmesse

An den Veranstaltungen nahmen Dutzende Autorinnen und Autoren wie Valeria Parella oder Tijana M. Djerkovic, Luis Sepúlveda oder Wole Soyinka, Alessandro Baricco oder Roberto Menasse teil. Daniel Kehlmann stellte die bei Feltrinelli erschienende Übersetzung seines Romans „Till“ vor. In diesem Jahr war kein Gastland, sondern eine Gastsprache geladen – das Spanische. Doch ging dieser der Teil in den stark auf innere italienische Themen fokussierten Debatten unter. Außerdem übertönte das laute Treiben viele Veranstaltungen. Die traditionell lebendige Verkaufsmesse muss darauf achten, dass sie im Trubel der Veranstaltungen nicht ihren Charme verliert.

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Auch in Italien ein Renner – die Titel von Carmen Korn (bei Fazio Editore)

Der Salone del Libro ist eine der wichtigen Veranstaltungen zur Leseförderung in Italien neben dem Festival von Mantua (im September), Book City in Mailand (im November) oder der Messe für kleinere und mittlere Verlage Più libri, più liberi in Rom (im Dezember). Gerade hat der Verlegerverband AIE  die fehlende Lesekultur des Landes beklagt. Nur 60 Prozent der Erwachsenen würden innerhalb eines Jahres mindestens ein Buch kaufen. Bei einer AIE-Veranstaltung auf dem Salone wurde auch bekannt, dass der Online-Verkauf zum ersten Mal den der familiär geführten Buchhandlungen überflügelt hat (25,9 Prozent zu 24 Prozent Marktanteil). Nach wie vor führend bleiben die Buchhandelsketten (43,5 Prozent).

Info: Salone del Libro